In den letzten Tagen hat sich die Situation der Landwirte in Burgenland zugespitzt, was sich in einer eindrucksvollen Protestdemonstration in Eisenstadt niederschlug. Während nur wenige Traktoren den Weg zur Demonstration auf sich nahmen, zeigten die anwesenden Landwirte deutlichen Unmut über die aktuellen Pachtvergabepraktiken der Diözese. Die Teilnehmer, darunter Philipp Tröstner aus Neudorf und Ernst Tschida aus Pamhagen, äußerten klare Bedenken: „Die Landwirte hier haben die Tragweite offensichtlich noch nicht erkannt“, so Tschida. Diese Aussage unterstreicht die Unsicherheit und Besorgnis, die viele Landwirte in dieser schwierigen Lage empfinden.
Gründe für den Unmut der Landwirte
Hinter dem Protest stehen gravierende wirtschaftliche Herausforderungen: Ein trockener Sommer hat die Ernteerträge um bis zu 50 Prozent reduziert. Während die Preise für Landwirtschaftserzeugnisse, inklusive Getreide, aufgrund des Ukraine-Kriegs fallen, leiden viele Landwirte, da die Produktionskosten kontinuierlich hoch bleiben. „Durch das billigere Getreide sinken auch die Fleischpreise oder Milchpreise“, erklärt Tschida.
Zusätzlich wird das Thema der Bio-Landwirtschaft aufgegriffen, wo Tröstner anmerkt, dass nicht genügend Anreize für nachhaltige Praktiken geschaffen werden. „Wenn man Bio möchte, dann muss man Anreize schaffen, stattdessen sinken die Förderungen“, sagt er resigniert.
Die neue Pachtvergabe im Fokus
Am Veranstaltungsort in Eisenstadt diskutierten Diözesanvertreter über die neuen Pachtmodalitäten. Die Diözese Eisenstadt hat angekündigt, die Pachtvergabe zentral zu regeln, was im Hinblick auf die 54 pensionierten Pfarrer der Diözese dient, deren Pensionen aus diesen Pachteinnahmen finanziert werden. Dieser Ansatz soll dafür sorgen, dass die Pachtpreise dem aktuellen Markt angepasst werden und nicht mehr von den einzelnen Pfarrern zu oft zu niedrigen Preisen vergeben werden.
Der Bauleiter der Diözese, Stefan Salzer, und die neue Pressesprecherin Anneliese Rothleitner-Reinisch betonten die Wichtigkeit dieser Transparent, die für Landwirte wie den Junglandwirt Alexander Küffert von großer Bedeutung sei. „Diese neue und transparente Vergabe ist der einzige Weg für mich als Jungbauer, an Fläche für meinen Kukuruz, meine Bohnen und Sonnenblumen zu kommen“, meinte Küffert.
Aber nicht alle sind überzeugt
Trotz der lobenden Worte über die neue Regelung äußerte Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich ernsthafte Bedenken. Er warnte davor, dass große Betriebe aus anderen Bundesländern durch die neue Vergabepolitik kleinere, ortsansässige Bauern ausstechen könnten. Einige dieser Großbauern könnten Flächen erwirken, sie jedoch ungenutzt lassen, um Fördermittel zu beziehen. Berlakovich versichert jedoch, dass er sich mit der Diözese darauf geeinigt hat, dass burgenländische Bauern Vorrang erhalten.
Die Stimmen der Protestierenden
Die Demonstration zeichnete sich durch eine starke Präsenz engagierter Landwirte aus, die sich gegen die aktuellen Verhältnisse zur Wehr setzten. Josef Freismuth, ein Landwirt aus St. Margarethen und Mitorganisator des Protests, übergab Diözesemitarbeitern 600 Unterschriften mit klaren Forderungen: Die automatische Anpassung an den Verbraucherpreisindex soll ausbleiben, die Vergabe soll an ortsansässige Landwirte erfolgen, und vertreten durch anerkannte Pachtpreisindices der Landwirtschaftskammer.
„Stipsits, Stipsits, Stipsits!“, riefen die Demonstrierenden in den Bischofshof, wobei der ehemalige Top-Manager Johannes Stipsits als Hauptverantwortlicher für die derzeitige Misere identifiziert wurde. Diese leidenschaftliche Bannerung der Bauern zeigt den tiefgreifenden Unmut und die Enttäuschung über die Entscheidungen der Diözese in Bezug auf die Pachtvergabe.
Einblick in die Verantwortlichkeiten
Die Protestversammlung zeigt deutlich, wie wichtig es für die Landwirte ist, gehört zu werden und dass die Entscheidungen der Diözese weitreichende Konsequenzen für ihre Existenz haben. Die neuen Pachtmodalitäten könnten nicht nur den Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen neu regeln, sondern auch einen tiefen Riss im Verhältnis zwischen der Kirche und den örtlichen Landwirten hervorrufen.
In der aktuellen wirtschaftlichen Lage und angesichts der angespannten Verhältnisse ist die Frage, wie sich das Vertrauen zwischen den Landwirten und den diözesanen Vertretern in Zukunft entwickeln wird, von entscheidender Bedeutung für die Gemeinschaft in Burgenland. Diese Ereignisse könnten das zukünftige Zusammenspiel von Kirche und Landwirtschaft stark prägen.