
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) sieht sich in diesem Jahr mit einem prognostizierten Defizit von über 900 Millionen Euro konfrontiert. Dies geht aus einem Bericht von oe24.at hervor. Die Ursachen für dieses dramatische Minus liegen unter anderem in der schwächelnden Wirtschaft, einer steigenden Arbeitslosigkeit und einer alternden Bevölkerung, die insgesamt höhere Kosten verursacht.
In Reaktion auf diese Defizitprognosen äußerte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, berechtigte Sorgen. Er betont, dass die Gesundheit der Patienten durch geplante Einschränkungen bei Behandlungen gefährdet sei. Gleichzeitig kritisiert er die fehlenden Lösungen für die hausgemachten Strukturprobleme innerhalb des Systems, die im Zuge der Kassenfusion entstanden sind. Seiner Ansicht nach könnte der vorgeschlagene Solidarbeitrag, der von der ÖGK zur Sanierung angedacht ist, vor allem junge Ärzte und jene, die kurz vor der Pensionierung stehen, stark belasten.
Strukturprobleme und die Rolle der Ärzte
Im Kontext der finanziellen Nöte der ÖGK ist es auch wichtig zu beachten, dass der Solidarbeitrag der Ärzte selbst bereits eine beträchtliche Belastung darstellt. Steinhart hebt hervor, dass Ärzte durch ihren persönlichen Einsatz bereits einen Solidarbeitrag leisten, während die Gesundheitsversorgung zunehmend eingeschränkt wird, wie auch in der Pressemitteilung von ots.at betont wird.
Der demographische Wandel ist ein zentrales Thema, das in der Diskussion um die ÖGK nicht unerwähnt bleiben darf. Laut einem Artikel des WIFO wird der Bedarf an medizinischer Versorgung in Österreich bis 2050 erheblich steigen. Die Altersstruktur der Bevölkerung wird auch die Nachfrage nach medizinischen Leistungen signifikant erhöhen. Dies trifft auf eine ungünstige Ärztedemographie, was bedeutet, dass immer weniger Ärzte bereitstehen, um die steigenden Bedürfnisse zu decken.
Der Zehn-Punkte-Plan zur Sanierung
Um den Herausforderungen zu begegnen, hat die Österreichische Ärztekammer einen umfassenden Zehn-Punkte-Plan zur Sanierung der ÖGK erarbeitet. Dieser Plan enthält entscheidende Maßnahmen, wie die Implementierung eines externen Krisenmanagers und die Erstellung eines Immobilienkonzepts. Weitere Punkte umfassen die Überprüfung ineffizienter ÖGK-Ambulatorien sowie transparente Ausschreibungskriterien für die oberste Führungsebene.
- Implementierung eines externen Krisenmanagers
- Erstellung und Umsetzung eines Immobilienkonzepts
- Überprüfung der Schließung ineffizienter ÖGK-Ambulatorien
- Keine weiteren Ambulatoriumsgründungen bis zur Klärung der finanziellen Lage
- Transparente Ausschreibungskriterien für die oberste Führungsebene
- Übertragung von ÖGK-Reha-Einrichtungen an die PVA
- Überprüfung der Fusionierung von IT-Unternehmen im SV-Bereich
- Stärkung der Aufsicht zur frühzeitigen Erkennung von Fehlentwicklungen
- Kassasturz für alle Träger des DV
- Neugestaltung der Finanzierung, einschließlich temporärer Co-Finanzierung aus Steuermitteln
Die Umsetzung dieses Plans muss allerdings schnellstmöglich erfolgen, da sich die Situation durch die zunehmenden Abwanderungen von Ärzten aus dem Kassensystem weiter zuspitzen könnte. Der Vize-Obmann der niedergelassenen Ärzte, Dietmar Bayer, betont, dass in den nächsten fünf Jahren etwa 33 % der Ärzte im Kassensystem nicht mehr tätig sein werden. Diese Entwicklung würde längere Wartezeiten für Patienten zur Folge haben und könnte die Qualität der Gesundheitsversorgung gefährden, insbesondere in Anbetracht der nahenden Herausforderungen durch die Alterung der Bevölkerung und die wachsende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen, wie im Bericht des WIFO dargelegt wird.
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