In der Weinbauregion des Burgenlandes, bekannt für ihre ausgeprägte Tradition, wird die Bedeutung des Bodens immer deutlicher. Frank Schindler, ein erfahrener Önologe, erklärt, wie beim Weinbau die Qualität des Bodens für die Reben entscheidend ist. In der Vergangenheit haben bereits Zisterziensermönche die Relevanz des Bodens erkannt und die Lagen sorgfältig geprüft. Heute ist das Verständnis für das „Terroir“, also die Wechselwirkungen von Boden, Klima, Rebsorte und menschlichem Einfluss, von zentraler Bedeutung.
Schindler, der seine Karriere mit der sensorischen Analyse von Weinen begann, hat sich stets mit der Frage auseinandergesetzt, wie man die Weineene zu richtigen, authentischen Produkten macht. Seine Betonung auf das Wurzelwerk der Reben ist wesentlich: „Alte Weinstöcke wurzeln tief und sind von großem Wert“, erklärt er. Die Frage der Bewässerung ist kritisch; er warnt, dass künstliches Bewässern die Wurzeln der Pflanzen schwächen kann und sie somit weniger Kontakt zu den wertvollen Bodenschichten haben. Für ihn ist die Erhaltung gesunder, alter Reben entscheidend, um herausragende Weine zu produzieren.
Tradition vs. Moderne im Weinbau
Aktuelle Weinprämierungen haben oft Weine aus bewässerten Lagen im Fokus, was Schindler kritisch sieht. Er fragt, ob diese Auszeichnungen möglicherweise überdacht werden sollten, denn für authentische Weine ist der Ursprung entscheidend. „Die Erhaltung des Alltagsweins aus dem Burgenland ist ein wichtiges Anliegen für mich“, sagt er. Hier hegt er die Befürchtung, dass ohne ökologischen Umgang mit den Reben der typische Wein der Region aussterben könnte.
Der Kontakt zu Weingut Esterhazy kam für Schindler ganz unspektakulär über ein Telefonat zustande. Seine Verbundenheit zur Region geht jedoch viel tiefer. Er beschreibt sich selbst als „Wahlburgenländer“, was seine starke Beziehung zum Burgenland unterstreicht. Schindler bringt zudem frische Ideen mit, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von Materialien aus der Region und den Einsatz von Kreislaufwirtschaft in der Weinerzeugung. „Wir verwenden unseren Trester, um Kompost herzustellen oder eigene Holzfässer zu produzieren“, verrät er.
Ein weiterer Aspekt seines Ansatzes ist der Verzicht auf Edelstahlbehälter. Schindler betont, dass für ihn die Regionalität der Materialien von großer Bedeutung sei und er plant, Weine in irdenen Gefäßen zu produzieren, die aus Basaltstein gefertigt werden. Diese Innovation soll die Weinproduktion nicht nur ökologischer, sondern auch geschmacklich reicher gestalten. „Wir streben an, elementenreiche, facettenreiche Weine zu kreieren, die den Whiskete des Burgenlandes widerspiegeln“, so Schindler.
Mit Blick auf die Zukunft des Weinbaus sieht Schindler klare Trends aufkommen. Rebsorten, die zu Trockenstress fähig sind, gewinnen an Bedeutung. Er nennt die Notwendigkeit, sich an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen und bewässerungsresistente Rebsorten zu fördern. Zudem prognostiziert er eine Abkehr von schweren, alkoholreichen Weinen hin zu leichteren, anspruchsvolleren Geschmäckern.
Zusammengefasst kann man sagen, dass Frank Schindler mit seinen innovativen Ansätzen den traditionell tief verwurzelten Weinbau im Burgenland neu beleben möchte. Sein Credo ist: „Weinbau ist ein Handwerk, dem man sich mit Herz und Verstand widmet“, und damit zielt er nicht nur auf die Erstellung hochwertiger Weine ab, sondern auf die Bewahrung und Weiterentwicklung der regionalen Weinkultur.
Für weitere Informationen und Einblicke in die aktuellen Entwicklungen im Weinbau besuchen Sie m.bvz.at.
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