Ukrainischer Schwimmer wird Weltmeister nach Flucht vor Russlands Invasion

Nach der Flucht aus seiner Heimatstadt infolge der russischen Invasion wurde der ukrainische Schwimmer Vladyslav Bukhov unerwartet Weltmeister. Seine beeindruckende Reise und der Kampf während des Krieges stehen im Fokus.

Nach der Flucht aus seiner Heimatstadt infolge der russischen Invasion wurde der ukrainische Schwimmer Vladyslav Bukhov unerwartet Weltmeister. Seine beeindruckende Reise und der Kampf während des Krieges stehen im Fokus.
Nach der Flucht aus seiner Heimatstadt infolge der russischen Invasion wurde der ukrainische Schwimmer Vladyslav Bukhov unerwartet Weltmeister. Seine beeindruckende Reise und der Kampf während des Krieges stehen im Fokus.

Ukrainischer Schwimmer wird Weltmeister nach Flucht vor Russlands Invasion

Der ukrainische Schwimmer Vladyslav Bukhov weiß besser als jeder andere, wie eng die Entscheidungen in seinem Sport sind. Mit nur 21 Jahren sicherte sich der Sprintschwimmer bei den Weltmeisterschaften 2024 in Doha die Goldmedaille über 50 Meter Freistil mit nur 0,01 Sekunden Vorsprung – weniger als ein Wimpernschlag.

Ein Platz in der Sportgeschichte

Dieser Titel hat Bukhov in die Sportgeschichte der Ukraine eingeprägt und ihn zum dritten Weltmeister im Langstreckenschwimmen (Wettkämpfe in einem 50-Meter-Becken) seines Landes gemacht. Zu diesem Zeitpunkt war Bukhov als Leistungsschwimmer noch relativ unbekannt und hatte nur wenige tausend Follower in den sozialen Medien. Doch nachdem er in Katar die beiden vorherigen Champions, Cameron McEvoy und Ben Proud, im Finale überholt hatte, ging er als einer der größten Überraschungen aus diesem Weltmeisterschaft heraus.

Der langer Weg zum Titel

Im Gespräch mit CNN Sport vor dem Schwimmwettbewerb der Weltmeisterschaften 2025 in Singapur gab der 22-Jährige einen ehrlichen Einblick in seinen Aufstieg an die Spitze des Sports. „Die Leute sehen, dass ich Weltmeister bin. Aber sie sehen nicht, wie lang der Weg und die Reise zu dieser Medaille und dem Podium sind“, sagte Bukhov. „Ich schwimme seit ich sieben Jahre alt bin, also seit 14 Jahren – weit über die Hälfte meines Lebens – bevor ich in Doha Gold gewann.“, fügte er hinzu, „Es gab viele Opfer, die ich auf dem Weg gebracht habe, um hier zu sein.“

Die späte Entdeckung des Wettkampfgeistes

Bukhovs unerwarteter Erfolg wird noch beeindruckender, wenn man erfährt, dass er trotz seines Starts mit sieben Jahren erst mit 15 Jahren, im Jahr 2018, an einem Wettkampf teilnahm. Auf die Frage, warum es so lange gedauert hat, erklärte Bukhov, dass sein Einstieg in den Sport nicht auf „Träume von Medaillen oder Ruhm“ basierte. „Ich habe als Kind viele Sportarten ausprobiert. Schwimmen wurde erst in der Pubertät mein Hauptfokus“, erinnerte er sich. „Zunächst war ich durch den modernen Fünfkampf motiviert. Das Schwimmen war am Anfang nur ein kleiner Teil meines sportlichen Lebens.“

Flucht vor der russischen Aggression

Wie viele Ukrainer war Bukhovs Leben stark von der Aggression Russlands gegen sein Heimatland betroffen. Im Jahr 2014, vor dem aktuellen Großkrieg in der Ukraine, übernahmen russische paramilitärische Kräfte die Kontrolle über Bukhovs Heimatstadt Donezk in der östlichen Donbass-Region. Nur 11 Jahre alt musste Bukhov mit seiner Familie sein Zuhause verlassen und zehn Stunden westwärts nach Kiew reisen, wo es zumindest relativ sicher war. „Es war eine sehr angstmachende Zeit für uns. Ich war damals noch ziemlich jung, daher konnte ich nicht ganz verstehen, was vor sich ging. Mein Hauptschmerz war die Traurigkeit, meinen Herkunftsort verlassen zu müssen und woanders neu anfangen zu müssen.“

Training in einem Kriegsgebiet

Über drei Jahre später ist das Leben für die meisten Ukrainer immer noch nicht normal. Für Eliteathleten wie Bukhov, die auf Routine und Stabilität angewiesen sind, mussten Training und Vorbereitung stark angepasst werden. „Es ist unmöglich, normal zu trainieren. Wir können nicht einmal einfache alltägliche Dinge erledigen, geschweige denn all das, was professionelle Athleten tun müssen“, so Bukhov. „Luftalarm unterbricht ständig unser Leben – egal, ob wir im Pool, im Fitnessstudio oder einfach nur versuchen, nachts zu schlafen. Wir können nichts ohne diese ständige Angst tun.“

Eine Nation im Rückhalt

Die Mischung aus Stolz und Verantwortung, sein Land auf internationalem Niveau zu vertreten, ist für ukrainische Athleten wie Bukhov während des Krieges noch intensiver geworden. „Als Athlet fühle ich mich jetzt noch stolzer. Ich kämpfe nicht nur um meinen eigenen Ruhm“, sagte der 22-Jährige. Selbst vor dem Krieg gab er immer alles, um die ukrainische Flagge auf dem Podium zu sehen. Jetzt hat er das Gefühl, eine neue Leidenschaft und einen Sinn darin gefunden zu haben, für sein Land zu kämpfen.

Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft

Mit Blick auf den Schwimmwettbewerb der Weltmeisterschaften hat Bukhov das Ziel, zu seiner besten Form zurückzukehren – etwas, das ihm bei den letztjährigen Olympischen Spielen in Paris nicht gelungen ist. Trotz seiner Krönung zum Weltmeister wenige Monate vor den Spielen fiel er im 50-Meter-Freistil auf den 11. Platz. Es war nicht das erste Mal, dass er knapp die Finalqualifikation verpasste, ein Schmerz, den er bereits bei den Olympischen Spielen in Tokio 2021 erlebte. Doch diese Enttäuschungen nutzt er als Ansporn, seinen Weltmeistertitel zu verteidigen.

Die Reise nach Singapur

Die Reise nach Singapur stellt erneut die oft übersehenen Folgen des Krieges dar. Aufgrund des geschlossenen Luftraums in der Ukraine wird Bukhov eine neunstündige Reise mit dem Zug in den Westen zur polnischen Grenze antreten, bevor er in die Stadt Chełm überquert. Von dort aus folgt eine dreistündige Zugfahrt nach Warschau, wo er und seine Teamkollegen schließlich einen Flug nach Singapur besteigen werden. „Es ist nicht ideal, aber wir haben uns daran gewöhnt“, sagte Bukhov. „Die Reise wird lang sein, also muss ich sicherstellen, dass sie sich lohnt.“