
Die österreichische Fernsehsendung „Das Geschäft mit der Liebe“ steht derzeit im Mittelpunkt eines heftigen öffentlichen Streits. Die Dokumentation hat intensive Kritik ausgelöst, die sich vor allem gegen den Vorwurf des Sexismus und der Verharmlosung sexueller Gewalt richtet. Dies wurde besonders durch die jüngste Ausgabe der elften Staffel verstärkt, die von verschiedenen Politikerinnen und Medienschaffenden scharf kritisiert wurde. [oe24] berichtet, dass der Journalist Florian Klenk die Sendung als eine „Verharmlosung von Rape-Culture, Ausbeutung und Frauenhandel“ bezeichnete. Diese Äußerungen haben dazu geführt, dass Klenk ankündigte, bei Talkshows des Mutterkonzerns ProSiebenSat.1 PULS 4 nicht mehr teilzunehmen, solange die Sendung ausgestrahlt wird.
Die Vorwürfe sind nicht neu, aber sie haben in den letzten Wochen eine neue Dynamik erreicht. Medienminister Andreas Babler (SPÖ) äußerte sich ebenfalls kritisch und bezeichnete die gezeigten Szenen als „offenes Zurschaustellen von sexueller Ausbeutung von Frauen“. Unterstützung erhielt Babler von den Frauenvorsitzenden der SPÖ, ÖVP, NEOS und Grünen, die das Format als „sexistisch, rassistisch und frauenverachtend“ kritisierten. In Reaktion auf die Welle der Empörung kündigte ATV an, die umstrittene Folge sowie alle Clips offline zu nehmen. Gleichzeitig wird jedoch betont, dass das Format nach einer Überarbeitung weiter produziert werden soll, was die öffentliche Debatte nur zusätzlich anheizt.
Reaktionen und Konsequenzen
ATV-Chef Thomas Gruber entschuldigte sich für die in der Kritik stehenden Szenen und versicherte, dass der Sender sexistische und rassistische Inhalte sowie Gewalt und Frauenfeindlichkeit ablehne. In einer offiziellen Aussendung gab ATV bekannt, dass die Qualitätskontrolle versagt habe und dass interne Leitlinien und Kontrollmechanismen zur Sicherung ethischer Standards überarbeitet werden sollen. Die Diskussion über die Zukunft des Formats bleibt jedoch ungewiss, da es momentan noch unklar ist, ob die Sendung in veränderter Form fortgeführt oder dauerhaft eingestellt wird.
Das Ausmaß der Kritik wirft auch Fragen zur Rolle der Medien in der Gesellschaft auf. Die Diskussionen über Geschlechterverhältnisse und die Repräsentation von Frauen sind nicht neu. Historisch betrachtet haben dieselben Themen die Medienberichterstattung seit den 1970er-Jahren geprägt. Ganze Bewegungen, wie die Neue Frauenbewegung, haben die stereotype Darstellung von Frauen in den Medien in den Mittelpunkt ihrer Kritik gerückt. Studien zeigen, dass Frauen im Fernsehen oft unterrepräsentiert sind und in stereotypen Rollen dargestellt werden, was die aktuelle Debatte um die Sendung von ATV in einen breiteren Kontext stellt. [bpb] hebt hervor, dass auch heutzutage stereotype Geschlechterbilder in Medien und Journalismus verbreitet sind, was zeigt, dass trotz Fortschritten noch viel getan werden muss.
Die Auseinandersetzung um „Das Geschäft mit der Liebe“ ist mehr als nur ein Streit um eine Fernsehsendung; sie berührt grundlegende Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und den Umgang mit sexualisierter Gewalt in den Medien. Feministische Netzöffentlichkeiten fordern eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Themen und möchten soziale Ungleichheiten sichtbar machen. Es bleibt zu beobachten, wie ATV und andere Medienvertreter auf die anhaltenden Forderungen nach ethischen Standards und einer gerechteren Darstellung von Geschlechterverhältnissen reagieren werden.
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