In den letzten Jahren wird der Neusiedler See, ein Teil des UNESCO-Welterbes Kulturlandschaft Fertő/Neusiedlersee, zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Naturschutz-Experte Christian Schuhböck von der NGO Alliance for Nature äußert seine Besorgnis über die ernsthafte Bedrohung des Gebiets durch Bauprojekte und klimatische Veränderungen. Bei einer kürzlichen Veranstaltung der ungarischen Umweltschützer kam dieses Thema erneut zur Sprache.
Ursprünglich sollte die Veranstaltung im Jahr 2019 stattfinden, wurde jedoch aufgrund einer Bombendrohung abgesagt. Nun wurde das Event nachgeholt, und Schuhböck nutzte die Gelegenheit, um auf die Gefahren hinzuweisen, die insbesondere durch luxuriöse Bauträger in der Region entstehen. Ein zentrales Problem sind die 23 Seestellen in Neusiedl am See, die trotz massiver Bürgerproteste entstanden sind. Diese Villen bieten wohlhabenden Käufern unmittelbaren Zugang zum See, was nicht nur den Abstand zur WasserlinieMissachtete, sondern auch zu erheblichen Schäden am Ufer führte.
Überdrehte Bauprojekte und ihre Folgen
Die Bauarbeiten auf der ungarischen Seite, insbesondere das Projekt in Fertőrákos, das 18.000 Quadratmeter für Hotelanlagen und Sporteinrichtungen vorsah, sind derzeit ins Stocken geraten. Historische Pfahlbauhäuser mussten weichen, und ein naturbelassenes Strandbad wurde vollständig abgerissen, was jetzt als Schotterwüste vorzufinden ist. Dies hat das empfindliche Ökosystem des Neusiedler Sees erheblich belastet, warnt Schuhböck.
Die allgemeine Wassersituation rund um den Neusiedler See bleibt gravierend, trotz der kürzlich verzeichneten Rekordniederschläge. Diese konnten die jahrelange Wasserknappheit nicht überwinden, die unter anderem durch den Klimawandel und den steigenden Wasserbedarf der Landwirtschaft verschärft wird. „Seit Jahrzehnten werden Tausende Feldbrunnen zur Bewässerung ohne ausreichende Kontrolle verwendet, was sowohl zu einer Austrocknung von Seen als auch zu einer Versteppung der wichtigeren Salzlacken führt“, erklärte Schuhböck weiter.
Der Neusiedler See leidet bereits jetzt unter einem niedrigen Wasserstand, was zu weiteren eingreifenden Maßnahmen wie dem Ausbaggern des Ufers für die Schifffahrt führt. Schuhböck warnt ganz klar vor den anthropogenen Eingriffen in die Natur: Die geplanten Seezuflüsse aus der Donau könnten die chemische Zusammensetzung des schon jetzt salzhaltigen Sees ungewollt verändern und die dort lebenden Flora und Fauna gefährden.
Umweltbedenken und wirtschaftliche Interessen
Die Meinungen über die Auswirkungen dieser Baumaßnahmen scheinen gespalten. Während Naturschützer die Folgen für die Umwelt und das fragile Ökosystem hervorheben, behaupten die Tourismusbetriebe und Anwohner, dass solche Maßnahmen für die wirtschaftliche Gesundheit der Region von Bedeutung seien. Schuhböck selbst berichtet von einem kontinuierlichen Wandel in der Bepflanzung und Natur, die durch menschliche Eingriffe verstärkt wird. Diese fortwährenden Veränderungen stehen jedoch in der Gefahr, irreparable Schäden zu verursachen.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass die Herausforderungen für den Neusiedler See, wie die verbesserten Beobachtungen in letzter Zeit zeigen, weiterhin komplex und vielschichtig sind. Die Gefahr besteht, dass, solange die Umweltinteressen hinter wirtschaftlichen Zielen zurückstehen, die einzigartige Natur und ihr Erhalt im Zuge dieser Entwicklungen auf der Strecke bleiben könnten.
Für detailliertere Informationen und eine umfassendere Diskussion über die angeführten Probleme, siehe den Bericht auf www.bvz.at.