Am vergangenen Dienstag versammelten sich rund 300 Landwirte im Stadtzentrum von Eisenstadt, um ihren Unmut über die neue Pachtvergaberichtlinie der Diözese Eisenstadt lautstark kundzutun. In einer für die Region untypischen Mobilisierung demonstrierten die meist bescheidenen und ruhigen Bauern gegen die hohen Pachtpreise, die mit der Neuvergabe ihrer Felder einhergehen.
Hintergrund der Proteste
Die Diözese hat beschlossen, ihre Pachtflächen künftig zentral zu verwalten und im Zuge eines Bestbieterverfahrens neu zu vergeben. Diese Veränderung hat für viele Alt-Pächter zu einer drastischen Erhöhung der Pachtkosten geführt. Einige Berichte sprechen davon, dass sich die Pachtpreise in einigen Fällen bis zur Verdopplung erhöht haben. Für viele Betriebe im pannonischen Trockenklima, das ohnehin mit Wetterextremen zu kämpfen hat, sind die neuen Preise untragbar. Landwirtschaftliche Flächen, die zuvor für 350 bis 400 Euro pro Hektar gepachtet werden konnten, kosten jetzt bis zu 820 Euro für ertragreiche Böden.
Kritik an der Pachtpolitik
Die Landwirte äußern massive Bedenken zur Nachhaltigkeit der neuen Regelungen. „Wie sollen wir da nachhaltig wirtschaften? Das ist der pure Kapitalismus“, beschwert sich ein Landwirt und macht klar, dass die Vergaberichtlinien vor allem darauf abzielen, die Einnahmen der Diözese zu maximieren. Künftig wird in den Pachtverträgen auch der Verbraucherpreisindex (VPI) berücksichtigt, was zusätzliche Belastungen für die kleineren Betriebe mit sich bringen könnte. Diese Möglichkeit zur Erhöhung der Pachtpreise basiert auf den wachsenden Kosten des täglichen Lebens, die jedoch nicht im Verhältnis zu den steigenden Preisen für landwirtschaftliche Produkte stehen.
Angst vor Bauernsterben
Wenn diese Entwicklungen nicht gestoppt werden, sehen Landwirte ernsthafte Gefahren für ihren Beruf. Die Befürchtungen eines „Bauernsterbens“ sind allgegenwärtig. Schon jetzt sind viele kleine Familienbetriebe von der Schließung bedroht, und die Perspektiven für die nächste Generation erscheinen düster. Mehrere Landwirte befürchten, dass sie die Familieneinkünfte nicht mehr aufrechterhalten und ihre Höfe nicht an die nächste Generation weitergeben können.
Solidarität und Widerstand
Die Landwirte haben nicht nur gegen die neuen Pachtbedingungen protestiert, sondern sich auch gegenseitig unterstützt. Die Teilnehmer der Demonstration waren nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch Bäuerinnen und Bauern, die sich mit ihren Kollegen solidarisieren wollten. Die Stimmen, die sich für fairere Bedingungen aussprechen und eine Streichung des VPI fordern, werden laut: „Wir fordern auch eine Bevorzugung unserer ortsansässigen Pächtern und ortsübliche Pachtpreise“, heißt es während der Kundgebung.
Politik und Kirche unter Druck
Die unglücklichen Landwirte sind nicht nur enttäuscht von der Diözese, sondern auch von der Politik. Nur Nikolaus Berlakovich, der Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, hat sich vor Ort gezeigt, doch viele Landwirte empfinden dessen Unterstützung als unzureichend. Sie verlangen von der Kirche eine Rückkehr zur Dialogbereitschaft und zur Berücksichtigung der langjährigen pachtenden Bauern.
Ein Weg nach vorn
Die Diözese dagegen gibt an, die Vergabe der Pachtflächen objektiv behandelt zu haben. Anneliese Rothleitner-Reinisch, Sprecherin der Diözese, betont, dass alle Pachtangebote von den Landwirten selbst gemacht wurden und dass man um einen fairen Prozess bemüht sei. Dennoch bleibt die Skepsis bei den Bauern groß. Sie sind enttäuscht darüber, dass junge Einkäufer von außerhalb bei den Pachtvergabeverfahren oft bevorzugt werden und lokale Bauern nicht zur Genüge unterstützt werden.
In einer Zeit, in der die Lebensmittelpreise steigen und die Betriebe unter Finanzierungsschwierigkeiten leiden, könnte die anhaltende Unzufriedenheit unter den Landwirten bald zu weiteren Protesten führen. Die Demonstranten in Eisenstadt haben bewiesen, dass sie bereit sind, auch aktiv für ihre Rechte einzutreten und sich Gehör zu verschaffen.