Mattersburg

Gewaltiger Raubversuch in Mattersburg: Gericht bringt Jugendliche zur Verantwortung

„In Mattersburg wollte ein 15-Jähriger bei einem Treffen mit Freunden einen anderen Jugendlichen rauben – doch seine gewalttätige Aktion führte zu einer Haftstrafe!“

Am 31. März 2024 kam es in Mattersburg zu einem Vorfall, der bei den Beteiligten große Fragen zu Moral und Zivilcourage aufwarf. Vier Jugendliche hatten sich mit einem 18-Jährigen in dem Einkaufszentrum verabredet, allerdings nicht zum Rauchen, wie zunächst geplant. Stattdessen eskalierte die Situation, als ein 15-jähriger Beifahrer plötzlich aggressiv wurde. Statt einen Qigarette zu genießen, suchte er das Opfer direkt auf und versuchte, ihm Geld zu rauben.

Der Vorfall, der sich als versuchter Raub herausstellte, endete damit, dass der 15-Jährige wegen seiner Taten zu zwei Monaten unbedingter Haft verurteilt wurde. Doch die Ereignisse zogen auch die Aufmerksamkeit auf die anderen Beifahrer, darunter ein 16-Jähriger, der sich nun ebenfalls vor Gericht verantworten muss, weil er angeblich den Übergriff nicht verhindert hat.

Zivilcourage auf dem Prüfstand

Der 16-Jährige, der am 21. August 2024 vor Jugendrichterin Gabriele Nemeskeri stand, behauptete, dass er während der Fahrt auf sein Handy konzentriert war und die Situation nicht sofort mitbekam. „Ich hatte Kopfhörer in den Ohren und bemerkte erst ganz am Ende, dass sie streiten,“ erklärte er vor Gericht. Die Richterin konnte sich die Situation kaum vorstellen: „Sie machen sich mit Ihrem Freund ein Treffen aus und dann steigt keiner aus, um zu rauchen!“

Kurze Werbeeinblendung

Das Gericht stellte fest, dass der 16-Jährige, der in der umstrittenen Nacht mitgefahren war und in einer Art Schockzustand agierte, immerhin nicht aktiv am Übergriff beteiligt war. Dennoch warf die Richterin ein ernstes Licht auf die Wichtigkeit von Zivilcourage: „Es gibt immer wieder Fälle, wo junge Leute auf andere losgehen, während Andere einfach nur daneben stehen und filmen.“

Die Anklage gegen den 16-Jährigen war darauf ausgerichtet, ihn als jemand darzustellen, der die Möglichkeit hatte, einzugreifen. „Wenn alle draußen gestanden wären, hätten Sie zu viert den 15-Jährigen abhalten können, auf Ihren Freund loszugehen,” so die deutliche Mahnung der Richterin.

Ein Vorfall mit neuen Perspektiven

Dieser Vorfall stellt nicht nur eine rechtliche Dimension dar, er gibt auch Anlass zur Diskussion über die Verantwortung, die Menschen in kritischen Situationen haben. In vielen ähnlichen Fällen haben Jugendliche aus Angst vor den Konsequenzen oft gezögert, einzugreifen. Die Richterin ließ keinen Zweifel daran, dass das Verhalten der Zeugen von Bedeutung ist: Auch im Fall von Schaulustigen könnte es dazu führen, dass sie sich selbst verantworten müssen, sollten sie nicht eingreifen.

Kurze Werbeeinblendung https://hempy-futter.com/

Der 16-Jährige stellte klar, dass er nicht wusste, dass seine Freundschaft mit dem Haupttäter solche Auswirkungen haben würde. Er sagte: „Ich bin nur mitgefahren. Mir schuldete er nichts. Über Geld wurde nicht geredet.” Trotz seiner Ansichten wurde er jedoch vor die Wahl gestellt, für seine Unterlassungen einzustehen.

Zusätzlich wurde er darauf hingewiesen, welche Folgen es haben könnte, wenn Menschen in einer Situation wie dieser ihre Augen verschließen oder gar eine Rolle als Zuschauer einnehmen. “Die Gesellschaft braucht Menschen, die eingreifen,” betonte die Richterin und appellierte an die Zivilcourage ihrer Altersgenossen.

