Die Jagdgesellschaft Güssing engagiert sich bemerkenswert für den Schutz von Rehkitzen in der Region. Mit Hilfe moderner Technik, insbesondere einer Drohne mit Wärmebildkamera, gehen die Jäger aktiv gegen das Risiko vor, dass die kleinen Tiere während der Mäharbeiten verletzt oder getötet werden. Diese außergewöhnliche Initiative wurde nun mit dem Meinbezirk-Regionalitätspreis 2024 in der Kategorie "Land- und Forstwirtschaft" ausgezeichnet.
Es ist ein normaler Wochentag im Juni, als die Jäger der Jagdgesellschaft Güssing früh am Morgen aufbrechen, um eine gefährdete Wiese abzufliegen. Ziel ihrer Mission ist es, Rehkitze rechtzeitig zu lokalisieren, bevor die Landwirte ihre Maschinen ansetzen. Diese präventive Maßnahme ist entscheidend, da die Mähmaschinen, die mit hohen Geschwindigkeiten arbeiten, oftmals nicht in der Lage sind, die gut getarnten Tiere im hohen Gras zu erkennen.
Technik zur Rettung
„Vor drei Jahren haben wir uns eine Drohne angeschafft, um die Wiesen vor dem Mähen zu überwachen“, erklärt Rainer Schwarz, der Jagdleiter. Die Drohne überfliegt die betroffenen Flächen und erkennt mit ihrer Wärmebildkamera die Körperwärme der versteckten Rehkitze. Sobald ein Tier entdeckt wird, begeben sich die Jäger schnell zur gefundenen Position, um das Kitz in einem geschützten Karton in Sicherheit zu bringen.
In diesem Jahr konnten die Jäger somit bereits 20 Rehkitze retten. Durch ihre Fähigkeit zur Echtzeitübertragung konnte schnell reagiert werden. Nach der Bergung wird das Tier sicher am Rand des Feldes abgestellt, fern von drohenden Mähmaschinen.
Die Kooperation mit den Landwirten ist unerlässlich. „Wir müssen im Voraus wissen, wann gewisse Wiesen gemäht werden, um unsere Drohne rechtzeitig einsetzen zu können“, erklärt Schwarz weiter. Am besten funktioniert das System, wenn die Überflüge am Tag vor der Mahd und morgens erfolgen – genau dann sind die Wärmebilder am zuverlässigsten.
Herausforderungen bei der Rettung
Ein häufiges Missverständnis besteht darin, zu glauben, Rehkitze würden vor den Mähmaschinen fliehen. „In diesem frühen Lebensstadium haben sie noch keinen Fluchtinstinkt. Stattdessen verstecken sie sich, was sie in Lebensgefahr bringt“, erläutert Schwarz. Die Traktoren sind mit großen, breiten Mähwerken ausgestattet und bewegen sich schnell, was die Erkennung der Tiere weiter erschwert.
Die Jagdgesellschaft steht jedoch vor Herausforderungen. Der Personalaufwand ist erheblich. Um effizient arbeiten zu können, benötigt man mindestens einen Drohnenführer und mehrere Helfer am Boden. Doch oft wird es zur Herausforderung, genügend freiwillige Helfer zu mobilisieren, insbesondere wenn die Jäger selbst berufstätig sind.
Ein Appell von Schwarz an die Landwirte geht über die Technik hinaus: „Bitte mähen Sie immer von innen nach außen! So haben die Tiere die Möglichkeit, sich in Sicherheit zu bringen.“ Die Jagdgesellschaft Güssing verfolgt damit nicht nur das Ziel, den eigenen Bereich zu schützen, sondern hofft auch, andere Jäger in Österreich zu inspirieren, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen.
Die beeindruckende und ehrenamtliche Arbeit der Güssinger Jäger wird als Beispiel für andere angesehen. Der Regionalitätspreis 2024 ist für sie eine Bestätigung, dass ihr Engagement geschätzt wird und sie möglicherweise einen positiven Einfluss auf die gesamte Jägerschaft ausüben können.
Für weitere Informationen zu den Preisträgern und ihrer Arbeit, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.meinbezirk.at.
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