Alarmierende Gewalt im Handel: Jeder Zweite betroffen!

Alarmierende Gewalt im Handel: Jeder Zweite betroffen!

Österreich - Gewalt am Arbeitsplatz ist für viele Handelsangestellte in Österreich längst Alltag. Laut einer aktuellen Umfrage der Gewerkschaft GPA, an der mehr als 1500 Mitglieder teilnahmen, berichtete fast jeder zweite Befragte von Beschimpfungen, Bedrohungen oder sexueller Belästigung während der Arbeit. Diese erschreckenden Zahlen belegen, dass die Gewaltbereitschaft, insbesondere in der Handelsbranche, signifikant gestiegen ist. So gaben 8,4 Prozent der Befragten an, im vergangenen Jahr persönlich betroffen gewesen zu sein, während 53,2 Prozent eine Zunahme solcher Vorfälle in den letzten fünf Jahren wahrnahmen, wie die Krone berichtet.

Besonders besorgniserregend ist der hohe Anteil der weiblichen Beschäftigten, die von sexistischen Übergriffen betroffen sind. Rund 40 Prozent der Frauen gaben an, anzügliche Witze gehört zu haben, 20 Prozent berichteten von verbaler sexueller Belästigung und vier Prozent von körperlichen Übergriffen. Barbara Teiber, die Vorsitzende der GPA, nennt die Kunden als Hauptproblem und warnt vor einem rauer gewordenen Umgangston. Auch Sabine Grossensteiner, Billa-Betriebsrätin, stellt fest, dass der Umgang mit Kolleginnen rauer geworden ist.

Steigende Aggressivität und Übergriffe

Die Umfrage zeigte auch, dass 57,8 Prozent der Befragten von Beschimpfungen und 58,6 Prozent von Einschüchterungen berichteten. Diese Übergriffe sind im Lebensmittelhandel, wo das Kundenverhalten anonym ist, besonders häufig. Lange Wartezeiten an den Kassen tragen ebenfalls zur Aggressivität bei. Die Kleine Zeitung hebt hervor, dass Frauen in der Branche besonders gefährdet sind, da viele Filialen ausschließlich von weiblichen Mitarbeiterinnen besetzt sind, die dann mehrheitlich Ziel von Belästigungen sind.

Dieser Trend wird durch die zunehmende Gewaltbereitschaft unter Kunden unterstützt. Berichte über Gruppen von Männern, die provokant Mitarbeiterinnen beobachten und belästigen, häufen sich. Zudem nehmen Überfälle mit Waffen und aggressives Verhalten von ertappten Dieben zu, insbesondere in städtischen Ballungszentren, wo die Hemmschwelle für Gewalt niedriger erscheint.

Forderungen der Gewerkschaft

Vor dem Hintergrund der alarmierenden statistischen Erhebungen appelliert die GPA an Arbeitgeber, das Thema ernst zu nehmen und umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation zu ergreifen. Die Gewerkschaft fordert unter anderem das Recht auf psychologische Unterstützung und Supervision sowie die Implementierung von Gewaltschutzbeauftragten in Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern. Des Weiteren wird eine verpflichtende Mindestbesetzung bei hoher Kundenfrequenz und eine Überprüfung der räumlichen Gestaltung der Filialen zur Gewaltprävention empfohlen.

Die Politik ist ebenfalls gefordert, um das Problem anzugehen. Berichten zufolge haben bereits einige Unternehmen, wie der Flughafen Wien-Schwechat, Initiativen gestartet, um Aggressionen bei Kunden durch Kampagnen zu begegnen. Es ist klar, dass auch strukturelle Veränderungen notwendig sind, um die Sicherheit der Mitarbeiter zu verbessern.

Die Arbeitsinspektion hebt hervor, dass Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz nicht nur rechtliche, sondern auch psychische und soziale Implikationen haben. Es ist wichtig, dass Arbeitgeber die Gefahren evaluieren und geeignete Schutzmaßnahmen umsetzen, um eine sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten.

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