Es bringt die Frage auf, wie entscheidend unser Handeln in gefährlichen Situationen sein kann. Die Entscheidung, sich zu erheben oder zu handeln, wird häufig durch Angst, Unsicherheit oder das Bedürfnis, nicht aufzufallen, behindert. Doch genau hier liegt die Herausforderung: Wie können wir sicherstellen, dass in kritischen Momenten der Mut zum Handeln überwindet?

Die rechtlichen Rahmenbedingungen

Im österreichischen Rechtssystem gibt es spezifische Bestimmungen, die den Umgang mit jugendlichen Tätern regeln. So unterliegt ein Jugendlicher, der unter 18 Jahre alt ist, dem Jugendstrafrecht, welches eine rehabilitative und erzieherische Ausrichtung hat. Gemäß § 1 des Jugendgerichtsgesetzes 1988 sieht das Gesetz vor, dass Jugendliche in erster Linie durch Erziehung und nicht durch Strafe erreicht werden sollen. Dies bedeutet, dass bei verurteilten Jugendlichen oft erzieherische Maßnahmen Priorität haben, auch wenn sie zu einer Verurteilung führen.

Darüber hinaus wird bei der Verurteilung berücksichtigt, ob der Jugendliche Reue zeigt oder ob er möglicherweise von anderen beeinflusst wurde. In diesem Fall wurde der 15-jährige Haupttäter zu zwei Monaten unbedingter Haft verurteilt, was auf die Schwere seiner Taten hinweist, während der 16-Jährige vom Vorwurf freigesprochen wurde, da er lediglich passiv am Geschehen teilnahm.

Die Rolle von Zivilcourage

Zivilcourage ist ein Thema, das in der Gesellschaft immer wieder diskutiert wird, besonders im Zusammenhang mit Jugendkriminalität. Die Richterin wies darauf hin, dass das Nebenzustehen und Ansehen von Straftaten – wie es oft in sozialen Medien dokumentiert wird – nicht ohne Konsequenzen bleibt. Wenn Zeugen von Straftaten nicht eingreifen, könnten sie selbst rechtliche Konsequenzen fürchten, wie die Richterin anmerkte. Dies fördert das Bewusstsein, dass passives Verhalten in kritischen Situationen problematische Folgen haben kann.

Einige Studien belegen, dass Menschen häufig dazu neigen, in Gruppensituationen weniger zu intervenieren, da sie Zuständigkeit oder Verantwortung an andere abgeben. Dieser soziale Effekt, bekannt als der Bystander-Effekt, kann dazu führen, dass in derartigen Momenten nicht geholfen wird. Die Förderung von Zivilcourage durch Bildungsinitiativen könnte daher eine Möglichkeit darstellen, Jugendliche dazu zu ermutigen, in Notfällen aktiv zu helfen und Verantwortung zu übernehmen.

Statistiken zur Jugendkriminalität

Laut einer Statistik des österreichischen Bundesministeriums für innern ist die Rate der Jugendkriminalität in den letzten Jahren relativ stabil geblieben. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 15.000 Straftaten von Jugendlichen registriert, wobei Diebstahl und Gewaltdelikte zu den häufigsten Tatbeständen zählen. Die Polizei und Präventionsorganisationen haben begonnen, verstärkt in Schulen und Jugendzentren präventiv zu arbeiten, um Jugendliche über die Folgen von Straftaten aufzuklären und sie zu einem verantwortungsbewussten Umgang miteinander zu ermutigen.

Zusätzlich zeigen Umfragen, dass ein erheblicher Teil der Jugendlichen sich in stressigen oder konfliktbeladenen Situationen unsicher fühlt und nicht weiß, wie sie handeln sollen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, präventiv zu arbeiten und Programme zur Förderung von Konfliktlösungsfähigkeiten anzubieten. Die Schaffung eines unterstützenden Umfeldes kann entscheidend sein, um die Zivilcourage unter Jugendlichen zu stärken.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"