Am Neusiedler See wird eine kulinarische Tradition in einem ganz besonderen Rahmen gefeiert: Der Starkoch Max Stiegl, bekannt aus diversen Fernsehsendungen, lädt regelmäßig zu seinem „Sautanz“ ein. Diese Veranstaltung, die am vergangenen Samstag ihre neue Saison startete, bringt Gäste aus nah und fern zusammen, um die Kunst der Schweineverwertung hautnah zu erleben. In einem vollbesetzten Hof seines Guts Purbach zeigten sich rund 150 Teilnehmer von dem Spektakel begeistert, für das es Tausende an Anfragen gab.
Der Himmel über Purbach strahlte blau, während der Wind kühl um die Ecken pfiff. Schweißgebadet arbeitete Max Stiegl zusammen mit einem Helfer an der Zerlegung eines etwa 135 Kilogramm schweren Ebers. Mit scharfen Messern schabten sie die Borsten von der Haut und später zogen sie die Gedärme heraus. Stiegl mahnte dabei stets zu sorgfältigem Arbeiten, während die geladenen Gäste einem schaurigen, aber faszinierenden Schauspiel beiwohnten.
Nose to Tail – Ein ganzheitlicher Ansatz
„Nose to Tail“ – das bedeutet, dass kein Teil des Tieres ungenutzt bleibt. Stiegl und sein Team verwerten alles, vom Hirn bis zum Ringelschwanz. Der Prozess beginnt schon vor der Ankunft in Purbach, als Stiegl gemeinsam mit seinen Helfern ein Schwein von einem Bio-Bauernhof abholt. Die gesamte Zeremonie ist durchdrungen von einer ethischen und nachhaltigen Denkweise, die Wertschätzung für das Tier und die Tradition der Lebensmittelverarbeitung betont.
Nachdem das Schwein sachgemäß geschlachtet wurde, brachte Stiegl es zurück in seine Küche. Es verwandelte sich in verschiedene köstliche Speisen: von Blutwurst über Schweinehirn bis hin zu kross gebratenem Schweinebauch. Inmitten des Geschehens duftete es nach frischem Fleisch und Kräutern, während die Gäste gemeinsam am Kochen und Essen teilnahmen.
Max Stiegl, der 1980 in Slowenien geboren wurde, hat sich in der kulinarischen Welt einen Namen gemacht. Mit einem Michelin-Stern und vier Hauben in seinem Portfolio ist er ein gefragter Koch, der sich von vorneherein dazu entschlossen hat, das Bewusstsein für regionale Produkte zu stärken und auf die Tradition der ganzheitlichen Tierverwertung aufmerksam zu machen.
Obwohl sich die Zeiten geändert haben und die Nachfrage nach bestimmten Fleischteilen zurückgegangen ist, setzt Stiegl auf die Rückbesinnung zu altehrwürdigen Traditionen. „Foltersteaks“ nennt er die modernen Kurzgebratenen, die seiner Meinung nach überbewertet sind. Stattdessen will er zeigen, was alles aus einem Schwein zubereitet werden kann, um das Wissen um heimische Produkte wieder in die Köpfe der Menschen zu bringen.
Gemeinsam essen und erleben
Die Atmosphäre während des „Sautanzes“ ist fast schon familiär. Egal woher die Gäste stammen, sie alle essen gemeinsam, bedienen sich aus großen Pfannen und teilen ein unvergessliches Erlebnis. „D’Original Sautanzmusik“ unterhält die Anwesenden, während ein stilvolles Sparschwein um Spenden für das Event gebeten wird. Die Kombination aus gutem Essen, Musik und gemeinschaftlichem Geist lässt selbst die eventuellen Überwindungen des Anblicks leidenschaftlicher Zubereitung in den Hintergrund treten.
Das Event hat sich als so beliebt herausgestellt, dass bereits zahlreiche Termine für die Saison zwischen dem 16. November und dem 18. Januar fast ausgebucht sind. Stiegl leitet seine Gäste durch den gesamten Prozess, von der Zerlegung des Tieres bis hin zu den eindrucksvollen Gerichte, die sie selbst zubereiten dürfen. „Das Hirn und die anderen Teile wird man sich vielleicht nicht so einfach im Restaurant bestellen“, gibt ein Besucher zu. Doch im Rahmen dieses Events sind die Gäste mit Feuereifer dabei, Neues auszuprobieren.
Die Veranstaltung kann nicht nur als einzigartiges kulinarisches Erlebnis wahrgenommen werden, sondern dient auch dazu, den Fokus wieder auf regionale Produkte und die Tradition der Lebensmittelverarbeitung zu lenken. Für Max Stiegl ist der Sautanz weit mehr als nur ein Festmahl. Er sieht es als Möglichkeit, eine verlorene Kunst neu zu entdecken und zu fördern.
Für Besucher bietet die Region auch zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten, darunter das Gut Purbach selbst. Diese Destination am Neusiedler See lockt mit ihrer Nähe zu Wien und den vielen Möglichkeiten, die sie für Tages- oder Wochenendausflüge bietet. Ein Aufenthalt in dieser charmanten Umgebung ist nicht nur für Gourmet-Liebhaber ein Gewinn, sondern für alle, die sich für die Tradition der Küche interessieren.
Weitere Informationen zu diesem einmaligen Event sind auf der Webseite von Max Stiegl und im Tourismusportal des Neusiedler Sees zu finden, um einen Platz bei einem der kommenden „Sautänze“ zu sichern.