Die Burgenländische Landesregierung geht entschlossen gegen den Fachkräftemangel im Pflegebereich vor. In einem gemeinsamen Ansatz von politischen Entscheidungsträgern und Bildungseinrichtungen wurden verschiedene Maßnahmen entwickelt, um den hohen Bedarf an qualifiziertem Personal langfristig zu sichern. Zu den innovativen Konzepten gehört unter anderem ein attraktives Anstellungsmodell für Auszubildende, das dafür sorgt, dass junge Menschen eine Perspektive im Pflegeberuf finden.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil hebt hervor, dass eine gerechte Entlohnung und soziale Absicherung für die Anwerbung von Fachkräften unerlässlich sind, da im derzeitigen Markt ein harter Wettbewerb um Pflegekräfte herrscht. Besonders das neu eingeführte Anstellungsmodell hat im vergangenen Schuljahr signifikante Ergebnisse gezeigt: 188 Auszubildende nutzen bereits diese Möglichkeit und können auf eine faire Bezahlung sowie eine Beschäftigung in der Nähe ihres Wohnorts zählen.
Anstellung während der Ausbildung
Die Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege der Gesundheit Burgenland, mit Sitz in Oberwart und einer Außenstelle in Eisenstadt, bildet Pflegekräfte aus. Die Besonderheit des neuen Modells liegt darin, dass die Auszubildenden während ihrer gesamten Ausbildungszeit als Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und Diplomierte Pflegekraft angestellt werden. Dies bietet ihnen nicht nur eine finanzielle Sicherheit durch Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung, sondern auch die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln.
Die monatliche finanzielle Unterstützung beträgt rund 1.000 Euro netto. Dieses gezielte Anreizsystem zwingt die Auszubildenden nicht nur zu einem intensiven Engagement in der Praxis, sondern sichert auch, dass die vertieften Kenntnisse und die praktische Erfahrung nach der Ausbildung im Burgenland bleiben. Zudem müssen sich die Auszubildenden verpflichten, nach ihrem Abschluss für einen bestimmten Zeitraum beim jeweiligen Arbeitgeber tätig zu sein, was die Verfügbarkeit von Fachkräften für die Region langfristig gewährleisten soll.
Bedeutung des Modells im Kontext der Pflegebranche
Dieser Ansatz zur Förderung der Ausbildung im Pflegebereich könnte als Modell für andere Bundesländer und Länder dienen, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Kombination aus beruflicher Ausbildung und finanzieller Unterstützung bietet eine klare Antwort auf den Fachkräftemangel und stellt sicher, dass die Ausbildungsplätze auch tatsächlich besetzt werden. Eine Fachkraft in der Pflege ist nicht nur ein Job, sondern oft ein Lebensweg, der Menschen mit einer Leidenschaft für die Betreuung anderer aufnimmt und sie ermutigt, in diesem wichtigen Sektor zu bleiben.
Mit diesen effektiven Maßnahmen verfolgt Burgenland nicht nur eine Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten, sondern auch die Stabilisierung des Pflegepersonals insgesamt. Gerade in Zeiten, in denen der Bedarf an Pflegeleistungen aufgrund der demografischen Veränderungen steigt, ist es entscheidend, qualifizierte Fachkräfte langfristig zu sichern. Das Anstellungsmodell ist ein Beispiel dafür, wie praxisnahe Ansätze und finanzielle Anreize kombiniert werden können, um eine neue Generation von Pflegekräften zu gewinnen.
Diese Strategien können auch als Reaktion auf die Überalterung der Gesellschaft und das wachsende Bewusstsein für die Bedeutung der Pflegeberufe in unseren Gemeinschaften gewertet werden. Die Burgenländische Landesregierung stellt somit sicher, dass der Pflegeberuf weiterhin einen hohen Stellenwert erhält und für junge Menschen als attraktive Karriereoption wahrgenommen wird.
Ein Blick in die Zukunft der Pflege
Das innovative Anstellungsmodell hat das Potenzial, sich positiv auf die gesamte Gesundheitsversorgung auszuwirken. Indem es jungen Menschen die Möglichkeit gibt, schon während ihrer Ausbildungszeit finanziell abgesichert zu sein, wird der Berufseinstieg in der Pflege gefördert. Diese Maßnahmen sind unverzichtbar, wenn Burgenland an der Spitze der Pflegebranche stehen will.
Der aktuelle Fachkräftemangel in der Pflege
Der Pflegebereich steht in vielen Regionen Europas vor einer ernsthaften Herausforderung: einem Mangel an qualifizierten Fachkräften. Laut Berichten der Europäischen Kommission wird innerhalb der nächsten fünf Jahre in der EU ein Defizit von etwa 4,1 Millionen Pflegekräften prognostiziert. Diese Entwicklung stellt nicht nur die Gesundheitsversorgung auf die Probe, sondern hat auch bedeutende sozialpolitische und wirtschaftliche Konsequenzen.
Die Ursache für diese Situation ist multifaktoriell. Einerseits gibt es den demografischen Wandel, der eine alternde Bevölkerung mit steigendem Pflegebedarf hervorrufen wird. Andererseits gibt es eine geringe Zahl an Auszubildenden, die sich für Berufe im Pflegebereich entscheiden, bedingt durch unzureichende Entlohnung und hohe Belastungen.
Verankerung der Pflegeberufe im Bildungssystem
Die Burgenländische Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Pflegeberufe in das Bildungssystem stärker zu integrieren und Jugendlichen attraktive Ausbildungswege zu bieten. Dies geschieht unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Schulen, um frühzeitig über Karrierechancen im Pflegebereich zu informieren. Ein weiterer Aspekt ist die Aufwertung der beruflichen Ausbildung, die über verschiedene Maßnahmen wie Praktika, Workshops und Informationsveranstaltungen gezielt gefördert wird.
Diese Anstrengungen werden unterstützt durch Forschungsstudien, die belegen, dass Sicherheit in der Anstellung und Verdienstmöglichkeiten maßgeblich zur Attraktivität eines Berufs beitragen. Eine Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass junge Menschen in der Regel nach Jobperspektiven und einem stabilen Einkommen suchen, was die Notwendigkeit einer fairen Vergütung unterstreicht.
Faktoren | Einfluss auf Ausbildungswahl |
---|---|
Sichere Anstellung | Hohe Relevanz |
Verdienstmöglichkeiten | Hohe Relevanz |
Arbeitsbedingungen | Mittlere Relevanz |
Karrierechancen | Hohe Relevanz |
Internationale Best Practices
Ein Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass Österreich nicht allein das Problem des Fachkräftemangels im Pflegebereich hat. Länder wie Deutschland und Schweden haben bereits Programme initiiert, um die Situation zu verbessern. In Deutschland beispielsweise wurde 2020 das „Pflegeberufegesetz“ eingeführt, welches eine bessere Ausbildung und höhere Bezahlung für Pflegekräfte zum Ziel hat. Solche länderübergreifenden Initiativen verdeutlichen, wie wichtig es ist, Maßnahmen zu ergreifen, die nicht nur lokal, sondern auch auf europäischer Ebene kommuniziert und unterstützt werden.
Die unterschiedlichen Ansätze verdeutlichen, dass ein ganzheitliches Konzept erforderlich ist, um die Attraktivität des Pflegeberufs nachhaltig zu steigern. Diese Erkenntnisse können auch als Grundlage für zukünftige Politiken in Burgenland dienen.