Der Bundespräsident Alexander Van der Bellen betonte in seiner Rede beim „Fest der Freude“ am Wiener Heldenplatz die Notwendigkeit von „null Toleranz“ gegen Antisemitismus und Judenhass. Dieser Appell erfolgte vor dem Hintergrund einer deutlichen Zunahme antisemitischer Vorfälle in den vergangenen Monaten. Trotz der Festlichkeiten blieb die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) aus Protest gegen die unzureichende Reaktion auf einen Aktivisten mit einer Palästina-Flagge bei einer internationalen Befreiungsfeier fern.
Das diesjährige „Fest der Freude“ stand unter dem Motto „Recht und Gerechtigkeit im Nationalsozialismus“ und wurde von den Wiener Symphonikern musikalisch begleitet. Van der Bellen unterstrich die Diskrepanz zwischen Recht und Unrecht während der Nazi-Zeit, in der Gesetze wie die Nürnberger Rassegesetze oder Verbote für Juden geltendes Recht darstellten, jedoch gleichzeitig großes Unrecht widerspiegelten. Dies verdeutlichte die Bedeutung einer starken demokratischen Grundordnung und die Notwendigkeit, für liberale Werte einzutreten.
Der Vorsitzende des Mauthausen Komitees (MKÖ), Willi Mernyi, warnte vor einer illiberalen Demokratie und betonte die Bedeutung von Solidarität und Demokratie, die durch Zeitzeugen als Mahner und Vorbilder repräsentiert werden. Rosa Schneeberger, eine Zeitzeugin aus der Sinti-Volksgruppe, hielt eine bewegende Rede, in der sie ihre Erfahrungen während der Deportation und der Gräuel des Nationalsozialismus schilderte. Trotz großer Belastung teilt sie nun als Zeitzeugin ihre Geschichte, um sicherzustellen, dass solche Gräueltaten nie wieder geschehen.
Das „Fest der Freude“ wurde erstmals im Jahr 2013 als Antwort auf ein umstrittenes „Totengedenken“ des Wiener Korporationsringes vom Mauthausen Komitee organisiert. Die Feierlichkeit dient zur Erinnerung an die Befreiung vom Nationalsozialismus und als Zeichen für eine offene und demokratische Gesellschaft, die sich gegen jegliche Formen von Hass und Diskriminierung stellt.