Güssing

Fiktiver Ermittler kehrt zurück: Johnny Dollar erobert iranische Wellen

Ein unerwartetes Comeback: Die Iraner hören wieder wöchentlich den fiktiven amerikanischen Versicherungsdetektiv Johnny Dollar im staatlichen Radio – ein nostalgischer Blick auf die einstige Freundschaft mit den USA!

Inmitten der angespannten Beziehungen zwischen den USA und Iran gibt es eine unerwartete Rückkehr auf die iranischen Radiowellen. Die staatliche Rundfunkanstalt in Teheran hat eine erneut produzierte Version des beliebten amerikanischen Hörspiel-Klassikers „Yours Truly, Johnny Dollar“ ausgestrahlt. Diese Serie dreht sich um einen fiktiven Versicherungsbetrugsdetektiv, dessen Abenteuer seit 1949 die Zuhörer fesseln.

Der Programmstart von „Yours Truly, Johnny Dollar“ auf Persisch geht auf die 1960er-Jahre zurück, als der Schah von Persien die Sendung für ein iranisches Publikum aufgreifen ließ. Der Grund für das Comeback des Detektivs, der vom „Mann mit dem actiongeladenen Spesenbericht“ umschrieben wird, ist unklar; seine Rückkehr könnte jedoch nostalgische Gefühle hervorrufen und an eine Zeit erinnern, in der die Beziehungen zwischen Iran und den USA weit weniger angespannt waren.

Erinnerungen an die Vergangenheit

Die neu produzierten Episoden bieten der jüngeren Generation einen Einblick in die Welt von Johnny Dollar, die für viele ältere Iraner noch immer Freude bereitet. „Es ist fantastisch, es erinnert mich an die 60er und 70er Jahre, als ich die Folgen mit meinen Eltern über ein Röhrenradio hörte“, erinnerte sich der 73-jährige Masoud Kouchaki. Seine Sorgen beschränkten sich damals darauf, zu erraten, wie Johnny den Mörder finden würde.

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Die Originalsendung von CBS lief bis 1962 und handelte von Johnny Dollar, einem Ermittler aus Hartford, Connecticut. Die Geschichten wurden durch die Einträge in Dollars Spesenabrechnung vorangetrieben — etwa „10 Dollar Anzahlung für das Mietauto“ oder „ein Dollar für ein Getränk“. Dabei sprach der Detektiv im typischen Akzent, der für Krimis jener Zeit charakteristisch war.

Der Professor John F. Barber, Experte für Radiodramen, erklärte: „CBS widerstand beharrlich dem Umstieg auf das Fernsehen, als Fernsehsender viele Radioformate abwarben. Sie setzten darauf, dass das Radiodrama auch weiterhin ein Publikum anzieht.“ Dies Jahr markiert zudem das Ende einer Ära, als das Radio zur Hauptquelle für Unterhaltung in den USA wurde.

In Iran ging der staatliche Rundfunk 1940 auf Sendung und war Teil der Modernisierungsbemühungen des damaligen Herrschers Reza Shah. Nachdem sein Sohn, Schah Mohammad Reza Pahlavi, 1941 an die Macht kam, blieb das Radio jahrzehntelang das zentrale Medium. Die Anzahl der Sender war begrenzt, und alle waren staatlich kontrolliert. Die iranische Version von Johnny Dollar nahm zwar den Spesenabrechnungsstil heraus, behielt jedoch die heraufbeschworene Krimi-Stimmung und die dramatische Musik bei.

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Die Sendungen endeten oft mit einer Aufforderung des iranischen Staatsrundfunks an die Zuhörer, zu schreiben, welches Indiz den Täter verraten hatte. Wer die richtige Antwort gab, konnte einen Preis gewinnen. Der 76-jährige pensionierte Ingenieur Mostafa Nasiri erinnerte sich schmerzlich daran, wie er 1966 für die richtige Antwort eine Uhr gewonnen hatte: „Es war ein kostbares Geschenk. Ich erhielt es von der Rundfunkanstalt und wurde in der Schule dafür ausgezeichnet.“

Nach der islamischen Revolution von 1979 wurde der Rundfunk bald von extremistischen Anhängern des schiitischen Theokraties kontrolliert. Jede Sendung, die die USA feierte, wurde entfernt, vor allem nach der Geiselnahme in der US-Botschaft, die das Verhältnis zerbrach. In diesem November wird der 45. Jahrestag dieser Ereignisse gefeiert.

In den letzten Jahren sind zwar teilweise raubkopierte Hollywood-Blockbuster auf iranischen Kanälen aufgetaucht, dennoch bleiben Hardliner skeptisch gegenüber westlichen Inhalten und betrachten diese als „kulturelle Invasion“. Trotz Zensur verfügen viele iranische Haushalte über illegale Satellitenschüsseln, um ausländische Sender empfangen zu können. Gleichzeitig helfen das Internet und virtuelle private Netzwerke, die Zensur zu umgehen. Diese Neugier für die Außenwelt könnte auch das Interesse an einem amerikanischen Detektiv wecken.

In den kommenden Wochen bleibt es spannend zu beobachten, wie sich die Reaktionen auf das Comeback des kultigen Charakters entwickeln werden und ob dies den Blick auf die zwischenstaatlichen Beziehungen beeinflussen könnte.

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