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Ein fragiles Versöhnungsabkommen zwischen Israel und Hamas trat am Sonntag in Kraft, das in den ersten sechs Wochen eine Kampfunterbrechung, die gestaffelte Freilassung israelischer Geiseln und palästinensischer Gefangener sowie einen Zustrom von Hilfsgütern nach Gaza vorsieht. Der dreiphasige Waffenstillstand hat vorsichtige Hoffnungen auf ein Ende des Krieges geweckt.
Zerstörung und humanitäre Krise in Gaza
Die israelischen Bombardierungen des Gazastreifens seit den von Hamas geführten Angriffen am 7. Oktober haben verheerende Schäden an der Region verursacht. Hilfsorganisationen warnen, dass der Wiederaufbau der kritischen Infrastruktur, einschließlich Schulen, Krankenhäuser, Wasser- und Gesundheitseinrichtungen, Jahre in Anspruch nehmen wird.
Die traurige Bilanz der zivilen Opfer
Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium sind weitere 11.000 Menschen als vermisst gemeldet – vermutlich entweder vermisst oder noch unter Trümmern verborgen. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass die Zahl der Todesopfer deutlich höher sein könnte als die derzeit geschätzten Zahlen. Eine Studie der London School of Hygiene & Tropical Medicine, die diesen Monat im Lancet-Magazin veröffentlicht wurde, hat ergeben, dass die palästinensische Gesundheitsbehörde die Sterblichkeitsrate um etwa 41 % unterschätzt hat. Bis Oktober 2024 wurde die Zahl der durch Gewalt getöteten Gazaner auf über 70.000 geschätzt.
Wirtschaftliche und soziale Herausforderungen
Die israelischen Luftangriffe haben den Großteil Gazas in Schutt und Asche gelegt, wobei Gaza-Stadt am stärksten zerstört wurde. Rund 436.000 Wohneinheiten wurden laut den Vereinten Nationen beschädigt oder zerstört. Etwa 1,9 Millionen Palästinenser – rund 90 % der Bevölkerung – sind laut UN intern Vertriebene. Viele Menschen in Gaza wurden mehrfach vertrieben – einige bis zu zehn Mal.
Evakuierungsanordnungen und die Realität vor Ort
Laut UN haben die israelischen Streitkräfte regelmäßig Evakuierungsanordnungen von gefährlichen Gebieten zu anderen ausgesprochen. Diese wurden oft durch Luftabwurf verteilt – eine Methode, die von Amnesty International als “keine wirksame Warnung für Zivilisten” bezeichnet wurde.
Humanitäre Lage und Zugang zu Nahrungsmitteln
Viele Menschen in Gaza haben seit über einem Jahr große Schwierigkeiten, an Nahrungsmittel zu gelangen. Vor dem Krieg war Gaza weitgehend selbstversorgend in der Produktion frischer Lebensmittel. Die militärischen Operationen Israels haben bis zu 96 % der landwirtschaftlichen Betriebe, inklusive Farmen und Obstgärten, beschädigt oder zerstört.
Herausforderungen für die humanitäre Hilfe
Die UN berichtete im November, dass Menschen “effektiv verhungern, während der Konflikt weitergeht, da humanitäre Organisationen daran gehindert werden, Hilfe zu leisten.” Vor dem Krieg passierten durchschnittlich 500 Lkw pro Tag den Grenzübergang nach Gaza. Dagegen haben im letzten Monat nur 2.205 Hilfs-Lkw Gaza erreicht.
Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Gaza
Das Gesundheitssystem in Gaza ist am Ende. Vor Oktober 2023 gab es 36 funktionierende Krankenhäuser in der Region; jetzt ist keines mehr voll funktionsfähig. Laut einem UN-Bericht hat das Angriffsmuster Israels das Gesundheitssystem an den Rand des totalen Zusammenbruchs gedrängt. Bis heute hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 654 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in Gaza verifiziert, was zu 886 Toten und 1.349 Verletzten geführt hat.
Die Situation in Gaza bleibt angespannt und bedarf dringend internationaler Aufmerksamkeit und Unterstützung.
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