
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau wird voraussichtlich in den kommenden Tagen ankündigen, dass er als Vorsitzender der regierenden Liberalen Partei zurücktritt. Kanadische Medien berichten, dass dies vor der allgemeinen Wahl geschehen könnte, die für später in diesem Jahr anberaumt ist und die er mit hoher Wahrscheinlichkeit verlieren wird.
Trudeau vor wichtiger Entscheidung
Quellen, die dem Globe and Mail und Reuters berichteten, deuten darauf hin, dass Trudeau seine Rücktrittsankündigung noch vor einem entscheidenden Treffen des nationalen Parteiklaus am Mittwoch machen könnte. Allerdings betonten die Quellen, dass er noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat.
Krisenherde und politische Herausforderungen
Trudeau, der seit 11 Jahren die Liberale Partei führt und seit neun Jahren Premierminister ist, sieht sich zahlreichen Herausforderungen gegenüber. Dazu gehören unter anderem Tarifbedrohungen durch Donald Trump, die Rücktritt wichtiger Verbündeter und katastrophale Umfragewerte. Ein Rücktritt von Trudeau würde als Vorentscheidung gewertet werden, um einem möglichen Schicksal zu entkommen.
Wahl und politische Zukunft der Liberalen
Ein Rücktritt würde die Liberale Partei ohne festen Vorsitzenden kurz vor der bevorstehenden Wahl zurücklassen. Umfragen zeigen, dass die Liberalen mit großer Wahrscheinlichkeit gegen die konservative Opposition unter der Führung von Pierre Poilievre verlieren werden. Die Wahl muss bis spätestens 20. Oktober stattfinden, könnte aber auch vorgezogen werden.
Trudeaus mögliche Rücktrittsstrategie
Unklar bleibt, ob Trudeau sofort als Premierminister zurücktritt oder im Amt bleibt, bis ein neuer Parteivorsitzender gewählt wurde. Der nationale Vorstand der Liberalen Partei, zuständig für Führungsfragen, wird noch in dieser Woche tagen, wahrscheinlich nach dem Klausurtreffen.
Überraschender Rücktritt der Finanzministerin
Die Regierung von Trudeau wurde kürzlich durch den unerwarteten Rücktritt der stellvertretenden Premierministerin und Finanzministerin Chrystia Freeland erschüttert. Dies geschah nur wenige Stunden, bevor sie einen jährlichen Haushaltsbericht präsentieren sollte. In einem scharfen Rücktrittsschreiben kritisierte sie Trudeaus „politische Spielereien“, offensichtlich in Bezug auf eine zweimonatige Umsatzsteuersenkung und 250 Kanadische Dollar (ca. 175 US-Dollar) Rückzahlung für die meisten Arbeitnehmer.
Trump's Drohungen und ein besorgniserregendes Umfeld
Freeland zeigte sich besorgt darüber, dass Kanada sich diese politischen Maßnahmen, die als Vorwahlgeschenke zur Rückgewinnung von Wählern angesehen werden, nicht leisten könne. Dies geschieht zu einer Zeit, in der dem Land ernsthafte Zollbedrohungen durch die eintretende Trump-Administration drohen.
Trump, der am 20. Januar ins Weiße Haus zurückkehrt, hat angekündigt, eine Exekutiveanordnung zu unterzeichnen, die einen 25%igen Zoll auf alle Produkte, die aus Kanada in die USA importiert werden, auferlegt. Zudem hat er in den sozialen Medien Trudeau und Kanada herabgesetzt und nannte den Premierminister den „Gouverneur“ des „Großen Staates Kanada“.
Trudeaus vermächtnis und öffentliche Meinung
Trudeau brachte die Liberalen 2015 an die Macht und versprach „sonnige Wege“ für Kanada. Er setzte sich für progressive Themen wie den Klimaschutz und die Aufarbeitung historischer Ungerechtigkeiten gegenüber indigenen Völkern ein. Dennoch sind die letzten Jahre seiner Amtszeit von wachsender wirtschaftlicher Unruhe geprägt gewesen.
Eine virale Konfrontation mit einem Stahlarbeiter, der Trudeau dafür kritisierte, dass er die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht adressiert, verdeutlichte die Unzufriedenheit unter den Kanadiern. „Du tust nichts für uns, Justin“, bemerkte der Arbeiter und äußerte damit ein weit verbreitetes Gefühl.
Zukunft der Liberalen Partei
Trudeau wurde dreimal gewählt, zuletzt 2021, als er zwar im Amt blieb, aber seine Regierungsmehrheit verlor. Seitdem hat die konservative Partei unter Poilievre in den nationalen Umfragen einen Vorsprung von über 20 % gegenüber den Liberalen aufgebaut. Poilievre hat in letzter Zeit auch Unterstützung aus Trumps Anhängerschaft gefunden, einschließlich Elon Musk, dem reichsten Mann der Welt und Besitzer von X. Gegen Ende des letzten Jahres nannte Musk Trudeau „ein unerträgliches Werkzeug“ und fügte hinzu, dass Trudeau „nicht mehr lange an der Macht sein wird“.
Berichterstattung von Lex Harvey, CNN.
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