In der malerischen Region Neusiedl am See, die seit 2001 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist, wird der Spannungsbogen zwischen der Natur und der Baukultur immer wieder zu einem heiß diskutierten Thema. Der Neusiedler Architekt Nikolaus Gartner hat sich diesem Thema angenommen und beleuchtet die Herausforderungen des Bauens im Bereich des Schilfgürtels, einer der charakteristischsten Landschaften rund um den See.
Gartner, der seit seinem Architekturstudium ein besonderes Augenmerk auf die baulichen Strukturen in diesem sensiblen Gebiet legt, präsentiert nun sein neuestes Buch mit dem Titel „schilf schneiden. Vom Bauen am Wasser“. Dieses Werk ist das Ergebnis seiner tiefen Auseinandersetzung mit der Thematik und wurde am 27. September im Weinwerk Burgenland vorgestellt.
Kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation
In seinem Buch legt Gartner die komplexen Zusammenhänge zwischen der Nutzung des Neusiedler Sees und den damit verbundenen baulichen Eingriffen offen. Er kritisiert vor allem die Ausbreitung von Wohnsiedlungen, die oft ohne Berücksichtigung des sozialen Gefüges der umliegenden Dörfer geplant werden. Auch die kommerzielle Ausrichtung der Gastronomie in der Region steht auf dem Prüfstand, da diese häufig auf öffentlichen Flächen angesiedelt ist und keine Rücksicht auf die Gemeinwohlinteressen nimmt.
„Es entstehen soziale Räume, die weder demokratischen Prinzipien genügen noch im Sinne einer harmonischen Gemeinschaft gestaltet sind“, betont Gartner. Hierbei geht es nicht nur um ästhetische Fragen, sondern auch um den Erhalt der Natur und der Lebensräume rund um den Schilfgürtel, die durch unüberlegte Bauprojekte bedroht sind. Diese Argumentation wird durch seine Forschungsarbeit untermauert, die er bereits in seiner ausgezeichneten Diplomarbeit und der darauffolgenden Ausstellung mit dem Titel „schilf schneiden – Vom Bauen am Neusiedler See“ thematisierte.
Der Architekt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die bestehenden Bautypen und deren Entwicklung im Kontext der regionalen Geschichte umfassend zu analysieren. Dabei versucht er, Antworten auf die drängenden Fragen zu finden, wie man nachhaltig mit der Kulturlandschaft umgehen kann. „Die Frage, wie Architektur in die Landschaft integriert wird, ist für uns Architekten entscheidend“, erklärt Gartner. Mit seiner Arbeit hofft er, ein Bewusstsein für die Balance zwischen menschlicher Nutzung und Erhalt der natürlichen Lebensräume zu schaffen.
Sein Buch soll nicht nur aufklären, sondern auch zur Diskussion anregen. Die Kommerzialisierung der Natur sowie die Einbindung der Baustrukturen in die bestehenden Dorfzentren sind zentrale Themen, die Gartner behandelt. Damit will er auf die Notwendigkeit eines respektvollen Umgangs mit unserer Umwelt aufmerksam machen, der sowohl ökologisch als auch sozial ausgewogen ist. Weitere Informationen zu sein können im detaillierten Bericht auf www.bvz.at nachgelesen werden.