In Schottland steht die Bildungspolitik vor einer enormen Herausforderung: Eine erschreckend hohe Anzahl von Schülern der Sekundarstufe kann nicht auf dem entsprechenden Niveau lesen. Berichten zufolge lesen bis zu 30 % dieser Schüler bis zu zwei Jahre unter ihrem tatsächlichen Alter, während einige einen Rückstand von bis zu acht Jahren aufweisen. Anstatt sich auf bewährte Methoden zu stützen, wie beispielsweise das strukturierte und evidenzbasierte Lesen, scheinen viele Schotten auf veraltete Ansätze zurückzugreifen, die sich längst als ineffektiv erwiesen haben.
Ein besonders aufschlussreicher Punkt ist das Clackmannanshire-Studie, die bereits Anfang der 2000er Jahre veröffentlicht wurde. Diese Forschung offenbarte die Wirksamkeit des systematischen synthetischen Phoniks (SSP) beim Erlernen des Lesens. Doch trotz dieser bahnbrechenden Erkenntnisse hat Schottland nur zögerlich Maßnahmen ergriffen, um die Empfehlungen der Studie landesweit umzusetzen.
Die Kluft zwischen Schottland und England
Während Schottland hinterherhinkt, hat England nach der Rose-Überprüfung von 2006 entschieden gehandelt. Diese Überprüfung hielt es für entscheidend, Phoniks-instruiertes Lernen in den Schulen vorzuschreiben, was zu bemerkenswerten Verbesserungen in den Leseleistungen der Schüler führte. Der Erfolg ist so groß, dass England heutzutage nahe den internationalen Spitzenplätzen in Leseprüfungen rangiert. Im Gegensatz dazu sind Schottlands Fortschritte blamabel minimal.
Ein weiterer kritischer Aspekt ist der gebräuchliche Ansatz des „Cueings“, bei dem Schüler dazu ermutigt werden, Wörter durch Kontext zu erraten, anstatt sie tatsächlich zu erkennen und zu dekodieren. Diese Methode führt oft zu rätselhaften Annahmen und einem mangelhaften Verständnis des Lesens im Allgemeinen. Die Strategie des systematischen synthetischen Phoniks hingegen lehrt Kinder, Wörter in ihre Klänge zu zerlegen und diese dann zu kombinieren, was eine solide Grundlage für das Leseverständnis schafft.
Internationale Vorbilder wie Ontario in Kanada haben sich bereits vorangekämpft: Die Menschenrechtskommission forderte einen Übergang zu einem phonik-basierten Ansatz, um die Lesekompetenz zu steigern. Auch in den Vereinigten Staaten hat das National Reading Panel eindringlich auf die Notwendigkeit von Phoniksunterricht hingewiesen, um die Lesefähigkeiten zu fördern. Australien hat ähnliche Reformen erfolgreich umgesetzt.
Erforderliche Schritte zur Verbesserung
Schottlands anhaltende Abhängigkeit von veralteten Methoden zeigt sich auch in Wales, wo ähnliche Herausforderungen bestehen und die Leseleistungen unter dem Durchschnitt rangieren. Kritiker bemängeln die unzureichenden Maßnahmen der schottischen Regierung, die trotz der Einführung neuer Lesematerialien durch Education Scotland nicht tief genug greifen, um grundlegende Veränderungen herbeizuführen. Die Freiheit für Lehrer, ihre Methoden selbst zu wählen, birgt das Risiko, dass viele weiterhin uninformiert und ungeschult nach veralteten Praktiken arbeiten.
Eine grundlegende Veränderung im Schulsystem ist daher von großer Dringlichkeit. Systematisches synthetisches Phoniks sollte im Mittelpunkt der frühen Leseausbildung stehen. Es bietet Schülern die Werkzeuge, um unbekannte Wörter anhand ihrer Laute zu entschlüsseln. Derzeit wird dieser Ansatz bisher nicht ausreichend genutzt, was insbesondere benachteiligte Kinder deutlich benachteiligt.
Der Mangel an Fachwissen unter Lehrern ist ein weiteres erhebliches Hindernis auf dem Weg zur Verbesserung der Lesekompetenz in Schottland. Viele Pädagogen haben nicht die nötige Ausbildung, um effektive Lesereformen umzusetzen. Die Ausbildung neuer Lehrer hinsichtlich der wissenschaftlichen Grundlagen des Lesens ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass sie die richtigen Methoden anwenden können.
Anzeichen von Interesse an Reformen gibt es, doch der Unwille der Regierung, diese Änderungen durchzusetzen, könnte dazu führen, dass Schottland weiter hinter internationalen Standards zurückbleibt. Während andere Länder proaktiv handeln, droht Schottland eine Generation von Kindern zu verlieren, die in ihren Lesefähigkeiten erheblich zurückfallen könnte. Entscheidende und sofortige Schritte zur Förderung des Phoniks und zur umfassenden Lehrerbildung sind notwendig, um den Rückstand aufzuholen.
Darren Leslie, ein Lehrer aus Fife, betont die Dringlichkeit dieser Änderungen, die nicht nur für die Schulkinder, sondern auch für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung sind. Das Bewusstsein für die eigene Lesefähigkeit kann die Zukunft prägen und sicherstellen, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, zu lesen und zu lernen.
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