Konflikt in den deutschen Fußballstadien wird immer intensiver: In den Fankurven tobt derzeit ein Streit über die Nutzung von Smartphones und sozialen Medien. In vielen deutschen Stadien gilt das ungeschriebene Gesetz: Handys haben dort nichts verloren. Der Hintergrund ist klar: Christian Exner von der Koordinationsstelle Fanprojekte erklärt, dass die Fans für 90 Minuten den Verein unterstützen sollen, ohne sich selbst inszenieren zu müssen. Das Hochladen von Videos und Bildern auf Plattformen wie Instagram oder TikTok ist in den Fanblöcken nicht nur unerwünscht, sondern wird regelrecht verpönt. Dies geschieht zum Schutz der Privatsphäre der anderen Fans und um die Identifizierung möglicher Störer zu erschweren, wie Exner weiter betont. Allerdings stören sich viele an der zunehmenden Präsenz von Influencern im Stadion, die durch ihre Vlogs, die das Spielgeschehen dokumentieren, das Fußballerlebnis vermarkten.
Ein Kampf um Identität und Tradition
Die Wurzeln der organisierten Fanszenen in Deutschland gehen tief: Sie sind ein Produkt gesellschaftlicher Veränderungen, Kommerzialisierung und der zunehmenden Distanz zwischen Spielern und Fans. Soziologen Gabriele Klein und Michael Meuser beschreiben Fußball als einen Ort der sozialen Inklusion, aber auch der Ausgrenzung. Die Ultras, oft die treusten Anhänger, haben sich als Gegenbewegung gegen die Kommerzialisierung und für den Erhalt von Traditionen formiert. Trotz ihrer stark ausgeprägten Gemeinschaftsgefühle und ihrem Engagement gegen Rassismus und Sexismus, versuchen viele dieser Gruppen ein Gleichgewicht zwischen Tradition und der heutigen sozialen Realität zu finden. Auch wenn sie sich oft als "wir" im Gegensatz zu "den anderen" definieren, ist der Druck von außen und die Herausforderungen innerhalb der eigenen Gruppe nicht zu unterschätzen, wie die aktuelle Diskussion um Handynutzung zeigt.
Die Identität der Fans ist also stark im Wandel. Während einige für eine ungestörte Supportkultur kämpfen, hauen andere in die Tasten und nutzen die sozialen Medien als Plattform zur Selbstinszenierung. Das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Zusammenhalt und individuellen Ausdrucksformen ist ein zentrales Thema, das in den Fankurven Deutschlands lebhaft diskutiert wird. Der Einfluss von Kommerzialisierung und die Neoliberalisierung des Sports stehen im Widerspruch zu den Idealen vieler Ultras, die in einer sich verändernden Gesellschaft ihren Platz suchen. Die Auseinandersetzungen über Handynutzung und die Präsenz von Influencern sind somit Teil eines größeren Kampfes um die Wahrung der Fankultur und die Bedeutung des Fußballs als sozialem Phänomen.
Wie rbb24 berichtet, bezeichnen Fans Influencer als Eindringlinge, die das traditionelle Fußballerlebnis verwässern. Die gegenwärtigen Dynamiken stellen nicht nur die Fankultur, sondern auch das Programm von Fußballvereinen und ihre Beziehungen zu den Anhängern in Frage. Gleichzeitig beleuchten bpb.de die komplexen Identitätsfragen, die sich aus der Professionalisierung und Kommerzialisierung ergeben, und unterstreichen die Herausforderungen, vor denen die organisierten Fanszenen stehen, um ihre Bedeutung und ihre Traditionen zu bewahren.
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