Der 35. Jahrestag des Falls des Eisernen Vorhangs wurde in Mörbisch mit starkem emotionalen Hintergrund gefeiert. Der Historische Moment, der 1989 das Ende von jahrzehntelanger Teilung in Europa einleitete, ist jederzeit auch ein tiefgreifendes Beispiel für die Verbundenheit der Menschen, die für Freiheit kämpften. Anlässlich des Gedenkens wurden nicht nur die damaligen Fluchthelfer gewürdigt, sondern auch die Bedeutung dieser Ereignisse für die Gegenwart herausgestellt.
Verborgene Geschichten und Erinnerungen
Während der Gedenkveranstaltung berichteten ehemalige Fluchthelfer und Flüchtlinge von ihren Erlebnissen, die in diesen bewegten Zeiten von höchster Relevanz waren. Die Anekdoten wurden durch die Schilderungen von Zeitzeugen lebendig. Ein Highlight war der Auftritt von Hannelore Feiler, die erklärte, wie sie und andere Freiwillige in Mörbisch und Umgebung aktiv wurden, um den Menschen, die es wagten, aus der DDR zu fliehen, zu helfen. Ihr Engagement war oft geprägt von einem tiefen Gefühl der Hilfsbereitschaft und auch von Abenteuerlust.
Ein Gefühlsmix: Abenteuer und Hilfsbereitschaft
„Es war fast schon eine Sucht“, beschreibt Moderator Karl Kanitsch die Motivation der Fluchthelfer. Sie reisten oft nach Ungarn, nicht nur um Informationen über die Fluchtmöglichkeiten zu verbreiten, sondern auch um Hab und Gut von Neuankömmlingen aus der DDR zurückzuholen. Diese Erinnerungen zeugen von einer Zeit, in der die Menschen nicht nur die politischen Umstände wechselten, sondern auch bereit waren, persönliche Risiken einzugehen, um anderen zu helfen, sogar dann, wenn die ungarischen Grenzbeamten gegen ihre Aktivitäten waren.
Der Einfluss vom Paneuropäischen Picknick
Das sogenannte Paneuropäische Picknick, das am 19. August 1989 stattfand, gilt als einer der entscheidenden Wendepunkte dieser Bewegung, der den ersten „Riss in der Vergangenheit“ darstellt. Bei diesem Ereignis öffnete Ungarn seine Grenzen, und Tausende suchten den Weg in die Freiheit. Michael Halwax, ein Fluchthelfer aus Mörbisch, erläuterte, wie sie Flugblätter mit Informationen zum illegalen Grenzübertritt verteilten. Diese Information war für viele unentbehrlich und führte zu einem unerwarteten Ansturm an Flüchtlingen.
Historisches Rückblick und gegenwärtige Reflexion
Die politische Dimension dieser Gespräche war nicht zu übersehen. Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf erklärte: „Der Fall des Eisernen Vorhangs war nicht nur ein politisches Ereignis, sondern ein Symbol für den unermüdlichen Wunsch der Menschen nach Freiheit.“ Diese Worte ermutigen dazu, die aktuellen Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft als Teil der Geschichte zu akzeptieren.
Ökologische Erneuerung und Bedeutung des Grünen Bandes
Weniger bekannt, aber ebenso wichtig ist die ökologische Bedeutung der ehemaligen Grenzregion. Der unbebauter Grünstreifen, bekannt als das Grüne Band Europas, erstreckt sich vom Baltikum bis zum Mittelmeer. Er dient heute als Rückzugsgebiet für zahlreiche Tierarten und ist ein Beispiel dafür, wie aus früheren Trennungen auch natürliche Lebensräume entstehen können. Dieser Aspekt bringt eine positive Note in die historische Betrachtung des eingekreisten Lebensraumes, der einst als Todesstreifen bekannt war.
„Ich war etwas desorientiert und wusste nicht, auf welcher Seite Österreich war.“ Sven Lehman, DDR-Auswanderer.
Die Erzählungen von Sven Lehman zeigen eindrücklich die Unsicherheiten, die Flüchtlinge bei ihrer Flucht erlebten. Es waren weniger geordnete Übergänge als vielmehr chaotische und oft gefährliche Unterfangen, die kleine Gruppen von Menschen in eine neue Welt führten.
Ein Ereignis, das weiterhin lehrt
Die Erinnerungen und Stimmen aus beiden Seiten verdeutlichen, dass der Fall des Eisernen Vorhangs mehr ist als nur ein historisches Ereignis. Es ist ein lebendiges Zeugnis von Menschlichkeit, Mut und den Bestrebungen nach Freiheit. Diese Gedenkveranstaltung in Mörbisch erinnerte alle Beteiligten an die Bedeutung des Rückblicks auf die Vergangenheit, um die hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft zu wahren.