
Ein Zivilprozess, der die Klagen zweier Hinterbliebener des tragischen Absturzes einer Boeing 737 MAX in Äthiopien betraf, wurde für hinfällig erklärt. Dies wäre das erste Zivilverfahren in den USA gewesen, das sich mit dem Absturz des Flugzeugs am 10. März 2019, kurz nach dem Start in Addis Abeba, beschäftigte. Alle 157 Menschen an Bord verloren ihr Leben, die Opfer stammten aus 35 verschiedenen Ländern. Nach diesem Vorfall wurde ein weltweites Flugverbot für die Boeing 737 MAX verhängt, das eine tiefgreifende Krise für das Unternehmen Boeing auslöste. Das Flugverbot wurde erst Ende 2020 schrittweise aufgehoben. Im Oktober 2018 war bereits eine Boeing 737 MAX vor der indonesischen Insel Java abgestürzt, bei dem alle 189 Insassen ums Leben kamen.
Die Angehörigen von 155 Absturzopfern aus Äthiopien haben zwischen April 2019 und März 2021 Klagen gegen Boeing wegen widerrechtlicher Tötung und Fahrlässigkeit eingereicht. Wie Kleine Zeitung berichtet, konnten die meisten dieser Klagen außergerichtlich beigelegt werden. Ende März 2021 waren allerdings noch 18 Zivilklagen zu dem Unglück offen, von denen mindestens vier seitdem ebenfalls gütlich geregelt wurden. Die Inhalte dieser Vereinbarungen sind vertraulich.
Rechtliche Auseinandersetzungen und Betrugsvorwürfe
Boeing sah sich jedoch nicht nur zivilrechtlichen Klagen gegenüber, sondern auch ernsten strafrechtlichen Vorwürfen. Laut einem Bericht von AP News hat Boeing gegen eine Vereinbarung verstoßen, die eine strafrechtliche Verfolgung im Zusammenhang mit den zwei tödlichen Abstürzen der 737 MAX verhindern sollte. Der Absturz in Äthiopien und ein weiterer in Indonesien forderten zusammen 346 Menschenleben. Im Januar 2021 einigte sich Boeing mit dem Justizministerium auf eine Zahlung von 2,5 Milliarden Dollar zur Vermeidung einer strafrechtlichen Klage wegen Betrugs, der darauf beruhte, dass das Unternehmen Bundesbehörden über das Flugzeug täuschend informiert hatte.
Diese haben nun jedoch festgestellt, dass Boeing die versprochenen Änderungen zur Verhinderung weiterer Verstöße nicht umsetzte. Dies könnte zu einer möglichen strafrechtlichen Verfolgung führen. Boeing hat bis zum 13. Juni Zeit, auf die gegen sie gerichteten Anschuldigungen zu reagieren und bestreitet die Vorwürfe des Justizministeriums, indem sie behauptet, die Bedingungen der Einigung eingehalten zu haben. Diese rechtlichen Auseinandersetzungen werden durch einen weiteren Vorfall im Januar 2024 verstärkt, als bei einem Alaska Airlines-Flug eine Türverkleidung eines 737 MAX herausgerissen wurde, was die FBI Ermittler auf den Plan rief und Passagiere als potenzielle Opfer eines Verbrechens bezeichnete.
Sicherheitsbedenken und Auswirkungen auf Boeing
Die Abstürze der Boeing 737 MAX haben ernste Sicherheitsbedenken geweckt und die berechtigte Frage über die Qualität und Sicherheit der Konstruktion aufgeworfen. Die 737 MAX gilt als kraftstoffeffiziente Variante des am meisten verkauften Flugzeugs, wurde jedoch aufgrund der beiden tödlichen Abstürze zu einem Symbol für die Probleme bei Boeing. Aufgrund der Vorfälle wurden alle Max-Modelle im März 2019 global außer Betrieb genommen. Die nachfolgenden Untersuchungen ergaben, dass Boeing Änderungen an einem Flugsteuerungssystem vorgenommen hatte, ohne diese Informationen an Piloten oder Fluggesellschaften weiterzugeben.
Infolgedessen sah sich Boeing nicht nur mit miserablen Geschäftszahlen und zivilrechtlichen Klagen konfrontiert, sondern auch mit Kongressuntersuchungen, die die Unternehmenskultur und die Sicherheitsstandards in Frage stellten. Neben der finanziellen Einbuße und dem Verlust des Vertrauens von Kunden muss Boeing jetzt auch die Weichen für eine Rückkehr zur Normalität stellen. Bis zur endgültigen Entscheidung des Justizministeriums am 7. Juli, ob Anklage gegen das Unternehmen wegen der nachgewiesenen betrügerischen Handlungen erhoben wird, bleibt die Zukunft von Boeing ungewiss.
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