Ein Ausflug in die malerische Umgebung des Watzmanns führt uns direkt ins Herzen des Berchtesgadener Heimatmuseums, das im eindrucksvollen Schloss Adelsheim untergebracht ist. Das 1614 errichtete Gebäude beherbergt seit 1968 eine Sammlung, die die kulturelle Identität der Region lebendig hält. Hier wird die ländliche Tradition mit ihren Eigenheiten und Kuriositäten hautnah erlebbar. Dies ist nicht nur ein Ort der Erinnerung, sondern auch eine Wunderkammer, die Geschichten der vergangenen Jahrhunderte offenbart.
Das Museum wird von der versierten Kunsthistorikerin und Restauratorin Friederike Reinbold geleitet. Unter ihrer Obhut werden die Besucher in die vielfältigen Ausstellungsräume entführt, wo Erlebnisse aus der bäuerlichen Vergangenheit auf spannende Weise inszeniert sind. Ein besonderes Highlight in der Ausstellung ist die „Rauchkuchl“, die Einblicke in die cleveren Strategien der Bauern gewährt, um ihre Vorräte vor Nagetieren zu schützen. Die Schau mit unterschiedlichsten Mausefallen – von der Wippbrettfalle aus Fichtenholz bis hin zur Ertrinkbeckenfalle – verdeutlicht die inventiven Lösungen der Landwirte in einer Zeit, in der Nahrung kostbar war.
Tradition und Handwerkskunst
Ein weiterer bemerkenswerter Teil der Sammlung zeigt die „Berchtesgadener War“. Dabei handelt es sich um Spielzeuge und kunsthandwerkliche Erzeugnisse, die vor allem während des langen Winters in Heimarbeit gefertigt wurden. Diese Tradition geht auf eine Zeit zurück, in der die Familien regelmäßig mit Kienenspanlicht für ihren Unterhalt sorgten. Die Produkte, wie Holzspielzeug und Weihnachtsschmuck, fanden sogar international Käufer — ein bewundernswerter Export für ein kleines Tal.
Besonders die unterschiedlichen Arbeitsschritte bei der Herstellung der filigranen Objekte bezeugen die enge Familienarbeit in Berchtesgaden: „Einer hat die Köpfe gemacht, der andere die Hände“, erklärt Reinbold. Dies zeigt, dass es nicht nur um die bloße Herstellung von Kunstwerken ging, sondern auch um Teamarbeit und Tradition, die von Generation zu Generation weiter gegeben wurde.
Die Materialien, die verwendet wurden, waren nicht nur Holz, sondern auch Bein und bemalte Hölzer, die zu beliebten Taufgeschenken wurden. Besondere Stücke, wie die bemalten Hornlöffel, zeigen, wie wertvoll und kreativ die Handwerkskunst dieser Region war. Das Museum ist nicht nur ein Ort für Kuriositäten, sondern auch für tiefere Einblicke in eine vergangene Lebensweise und die damit verbundenen Traditionen.
Wenn man sich in die Räume der Trachtenschau begibt, wird man mit traditionellen Gewändern konfrontiert, die bis heute in der Region ihre Bedeutung haben. Die hohen Hüte der Männer verkörpern nicht nur ein Kleidungsstück, sondern auch eine kulturelle Identität, die über Jahrhunderte gewahrt blieb. Da sind auch die beeindruckenden Erzählungen des Gailler’schen Marionettentheaters, das von 1838 bis 1917 mit Puppen aus dem Alltagsleben agierte. Darunter finden sich sowohl humorvolle als auch ernsthafte Stücke, die bei einem breiten Publikum Anklang fanden. Die originalen Kostüme sind sicher in den Schachteln des Museums aufbewahrt.
Das Heimatmuseum möchte den Besuchern nicht nur die Kunsthistorie nahebringen, sondern auch die sozialen Strukturen und die Kultur der Region erfahrbar machen. Die außergewöhnlichen Sammlungen, die auf großzügigen Schenkungen und Erbschaften basieren, bieten ein beeindruckendes Gesamtbild der Lebensart der Berchtesgadener und deren Handwerkskünsten. In einer Zeit, die von rasendem Fortschritt geprägt ist, bleibt das Museum ein Ort, an dem alte Werte und Traditionen bewahrt werden.
Die Arbeit der Boandlschnitzer, deren Stücke in berühmten Schatzkammern Europas zu finden sind, unterstreicht die Bedeutung dieser regionalen Kunstfertigkeit. Beispielsweise sind die Figuren und Objekte im Schloss Ambras bei Innsbruck ausgestellt, was einmal mehr auf die Qualität und das kulturelle Erbe der Berchtesgadener Handwerker hinweist. Das Heimatmuseum vermittelt, dass es wichtig ist, auch die weniger bekannten Aspekte der Geschichte zu dokumentieren und lebendig zu halten, um ein vollständiges Bild unserer Vergangenheit zu zeichnen.
Informationen über Besuchszeiten sowie aktuelle Ausstellungen finden Sie auf der offiziellen Website des Museums: www.museum-schloss-adelsheim.de. Das Museum bleibt in den Monaten November, Januar und Februar geschlossen. Ein weiteres eindrucksvolles Ziel, das die Verbindung zwischen Natur und Kultur in dieser einzigartigen Alpenregion erlebbar macht.