Im Nordburgenland wurde am ersten Septembersonntag der Europäische Tag der jüdischen Kultur gefeiert, ein bedeutender Anlass, um das reiche Erbe und die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in der Region zu würdigen. In Kittsee, Mönchhof und Frauenkirchen fanden an diesem Tag mehrere Veranstaltungen statt, die sich mit der jüdischen Kultur, Traditionen und Religion befassten.
Besucher in Mönchhof hatten die Gelegenheit, sich bei „Hafner bio koscher“ über koschere Weine zu informieren und mehr über die jüdischen Speisevorschriften zu lernen. In Frauenkirchen leitete Dr. Herbert Brettl, ein bekannter Landes-Historiker, eine besondere Tour durch die jüdischen Geschichte des Ortes. Im Neuen Schloss Kittsee sprach MMag. Johannes Reiss, der ehemalige Leiter des Jüdischen Museums in Eisenstadt, über das Thema „Family“ im Judentum, wobei er das Konzept der Familie, das im Hebräischen als „Mischpoche“ bekannt ist, in den Mittelpunkt stellte.
Die Initiatorin des Europäischen Tages der jüdischen Kultur in Kittsee, OSR Irmgard Jurkovich, begann mit einer Ansprache, in der sie auf die friedliche Koexistenz der jüdischen und nicht-jüdischen Bevölkerung in der Region einging. In der Vergangenheit gab es dort eine Synagoge, einen Friedhof und ein reges kulturelles Leben, das jedoch mit dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland abrupt endete. Auch die auf diesen Tag verlesenen Texte von Maria Ströck und Stefan Tomasich reflektierten über diese Zeiten und die Auswirkungen auf die jüdische Gemeinschaft.
Die zentrale Rolle von Ehe und Familie
Der Vortrag von Johannes Reiss beleuchtete die Grundlagen des jüdischen Lebens, insbesondere die Werte von Ehe und Familie, die als Essenz des jüdischen Erbes angesehen werden. Dabei verwies er auf biblische Quellen und betonte die Verbindung zwischen jüdischer und christlicher Kultur. Ein Beispiel, das er führte, war der Dienstag, der im Judentum als ein besonders guter Tag zum Heiraten gilt. Diese Tradition basiert auf der Lesung im Buch Genesis, in der Gott an diesem Tag gleich zweimal erklärt, dass „es gut war“.
Organisiert wurde der Tag von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft, der Marktgemeinde Kittsee sowie dem Verein KUKUK, der sich der Förderung von Kunst und Kultur widmet. Bürgermeister Johannes Hornek hieß die zahlreichen Gäste herzlich willkommen und lud sie anschließend zu einem kleinen Umtrunk und Imbiss ein. Die Veranstaltung bot nicht nur interessante Vorträge, sondern auch ein besonderes Musikprogramm, das von der Familie von Dr. Simon Gruber gestaltet wurde. Mit Geige, Flöte, Cajon und Gitarre sorgten sie für eine festliche Atmosphäre und unterhielten die Anwesenden mit jüdischen Liedern.
Der Europäische Tag der jüdischen Kultur trägt dazu bei, das Bewusstsein für die jüdische Geschichte und Kultur zu schärfen und erinnert zugleich an die Bedeutung von Toleranz und Respekt zwischen den unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften. Die Veranstaltungen in Kittsee waren ein Schritt in Richtung einer tieferen Wertschätzung des jüdischen Erbes in dieser Region und ermöglichten einen Dialog über kulturelle Identität und Vergangenheit.