Inmitten der jubelnden Olympioniken, die ihre Medaillen bei Großereignissen feiern, und der leidenschaftlichen Unterstützung der Nationalmannschaft bei der Fußball-EM, hat ein anderer Aspekt des Sports in Österreich offenbar viel weniger Aufmerksamkeit erhalten: die mangelnde infrastrukturelle Basis. Während die Erfolge unserer Sportlerinnen und Sportler die Nation stolz machen, wendet sich die Bundes-Sportorganisation Sport Austria mit einem dringenden Appell an die Regierung, um die alarmierenden Defizite im Bereich der Sportstätten zu thematisieren.
Bei einem Medientermin im OeSV-Bundesleistungszentrum in Neusiedl am See, der als Vorzeigeobjekt für den österreichischen Segelsport gilt, warnte Sport Austria-Präsident Hans Niessl, dass das Land in Bezug auf die Sportinfrastruktur hinter den europäischen Spitzenländern zurückliegt. Die Diskussion fand in einem Kontext statt, in dem die anstehende Nationalratswahl 2024 als Chance genutzt werden soll, um Schwachstellen im österreichischen Sport zu adressieren.
Die Infrastruktur im Fokus
Das OeSV-Bundesleistungszentrum hat in diesem Jahr durch die Erfolge von Sportlern wie Valentin Bontus, Lara Vadlau und Lukas Mähr, die alle Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen gewannen, an Bedeutung gewonnen. Trotz dieser Erfolge bleibt die grundlegende Frage bestehen: Wo stehen wir als Sportnation, wenn die Infrastruktur nicht mithalten kann? Dies veranschaulicht Dieter Schneider, Präsident des Segelverbands: „Eine professionelle Infrastruktur ist die Grundlage für spätere Erfolge“, betont er und fügt hinzu, dass die Vorbereitungsbedingungen für Spitzensportler dazugehören.
„Ohne zeitgemäße Infrastruktur gibt es keinen Erfolg. Ohne Erfolg gibt es keine Vorbilder, und ohne Vorbilder gibt es keine Breite im Sport“, sagt Schneider und hebt hervor, dass es dringend notwendig ist, die Möglichkeiten für junge Talente im Land zu erweitern.
Matthias Schmid, Sportdirektor des Segelverbands, unterstreicht ebenfalls die Bedeutung einer umfassenden und professionellen Vorbereitung auf internationale Wettkämpfe. „Das Segel-Leistungszentrum hier in Neusiedl ist die Heimat der Segel-Nationalmannschaft und muss kontinuierlich weiterentwickelt werden“, erklärt Schmid und spricht über die Notwendigkeit, alle für den Spitzensport relevanten Ressourcen an einem Ort zu bündeln.
Ein dringender Aktionsplan
Mit dem Ziel vor Augen, Österreich als Sportland auf ein internationales Standardniveau zu heben, legt Sport Austria einenforderungskatalog mit neun Punkten vor, den die Bundesregierung ernst nehmen sollte. Dies umfasst unter anderem die Forderung nach einer Milliarde Euro für moderne Sportstätten, die Gewährleistung von ganzjährig geöffneten Schulsportstätten für den Vereinssport, sowie eine Sicherstellung der Sportförderung.
- Eine Milliarde Euro für moderne Sportstätten
- Ganzjährig geöffnete Schulsportstätten
- Sicherung der Sportförderung
- Stärkung des Ehrenamts durch Digitalisierung
- Ausrollung der täglichen Bewegungseinheit
Niessl weist auf die enormen Kosten hin, die durch die steigende Inaktivität in der Bevölkerung entstehen. Er schätzt, dass heute bereits 2,4 Milliarden Euro jährlich für die Inaktivität aufgebracht werden müssen. „Investitionen in den Sport sind zugleich Investitionen in die Gesundheit der Bevölkerung“, erklärt Niessl und argumentiert, dass eine Förderung des Sports auch die Ausgaben für das Gesundheitssystem reduzieren könnte.
Die Herausforderung, vor der Österreichs Sport steht, ist klar: Die bestehenden Einrichtungen reichen nicht aus, um sowohl die Breiten- als auch die Spitzensportarten dauerhaft zu unterstützen. Die aktuelle Analyse von SportsEconAustria zeigt, dass Österreich im Vergleich zu anderen Ländern erheblich hinterherhinkt und nur 0,3 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in die Sportinfrastruktur investiert. Im Interesse der Sportler und der kommenden Generationen ist es daher unerlässlich, dass jetzt gehandelt wird.