
Die britische Miniserie "Adolescence" (z.dt. Pupertät) hat sich als einer der größten Streaming-Hits des Jahres 2025 etabliert. Die Serie erreichte in 79 Ländern Platz 1 und kann beeindruckende 42 Millionen Abrufe vorweisen. Damit gilt sie als die meistgesehene Streaming-Serie aller Zeiten in Großbritannien. Die vierteilige Mini-Serie, die in Echtzeit als One-Shot-Video gedreht wurde, beleuchtet die dunklen Seiten der zeitgenössischen Jugend und die Herausforderungen, vor denen insbesondere Jungen und junge Männer stehen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der 13-jährige Jamie Miller, gespielt von Owen Cooper. Jamie wird von der Polizei festgenommen, nachdem er verdächtigt wird, seine Klassenkameradin Katie Leonard erstochen zu haben. Als die Polizei sein Kinderzimmer stürmt und seine Eltern hilflos zusehen, entfaltet sich eine packende Erzählung über die radikalisierende Macht des Internets. Es wird angedeutet, dass Jamie durch incel-ähnliche Foren in tiefere emotionale Abgründe geriet, besonders nachdem Katie ihn online ablehnte und als "incel" beschimpfte. Diese Subkultur, die misogynistische Ansichten propagiert, nimmt in der Serie einen zentralen Platz ein, da sie die emotionalen Auswirkungen eines solchen Verhaltens thematisiert und zeigt, wie leicht ein Junge online radikalisiert werden kann.
Gesellschaftliche Diskussionen und Reaktionen
Die Veröffentlichung von "Adolescence" hat in England tiefgreifende Diskussionen angestoßen, unter dem Motto „Kennen wir unsere Kinder wirklich?“ Die britische Polizei bezeichnete die Miniserie als „Weckruf für Eltern“. Die Schöpfer Jack Thorne und Stephen Graham, der auch Jamies Vater Eddie spielt, betonen, dass die Serie kein einfaches Rezept bietet, um den Problemen der Radikalisierung durch Online-Inhalte zu begegnen. Die zunehmende Diskussion über die Gefahren der "manosphere" und deren Einfluss auf junge Männer wird von Politikern unterstützt, darunter Labour-Abgeordnete Anneliese Midgley, die vorschlägt, die Serie sowohl im Parlament als auch in Schulen vorzuführen.
Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf dem Einfluss von sozialen Medien und Plattformen wie TikTok, die laut der Serie zur Verbreitung der Incel-Ideologie beitragen können. Der Einfluss von bekannten Persönlichkeiten wie Andrew Tate wird hierbei als Teil des Problems betrachtet, da seine Ideologien einen signifikanten Bezug zur dargestellten Thematik haben.
Kritik und Perspektiven
Trotz der breiten Zustimmung gibt es auch kritische Stimmen. Einige Experten bemängeln, dass die Perspektive des weiblichen Opfers, Katie, nicht ausreichend behandelt wird. Sie fordern eine differenziertere Auseinandersetzung mit dem Thema. Die Dringlichkeit, sich mit den Fragen der Online-Radikalisierung und ihrer Verknüpfung mit realweltlichem Gewalverhalten zu beschäftigen, wird unterstrichen durch Forschungsergebnisse, die belegen, wie alltägliches Leben und extremistische Aktivitäten zunehmend ins Digitale verlagert werden. Eine systematische Literaturanalyse von 216 Publikationen zeigt zudem, dass radikalisierende Kommunikationsprozesse durch das Internet beschleunigt werden können, wobei extremistisches Gedankengut oft unmoderiert verbreitet wird.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass "Adolescence" nicht nur eine spannende Handlung bietet, sondern auch relevante gesellschaftliche Fragen aufwirft. Die Tatsache, dass die Serie als Weckruf für Eltern und gesellschaftliche Verantwortung diskutiert wird, zeigt, wie wichtig es ist, das Thema der Online-Radikalisierung ernst zu nehmen. Die populäre Miniserie hat damit das Potenzial, Jugendliche und Eltern gleichermaßen zum Nachdenken über die Gefahren des Internets und die Herausforderungen in der heutigen Gesellschaft anzuregen.
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