Im Jüdischen Museum in Eisenstadt erlebten die Besucher einen besonderen Nachmittag, geprägt von der Darstellung des Lebens und Werkes des erfolgreichen Satirikers Ephraim Kishon. Gerhard Langer, Professor am Institut für Judaistik, übernahm die spannende Aufgabe, die Geschichten und Anekdoten über Kishon lebendig werden zu lassen. Durch seine mitreißende Rhetorik und umfassendes Wissen gelang es ihm, das Publikum zu fesseln und ihm einen Blick in die Gedankenwelt des gebürtigen Ungarn zu gewähren.
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Gäste von der Direktorin Esther Heiss herzlich mit einem Glühwein empfangen, ein kleiner Genuss, der die kalten Temperaturen draußen vergessen ließ. Der Abend war gut gewählt, um über einen Mann zu sprechen, dessen Leben von außergewöhnlichen Wendungen und Herausforderungen geprägt war. Geboren als Ferenc Hoffmann in Budapest im Jahr 1924, entkam Kishon 1944 aus dem Vernichtungslager Sobibor und fand 1949 seine neue Heimat in Israel. Dort verwandelte er sich in den scharfsinnigen Satiriker Ephraim Kishon, der für seine scharfe Beobachtungsgabe und Ironie bekannt war.
Lebenswerk und Themen
Während der Lesung gab Langer Einblicke in die zentralen Themen von Kishons Werk. Ihm lag insbesondere die Bürokratie am Herzen, die er auf humorvolle und gleichzeitig kritische Weise beleuchtet hat. Zudem nahmen das Private und die Kunst einen wichtigen Platz in seinen Texten ein. Langer las verschiedene Passagen aus Kishons Satiren, die sowohl zum Lachen als auch zum Schmunzeln anregten und manchmal sogar für nachdenkliche Gesichter im Publikum sorgten.
Doch Kishon war keineswegs nur ein Komiker; sein Werk war durchdrungen von der Traurigkeit und den Erfahrungen, die er in seiner Jugend machen musste. Er hatte die düsteren Facetten der Menschlichkeit kennengelernt, die das Leben prägen können. Daher entwickelte er eine scharfe Waffe: die Ironie. Diese wurde in einigen Momenten gar zum Zynismus, was seiner Botschaft jedoch nicht schadet, sondern sie nur verstärkt.
Sophie Alber Ben Chamo, eine Redakteurin, die sich auf israelitische Themen spezialisiert hat, bringt Kishons Arbeit treffend auf den Punkt. Sie beschreibt, dass Kishon es schaffte, das Lachen in den bittersüßen Raum des Weinens zu verwandeln und so die Absurdität der menschlichen Existenz zu spiegeln. In seinen Texten werden Themen wie die Willkür politischer Machtspiele und das hilflose Dasein des Einzelnen behandelt, der entweder zum Helden seines Lebens wird oder eben auch nicht.
Im Anschluss an die Lesung von Professor Langer erwartete die Anwesenden ein weiteres Highlight: die Vorführung von Kishons surrealem Film „Der Blaumilchkanal“ aus dem Jahr 1969. Diese Vorstellung rundete einen Sonntagnachmittag ab, der nicht nur unterhaltsam, sondern auch zum Nachdenken anregend war. Der Anlass bot eine willkommene Gelegenheit, Kishons einzigartige Sichtweise auf die Welt zu erleben, kombiniert mit einem Hauch von Humor und Melancholie. Die gelungene Präsentation von Gerhard Langer stellte damit einen Höhepunkt in der literarischen Auseinandersetzung mit einem unvergesslichen Autor dar.
Ein großer Dank galt Gerhard Langer, der mit seinem charmanten und fundierten Vortrag das Publikum anzog und mit seiner Leidenschaft für die Literatur begeisterte. Solch ein Event hebt die Bedeutung von Kultur und Kunst hervor, die auch in herausfordernden Zeiten Trost und Inspiration spenden können.