
Innsbrucks Diözesanbischof Hermann Glettler hat in einem aktuellen Interview die Möglichkeit eines Amtsverzichts von Papst Franziskus aufgrund seines Gesundheitszustandes ins Spiel gebracht. Glettler äußert, dass der Papst nicht an seinem Amt festhält und erinnert an den historischen Schritt von Papst Benedikt XVI., der im Februar 2013 zurücktrat. „Franziskus hat sicherlich noch Ziele, vor allem die Förderung einer authentischen Synodalität in der Kirche“, so Glettler, der hinsichtlich der Zukunft des synodalen Prozesses bis 2028 optimistisch ist. Trotz der gesundheitlichen Herausforderungen des 88-jährigen Papstes sieht er keinen Stillstand in der römisch-katholischen Kirche.
Aktuell ist Papst Franziskus wegen einer Atemwegsinfektion in der Gemelli-Klinik in Rom hospitalisiert. Laut dem letzten Bericht, der am Donnerstagabend ausgegeben wurde, hat sich sein Gesundheitszustand in den letzten 24 Stunden nicht verändert. Der Papst wird nachts nicht-invasiv mechanisch beatmet und erhält tagsüber eine Sauerstoffversorgung durch Nasenkanülen. Trotz seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten feierte der Pontifex sein 12-jähriges Pontifikatsjubiläum in der Klinik, wo ihm das Betreuungspersonal einen Kuchen überreichte und er zahlreiche Glückwunschkarten von Schulkindern erhielt. Das nächste medizinische Bulletin wird für Freitagabend erwartet.
Erzbischofsnachfolge und die Zukunft der Kirche
Glettler, der als möglicher Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn im Gespräch ist, hat betont, dass er gerne für diese Position bereitsteht, allerdings auch hofft, dass ein anderer Kandidat ernannt wird. Er zeigt sich besorgt über die anhaltende Unsicherheit bezüglich der Nachfolge und hofft auf eine Entscheidung bis zum Sommer. In diesem Kontext äußerte er, dass es unprofessionell sei, dass die Frage der Nachfolge so lange unbeantwortet bleibt. Glettler geht davon aus, dass der neue Erzbischof nicht gleichzeitig Kardinal werden wird.
Sein Hauptanliegen sind die Herausforderungen, denen die katholische Kirche in Österreich und Europa gegenübersteht. Glettler sieht mit Sorge die sinkenden Mitgliederzahlen und die schwindende Relevanz der Kirche. In diesen unsicheren Zeiten spürt er jedoch ein wachsendes Interesse an Spiritualität. „Die Menschen brauchen menschliche Beziehungen und solidarische Netzwerke“, hebt er hervor und fordert eine spirituelle Erneuerung der Kirche, die sich stärker mit den Menschen auseinandersetzen sollte.
Gesellschaftliche Herausforderungen und Reformen
In der Debatte um den Zölibat zeigt sich Glettler offen für eine Reform und spricht sich für verheiratete Priester aus. Auch das Anliegen, Frauen für das Diakonat zuzulassen, erneuert er nachdrücklich. Darüber hinaus mahnt er, in der Migrationsdebatte keine Pauschalurteile zu fällen und warnt vor einer übertriebenen Angst vor einer Islamisierung Europas. „Ich habe mehr Sorgen über leere Kirchen als über volle Moscheen“, betont der Bischof.
Glettlers Äußerungen zur aktuellen Lage der Kirche und den Reformbestrebungen sind Teil einer fortwährenden Diskussion innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die geprägt ist von den Herausforderungen eines sich wandelnden gesellschaftlichen Umfelds. Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Situation um Papst Franziskus und die zukünftige Leitung der Kirche entwickeln wird. Der ungewöhnliche Gesundheitszustand des Papstes wirft dabei einen Schatten auf die kommenden Entscheidungen.
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