Eine neue Studie, geleitet von Forschern der Dartmouth-Universität, zeigt, dass Menschen in der Lage sind, Informationen über die Vergangenheit besser zu inferieren als Vorhersagen über die Zukunft zu treffen. Dieses Ergebnis wurde in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht und stellt eine interessante Wendung in der bisherigen Forschung dar.
Traditionell ging man davon aus, dass Menschen gleichermaßen gut darin sind, sowohl die unbekannte Vergangenheit als auch die Zukunft zu erraten. Diese Annahme beruhte jedoch vorwiegend auf simplen Sequenzen von Zahlen und Formen. Die neuen Erkenntnisse stammen aus realistischeren Szenarien, bei denen Menschen Auszüge aus Fernsehdramen wie Why Women Kill und The Chair betrachteten.
Die Versuchsaufstellung
In der Studie wurden den Teilnehmern Szenen aus den Charakter-getriebenen Serien gezeigt. Ihre Aufgabe war es, entweder die vorhergehenden Ereignisse zu erraten oder Vorhersagen über bevorstehende Handlungen zu treffen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Probanden schnitten stets besser ab, wenn es darum ging, Was-Vorher-Geschah zu schätzen, im Vergleich zu den Vorhersagen über künftige Ereignisse.
Ein entscheidender Faktor für diesen Unterschied war, dass in den Dialogen der Charaktere häufig auf vergangene Ereignisse verwiesen wurde. Die Probanden hatten somit mehr Anhaltspunkte zum Arbeiten, was die Inferenzen über die Vergangenheit erleichterte. Laut Jeremy Manning, einem der leitenden Autoren und Professor für Psychologie, war dies ein bemerkenswerter Aspekt der Untersuchung.
“Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Menschen im Durchschnitt eineinhalb Mal häufiger über die Vergangenheit sprechen als über die Zukunft,” erklärt Manning. Die Forscher haben außerdem Gespräche aus einer Vielzahl von Genres analysiert, einschließlich Literatur und Filmen, und dabei festgestellt, dass sowohl fiktive als auch reale Personen diese Tendenz aufweisen.
Ein weiterer faszinierender Aspekt ist das Konzept der ‘psychologischen Pfeilrichtung der Zeit’. Dieses Phänomen beschreibt das Ungleichgewicht zwischen unserem Wissen über die Vergangenheit und dem der Zukunft. Lead-Autor Xinming Xu erläutert, dass dieses asymmetrische Wissen nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere offensichtlich wird.
Zusätzlich zu Manning und Xu waren auch Ziyan Zhu von der Peking-Universität und Xueyao Zheng von der Beijing Normal University an der Studie beteiligt. Ihre Arbeit liefert neue Einblicke in das menschliche Verhalten und die Art und Weise, wie wir Erinnerungen interpretieren und kommunizieren.
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