Blutige Bilanz im Gazastreifen: 93 Tote bei Hilfsmission unter Beschuss
Blutige Bilanz im Gazastreifen: 93 Tote bei Hilfsmission unter Beschuss
Rafah, Gazastreifen, Palästina - Der Zivilschutz im Gazastreifen, der unter der Kontrolle der Hamas steht, hat die israelische Armee beschuldigt, am Sonntag das Feuer auf Hilfesuchende eröffnet zu haben. Dies führte laut Angaben zu mindestens 93 Toten. In Gaza-Stadt ereignete sich eine besonders tragische Situation, als nach der Ankunft eines Hilfskonvois 80 Menschen ihr Leben verloren. Diese Vorwürfe wurden von der israelischen Armee jedoch vehement zurückgewiesen, die im Gegenteil eine Ausweitung ihrer Offensive im Zentrum des Gazastreifens ankündigte, insbesondere in der Stadt Deir al-Balah. Das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) berichtete von einem Lebensmittelkonvoi, der auf eine große Menge hungriger Zivilisten traf, während diese unter Beschuss gerieten.
Zusätzlich meldete der Zivilschutzsprecher Bassal, dass am Samstag in der Nähe von Hilfszentren im Süden des Gazastreifens 39 Menschen durch israelischen Beschuss getötet wurden. Am Sonntag starben in der Nähe der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in Rafah neun weitere Personen. Berichten zufolge wurden seit Ende Mai über 800 Menschen in der Region beim Versuch, Lebensmittel zu beschaffen, getötet, wobei die meisten in der Nähe von Verteilzentren der GHF ihr Leben verloren. Die GHF selbst hat die Hamas beschuldigt, Unruhen zu stiften und auf Zivilisten zu schießen, während die israelische Armee ebenfalls die Hamas für die Schüsse auf Zivilisten verantwortlich macht.
Humanitäre Krise und Alltag der Zivilbevölkerung
Die Situation im Gazastreifen ist weiterhin prekär. Seit Beginn des Krieges im Oktober 2023 wurden die meisten der zwei Millionen Bewohner mindestens einmal vertrieben. Angehörige von von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln äußerten Besorgnis über die aktuellen Entwicklungen und forderten Klarheit über den militärischen Einsatzplan. In Tel Aviv demonstrierten die Angehörigen und Unterstützer der Geiseln für ein Ende des Krieges und die Freilassung ihrer Angehörigen. Inmitten all dieser Spannungen laufen indirekte Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas über eine mögliche Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln.
Ein eindrückliches Beispiel für das Leiden der Zivilbevölkerung ist der 12-jährige Mohammed Al-Darbi, der durch ein Video bekannt wurde, in dem er aus Verzweiflung Sand aß, nachdem er mit leeren Händen von einer Lebensmittel-Verteilstelle zurückkam. Laut Tagesschau hat Mohammed in den letzten 21 Monaten die Schule nicht besucht. Seine täglichen Aktivitäten bestehen lediglich aus der verzweifelten Suche nach Nahrung und Wasser.
In der Zwischenzeit backt seine Mutter Fladenbrot auf einem improvisierten Ofen. Die Familie leidet unter extrem hohen Lebensmittelpreisen – so kostet ein Kilo Tomaten etwa 25 Euro. Die Hilfsverteilung im Gazastreifen ist schlecht koordiniert und es kommt weiterhin zu wenig Hilfe an. Zudem übernehmen bewaffnete Familienclans zunehmend die Hilfstransporte, was die situation weiter verschärft. Mohammed, der aufgrund der kriegerischen Umstände in ständiger Angst lebt, hofft auf eine Feuerpause, um wieder in eine gewisse Normalität zurückkehren und spielen zu können, ohne Angst vor Schüssen zu haben.
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Ort | Rafah, Gazastreifen, Palästina |
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