
Die Rückkehr der Biber in die österreichischen Flussökosysteme wird seit den 1970er Jahren als spektakulärer Erfolg im Bereich des Tierschutzes und der Ökologie gewertet. Biber haben sich vom Nationalpark Donauauen über ganz Österreich ausgebreitet und spielen eine entscheidende Rolle in der Förderung der Artenvielfalt. Sie helfen, den Grundwasserspiegel hochzuhalten, was insbesondere in Zeiten von Dürre von großer Bedeutung ist. Biberdämme fungieren zudem als Kinderstuben für kleine Fische, wodurch sie auch zur Verbesserung des Wasserökosystems beitragen. Trotz dieser wichtigen ökologischen Funktion plant Landessrat Gruber in Kärnten, in den nächsten fünf Jahren 740 Biber abzuschießen, was zahlreiche Umwelt- und Tierschutzorganisationen auf den Plan ruft.
Die Biberpopulation in Kärnten hat sich von 664 Individuen im Jahr 2019 auf derzeit 1480 (Stand 2023/24) nahezu verdoppelt. Biber leben in Reviersystemen, was eine Überpopulation in einem bestimmten Gebiet ausschließt. Dies bedeutet, dass ein Abschuss von Bibern nur zu Tierleid führen würde, da die Reviere schnell wieder nachbesetzt werden. Gruber wird vorgeworfen, durch seine Entscheidung gegen EU-Recht zu verstoßen, da eine Einzelfallprüfung vor dem Abschuss besonders geschützter Tiere erforderlich ist. Biber sind nicht nur in der FFH-Richtlinie, sondern auch in der Berner Konvention gelistet, was ihren Schutz weiter untermauert.
Tierschutz ist in Gefahr
Der Präsident des Vereins gegen Tierfabriken (VGT), DDr. Martin Balluch, kritisiert Grubers Vorgehen scharf als Amtsmissbrauch und rechtswidrig. Er behauptet, dass Gruber versuche, Beschwerden von Umweltschutzorganisationen zu umgehen, indem er eine Verordnung erlasse. Dies wird von zahlreichen Umweltschützern als gefährlicher Präzedenzfall angesehen, der nicht nur den Bibern schaden könnte, sondern langfristig auch den gesamten ökologischen Kontext gefährdet.
Abgesehen von den dadurch drohenden Abschüssen ist der Lebensraum der Biber schon jetzt stark gefährdet. Begradigungen, Ausbauten und Verrohrungen von Flüssen und Bächen sowie die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen bis an die Ufer gefährden die Lebensqualität der Biber erheblich. Verkehr, insbesondere Straßen, erhöhen das Risiko für Biber, bei Zusammenstößen zu sterben. Ein wesentlicher Anteil an Todesfällen wird durch den Straßenverkehr verursacht. Darüber hinaus müssen halbwüchsige Biber im Sommer ihre Reviere verlassen, was sie zusätzlichen Gefahren aussetzt. Auf dieser Reise verteidigen sie sich gegen Revierinhaber, was zu gefährlichen Kämpfen und, im schlimmsten Fall, zu infizierenden Wunden führen kann, die oft tödlich enden.
Die Rolle der Biber
Biber sind zweifellos „wichtige Öko-Ingenieure“, wie es oft genannt wird. Sie tragen aktiv zur Gestaltung und Erhaltung ihrer Lebensräume bei. Ihre Dämme schaffen nicht nur neue Habitate für diverse Tierarten, sondern verbessern auch die Wasserqualität durch die natürliche Filterung von Schadstoffen. Diese indirekten positiven Effekte auf das Ökosystem scheinen in der aktuellen Diskussion um ihren Abschuss aus dem Blickfeld zu geraten. Die Verbesserung der Lebensräume für Biber sowie das Schaffen von Bewusstsein für ihre ökologische Rolle dürften im Zentrum künftiger Naturschutzbemühungen stehen.
Unterdessen bleibt abzuwarten, wie sich das Vorgehen Grubers und die Reaktionen darauf weiter entwickeln. Der Druck von Umweltorganisationen wächst, und die Aufmerksamtkeit der Öffentlichkeit wirft Fragen auf, die nicht nur das Schicksal der Biber, sondern auch den Zustand der Ökosysteme in unserer Region betreffen.
Für weitere Informationen über Biber und ihren Schutz sei auf die von Bund-Naturschutz und die wissenschaftlichen Hintergründe auf Bund-Naturschutz verwiesen.
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