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In der Geburtsstadt Adolf Hitlers, Braunau, ist die leidige Diskussion um die sogenannten "braunen Flecken" erneut entflammt. 80 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus steht hier immer noch ein Ehrenbürger, der für seine antisemitischen Äußerungen berüchtigt ist: Josef Reiter, der als "völkischer Tondichter" gilt. Er hat sich in der Vergangenheit ausgesprochen für die öffentlich zur Schau gestellte Hinrichtung von Juden eingesetzt, wie OÖ Tourismus berichtet. Auch die Straßenbenennungen nach NS-verstrickten Persönlichkeiten wie Franz Resl, einem SA-Obersturmführer, und Eduard Kriechbaum, einem Gauheimatpfleger, sorgen für Empörung.
Ein aktueller Bericht von Historiker Florian Schwanninger, der im Auftrag der Stadt erstellt wurde, hat diese Einschätzungen nun bestätigt. Der Bericht stützt die Forderung von verschiedenen Organisationen wie dem Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) und dem Antifa-Netzwerk, die alle an Bürgermeister Hannes Waidbacher appellieren, die Ehrenbürgerschaft Reiters aufzuheben und die problematischen Straßen- und Platznamen zu ändern. "Wir begrüßen, dass die Stadt Braunau die Lebensläufe wissenschaftlich untersuchen ließ", sagt MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi und fügt hinzu, dass Artikel 9 des Staatsvertrages eine Verpflichtung zur Entfernung dieser "braunen Flecken" darstellt, wie die Krone berichtet.
Richtungswechsel in der Stadtpolitik?
Die Zeichen stehen dennoch auf Wandel. Während in der Stadtverwaltung positive Signale über die Möglichkeiten einer Umbenennung gesendet werden, fordern Laher, Mernyi und Eiter, dass die neuen Namen in Erinnerung an NS-Opfer oder Widerstandskämpfer gewählt werden, vor allem Frauen, die in dieser Hinsicht unterrepräsentiert sind. "Braune Flecken sind kein Schicksal", so Eiter. Der Druck auf die Stadtverwaltung wächst, denn viele Bürger verlangen eine Rückkehr zu einer verantwortungsvollen Gedenkpolitik und die Abschaffung der Ehrungen für Menschen, die Judenhass und Nationalsozialismus propagierten.
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