Eine neue Studie von steirischen Wissenschaftlern hat alarmierende Erkenntnisse über die Respiratorischen Synzytialviren (RSV) bei Kindern geliefert. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Influenza and Other Respiratory Viruses“ veröffentlicht und stammen von Sever Yildiz Gülsen und ihrem Team. Eines der bedeutendsten Ergebnisse der Forschung ist, dass jede fünfte Krankenhausaufnahme von Kindern unter fünf Jahren aufgrund einer RSV-Infektion erfolgt, was genau 19 Prozent aller Atemwegserkrankungen in diesem Altersbereich ausmacht.
In Österreich hat die Kinderklinik der MedUni Graz eine zentrale Rolle in der epidemiologischen Überwachung pädiatrischer Erkrankungen. Prof. Volker Strenger von der Klinik betonte, dass sie durch das hohe Aufkommen an Patienten aus der unteren und südlichen Steiermark eine umfassende Datenbasis haben, um die Krankheitslage gut einschätzen zu können.
Hohe ökonomische Belastung durch RSV
Die Studie zeigt auf, dass RSV-bedingte Hospitalisierungen nicht nur eine Gesundheitsgefahr darstellen, sondern auch erheblichen finanziellen Aufwand verursachen. Im Durchschnitt belaufen sich die damit verbundenen Kosten auf rund zwei Millionen Euro jährlich. Besonders auffällig ist, dass 87 Prozent der betroffen Kinder eigentlich gesund waren und zum regulären Geburtstermin zur Welt kamen. Zudem waren 79 Prozent der Krankenhauseinweisungen innerhalb des ersten Lebensjahres zu verzeichnen, was die Verwundbarkeit dieser Altersgruppe verdeutlicht.
Glücklicherweise stehen seit der RSV-Saison 2023/24 neue Präventionsmöglichkeiten zur Verfügung. Dazu zählen Impfungen für schwangere Frauen, um den Neugeborenen ab dem ersten Atemzug Schutz vor RSV zu bieten. Der Linzer Experte Patrick Stelzl erläuterte bei den Praevenire Gesundheitstagen in Eisenstadt, dass eine Impfung in der Schwangerschaft das ungeborene Kind und die frischgebackene Mutter schützen kann, da die schützenden Antikörper über die Plazenta an das Baby weitergegeben werden.
Eine großangelegte internationale Studie mit 4.200 Schwangeren hat gezeigt, dass die Effektivität dieser Impfungen beachtlich ist. Innerhalb der ersten 90 Tage nach der Geburt beträgt der Schutz vor RSV-Erkrankungen 81,8 Prozent und bleibt nach 180 Tagen bei 69,4 Prozent. In vielen Ländern ist die RSV-Impfung für schwangere Frauen bereits Teil des Gesundheitssystems und wird von den Krankenkassen übernommen, während dies in Österreich derzeit noch fehlt.
Notwendige Veränderungen im Impfsystem
Experten wie Stelzl setzen sich dafür ein, dass präventive Impfungen für Schwangere in Österreich verstärkt propagiert werden. Dazu gehören auch Impfungen gegen Krankheiten wie Pertussis, Tetanus, Diphtherie und Influenza, die potenziell schwere Verläufe bei Neugeborenen zur Folge haben können. Strenger hebt hervor, dass das Konzept der maternalen Impfung nicht nur bei RSV, sondern auch bei Pertussis viel zu selten angewendet werde. Die Notwendigkeit einer breiteren Impfkampagne ist offensichtlich, um schweren Erkrankungen und möglicherweise notwendigen Intensivaufenthalten bei Säuglingen vorzubeugen.
Die gesammelten Daten belegen eindrücklich die Dringlichkeit von Präventionsmaßnahmen und Impfungen. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die Veränderungen im Gesundheitssystem rasch genug vorangetrieben werden, um die betroffenen Familien und insbesondere die Kinder zu schützen. Mehr Informationen zu den Entwicklungen und den Empfehlungen der Experten finden sich in einem aktuellen Bericht auf www.nachrichten.at.