Österreichs Vorsorgeprogramme zur Krebsfrüherkennung stehen in der Kritik, da die Teilnahmequoten besorgniserregend niedrig sind. Jährlich erkranken etwa 40.000 Menschen in Österreich an Krebs, doch viele Diagnosen finden erst in einem späten, oft unheilbaren Stadium statt. Dies wurde bei den Praevenire Gesundheitstagen in Eisenstadt von Fachleuten betont.
Trotz der Fortschritte in der modernen Medizin, insbesondere bei Brust- und Dickdarmkrebs, bleibt die Teilnahme an den angebotenen Früherkennungsuntersuchungen hinter den Erwartungen zurück. So nehmen lediglich 41 Prozent der eingeladenen Frauen an der Mammografie teil, während in Skandinavien diese Rate bei 80 Prozent liegt. Dies hat Juliane Bogner-Strauss, die Bundesleiterin der ÖVP-Frauen, kritisiert.
Niedrige Rücklaufquote bei Darmkrebsuntersuchungen
Im Burgenland gibt es ein etabliertes Dickdarmkrebs-Früherkennungsprogramm, doch die Rücklaufquote bei den kostenlosen FIT-Stuhltests, die auf Blut im Stuhl testen, liegt nur bei 36 Prozent. Trotz dieser geringen Beteiligung zeigen Darmspiegelungen nach einem positiven FIT-Test, dass mehr Karzinome entdeckt werden. Die Wiener Expertin Katayoun Tonninger-Bahadori macht zudem auf die niedrigen Teilnahmeraten bei Koloskopeien aufmerksam: zwischen 16 und 33 Prozent. Zwischen 2017 und 2019 wurden 60 Prozent der Darmkrebsdiagnosen erst in den Spätstadien III und IV festgestellt.
Bei Brustkrebs ist die Lage zwar etwas besser, da die Sterblichkeit in den letzten 25 Jahren um ein Drittel gesenkt werden konnte, jedoch könnten auch hier noch mehr Frauen in Früherkennungsprogramme einbezogen werden. Michael Gnant, Präsident der österreichischen Brust- und Darmkrebs-Studiengruppe, merkt außerdem an, dass 95 Prozent der Brustkrebspatientinnen nach einem Jahr und 80 Prozent nach zehn Jahren leben.
Fehlende Maßnahmen zur Lungenkrebsfrüherkennung
Ein weiteres großes Manko ist die Lungenkrebsfrüherkennung. Jährlich erkranken etwa 5.200 Menschen an Lungenkarzinomen, von denen 4.000 im Jahr sterben. Anders als in den USA, Deutschland oder Polen fehlt in Österreich ein Pilotversuch für eine Low-Dose-Computertomografie zur Früherkennung von Lungenkarzinomen. Diese Methode könnte die Sterblichkeit um bis zu 20 Prozent senken, wie Studien zeigen. Der Wiener Pneumologe Arschang Valipour erklärt, dass eine solche Untersuchung nur zehn Sekunden in Anspruch nimmt und bereits die Gesamtmortalität der Betroffenen um 48 Prozent gesenkt werden konnte.
Leider wird Lungenkrebs bei 47 Prozent der Patienten im Spätstadium IV diagnostiziert, was die Heilungschancen drastisch mindert. Die hohen Behandlungskosten für Patienten im fortgeschrittenen Stadium sind alarmierend. Eine Studie schätzt die jährlichen Kosten für die Behandlung eines Patienten im Stadium IV auf etwa 88.000 Euro, während die Behandlung im Stadium I mit einem kurativen Ansatz nur 11.400 Euro betragen würde. Diese Diskrepanz zeigt nicht nur die Dringlichkeit von Früherkennungen, sondern auch die wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus einer frühzeitigen Diagnose ergeben könnten.
Für weitergehende Informationen über die aktuellen Herausforderungen der Krebsfrüherkennung in Österreich sind mehr Einblicke in die Diskussionen beim Praevenire Gesundheitstag erforderlich, die eine klare Aufforderung an die Bevölkerung darstellen, sich aktiver an Vorsorgeuntersuchungen zu beteiligen.
Die alarmierenden Zahlen belegen, dass es dringend an der Zeit ist, die medizinischen Einrichtungen und die Bevölkerung über die Bedeutung von Früherkennungsuntersuchungen aufzuklären. Weitere Details und Informationen dazu sind auf www.diepresse.com zu finden.