Das Filmfestival Cottbus, das vom 5. bis 10. November stattfindet, stellt in diesem Jahr die Tschechische Republik und Armenien in den Mittelpunkt. Im Wettbewerb glänzt Adam Martinecs »Our Lovely Pig Slaughter«, ein Film, der die düstere, tragikomische Seite der tschechischen Filmkunst zeigt. Hier wird die Tradition der jährlichen Schweineschlachtung als Spiegelbild von Familienbeziehungen und Kommunikationsschwierigkeiten genutzt. Ein weiteres Highlight ist die Animationsperle »My Sunny Maad« von Michaela Pavlátová, die das Abenteuer einer tschechischen Studentin in Kabul erzählt und damit eine ganz neue Welt eröffnet.
Frauen im Fokus der Diskussion
Ein zentrales Thema des Festivals ist die Rolle der Frauen in der Filmindustrie. Bei einem Panel zur Studie »Frauen in der audiovisuellen Industrie: Spielfilm« diskutieren Regisseurinnen über die stagnierenden Zahlen weiblicher Fachkräfte in Schlüsselpositionen. Trotz eines minimalen Anstiegs von 16% in den 90ern auf 20% in den letzten Jahren bleibt die Frustration groß. Die Co-Autorin der Studie, Hana Voleková, fordert ein Umdenken und mehr Maßnahmen für Gleichstellung.
Ein weiterer emotionaler Moment war die Rede von Daria Kascheeva, die für ihren Kurzfilm »Electra« ausgezeichnet wurde. Während ihrer Dankesrede sprach sie offen über den Druck, als berufstätige Mutter in der Filmbranche zu bestehen. Ihr Auftritt wurde abrupt unterbrochen, was zu hitzigen Diskussionen über den richtigen Rahmen für persönliche Themen führte. Diese Vorfälle zeigen, dass das Filmfestival nicht nur eine Plattform für Filme ist, sondern auch für wichtige gesellschaftliche Themen.
Die Auswahl an Filmen ist vielfältig und zeigt starke weibliche Protagonisten. In »Her Body« von Natálie Císařovská wird die Geschichte einer Turmspringerin erzählt, die sich nach einer Verletzung für die Pornoindustrie entscheidet. Klára Tasovská beleuchtet in ihrem Dokumentarfilm das Leben der berühmten Fotografin Libuše Jarcovjáková, die in einer Zeit der Unterdrückung nach Freiheit suchte. Apolena Rychlíkovás »Limits of Europe« thematisiert die Bedingungen von Wirtschaftsmigranten in Westeuropa und deckt die Schattenseiten des westlichen Wohlstands auf.