Wien, 06.12.2024 (KAP) – Klaus Mertes, der als Jesuitenpater und Missbrauchsexperte bekannt wurde, feiert heute seinen 70. Geburtstag. Der gebürtige Diplomatensohn machte 2010 Schlagzeilen, als er den Missbrauchsskandal am katholischen Canisius-Kolleg in Berlin aufdeckte. Dies führte zu einer Welle von Anfragen und Berichten von weiteren Opfern sexueller Gewalt aus kirchlichen sowie öffentlichen Einrichtungen. Als Mertes damals ehemalige Schüler bat, sich zu melden, ahnte er nicht, dass er damit eine Lawine lostreten würde. Seine offene Art und sein Engagement für eine umfassende Aufarbeitung des Missbrauchs brachten ihm viel Lob ein, aber auch heftige Kritik und sogar Morddrohungen, wie er später in einem Interview berichtete, wie auch katholisch.de festhielt.
Engagement für Veränderung
In einem aktuellen Interview mit Kathpress reflektiert Mertes über die kritischen Entwicklungen in der katholischen Kirche und die Rolle von Kardinal Christoph Schönborn, der ihm in der Vergangenheit hilfreich zur Seite stand. Schönborn begleitete die Aufarbeitung des Missbrauchs in Österreich und setzte bedeutende Akzente, die in Deutschland lange als unvorstellbar galten. Mertes fordert in diesem Zusammenhang die Anerkennung und Sichtbarkeit für Missbrauchsopfer und betont die Notwendigkeit eines belastbaren Systems für Hilfsleistungen und Gerechtigkeit, um den Opfern endlich Gehör zu verschaffen, so auch kappen kathpress.at.
Besonders kritisch äußerte sich Mertes zur AfD und deren Einfluss in der Gesellschaft, da diese Partei eine "völkisch-nationalistische Gesinnung" propagiert und damit im Widerspruch zum christlichen Menschenbild steht. Trotz der Rückschläge seiner Arbeit bleibt Mertes optimistisch und sieht sich in der Verantwortung, die Bildungsmöglichkeiten innerhalb der katholischen Kirche zu fördern. Seiner Meinung nach ist Bildung der Schlüssel, um langfristig Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen und die Herausforderungen im Umgang mit religiösen Fragestellungen zu meistern. Er ist überzeugt, dass nur durch eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch und einer kritischen Reflexion der Kirche eine positive Entwicklung stattfinden kann.
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