
Die Ankündigung von Sonderzöllen auf Automobile durch die US-Regierung hat in der österreichischen Auto-Zulieferindustrie Besorgnis ausgelöst. Am 27. März 2025 äußerte Hansjörg Tutner, Obmann-Stellvertreter des Fachverbandes der Fahrzeugindustrie (WKÖ), dass die Zölle als "besonders bedrohlich" einzustufen seien. Die möglichen Maßnahmen könnten nicht nur die heimische Produktion gefährden, sondern auch weitreichende negative Auswirkungen auf die gesamte Branche haben, wie Gabriel Felbermayr, Direktor des Wifo, betont.
Die geplante Regelung sieht Zölle von 25% auf nicht in den USA gefertigte Autos vor. Dies könnte insbesondere Unternehmen wie BMW betreffen, das sowohl in Österreich mit einem großen Motorenwerk in Steyr als auch in den USA mit einem bedeutenden Werk in Spartanburg, South Carolina, vertreten ist. Nach Schätzungen erwirtschaftete die Auto-Zulieferindustrie in Österreich im Jahr 2024 einen Produktionswert von 28,5 Milliarden Euro und beschäftigt über 81.000 Personen.
Handelskonflikt zwischen EU und USA
Um den Handelskonflikt zu entschärfen, fordern verschiedene Akteure einen Dialog zwischen der EU und den USA. Tutner betont die Notwendigkeit solcher Gespräche, um Handelskonflikte zu vermeiden. In diesem Zusammenhang warnte Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) vor den negativen Folgen eines Handelskriegs und schlug vor, dass die EU als größter Binnenmarkt selbstbewusst auftritt. Zudem forderte er, mögliche Spezialabgaben auf US-Plattformen zu prüfen.
Die EU hat bereits auf die drohenden Zölle reagiert. Maroš Šefčovič, EU-Kommissar für Handelsfragen, führte am Dienstag Gespräche in Washington D.C. mit US-Handelsvertretern, darunter Handelsminister Howard Lutnick und Handelsbeauftragtem Jamieson Greer. Diese Gespräche wurden als „intensiv“ beschrieben und zielen darauf ab, einen fairen Deal zu erreichen, anstatt ungerechtfertigte Zölle durchzusetzen. Šefčovič betonte, dass die „harte Arbeit weitergeht“.
Reaktionen und Forderungen
Die NEOS-Europaabgeordnete Anna Stürgkh fordert eine starke und entschlossene Reaktion der EU auf die Zölle. Außerdem warnt der ARBÖ, dass sich der Autokauf für Konsumenten nicht verteuern dürfe, da bereits viele Abgaben existieren. Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fordert eine geeinte EU-Position gegenüber den USA und die Diversifizierung der Absatzmärkte, um die Risiken zu minimieren.
In einer Debatte über die Auswirkungen dieser Zölle äußerten führende EU-Abgeordnete nach Trumps Wiederwahl im November 2024 die Notwendigkeit einer Fortsetzung der transatlantischen Zusammenarbeit. Das Europäische Parlament zeigte sich bereit, zur Stärkung der transatlantischen Beziehungen beizutragen. Bernd Lange, Vorsitzender des Ausschusses für internationalen Handel, wies auf die Möglichkeit von Gegenzöllen hin, während Sophie Wilmès, stellvertretende Vorsitzende der Parlamentsdelegation für die Beziehungen zu den USA, die Bedeutung der Abschreckung gegen Zölle hervorhob.
Insgesamt sind die Spannungen zwischen den USA und der EU über Handelsfragen und Zölle auf dem Weg zu einer Lösung, die sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher von Vorteil sein könnte. Die österreichische Auto-Zulieferindustrie bleibt jedoch in der Warteschleife, während die Verhandlungen fortschreiten.
Für weitere Informationen lesen Sie die Berichte von Vienna.at, Süddeutsche.de und Europarl.eu.
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