Melbourne, Australien – Die jüngsten verheerenden Bombardierungen Israels auf den Libanon haben nicht nur die Nachrichtenwelt erschüttert, sondern auch die Herzen der libanesischen Gemeinschaft in Australien tief getroffen. In den lebhaften Stadtteilen Bankstown in Sydney und Coburg in Melbourne, wo die libanesische Kultur in Geschäften, Restaurants und Gotteshäusern blüht, sind die Erinnerungen an vergangene Kriege wieder aufgewühlt worden. Michael Kheirallah, Vorsitzender des Victorian Lebanese Community Council, berichtet von schlaflosen Nächten und traumatischen Bildern, die die Menschen verfolgen. „99 Prozent der Libanesen in Australien haben noch Familie im Libanon“, erklärt er. „Die Berichterstattung über die Bombardierungen in Beirut hat viele in der Gemeinschaft stark belastet.“
Evakuierungen und persönliche Tragödien
Die Gewalt hat auch direkte Auswirkungen auf die australischen Bürger, die im Libanon leben. Über 3.400 Australier, darunter Staatsbürger und ständige Einwohner, mussten evakuiert werden. Ahmed*, ein 23-jähriger Australier mit libanesischen Wurzeln, erzählt von der dramatischen Rückkehr seiner Familie nach Melbourne. „Wir packten so schnell wie möglich, weil wir nicht viel Gepäck mitnehmen durften“, erinnert er sich. Ahmed hatte gerade sein Studium an der American University of Beirut abgeschlossen und wollte eine neue Stelle antreten, als die Bombardierungen begannen. „Die Menschen flohen in einem Augenblick aus ihren Häusern“, sagt er und schildert die chaotischen Szenen, die er in Beirut erlebte.
Die libanesische Gemeinschaft in Australien, die etwa 250.000 Mitglieder zählt, ist vielfältig und hat tiefe Wurzeln geschlagen. Trotz der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, bleibt die Gemeinschaft vereint. Kheirallah berichtet von einer jüngsten Versammlung in Melbourne, bei der Kerzen für den Libanon angezündet wurden. „Die Menschen stehen zusammen, während ihr Heimatland erneut angegriffen wird“, sagt er. Die Situation hat auch zu einem Anstieg von Islamophobie geführt, wobei Vorfälle an Universitäten in den letzten Wochen um das Zehnfache gestiegen sind.
Politische Reaktionen und internationale Hilfe
Die australische Regierung hat nicht nur Evakuierungsflüge organisiert, sondern auch 94,5 Millionen Dollar an humanitärer Hilfe zugesagt, um Zivilisten in Gaza und im Libanon zu unterstützen. Ein Sprecher des Außenministeriums betonte, dass „libanesische Zivilisten nicht den Preis für die Bekämpfung von Hezbollah zahlen dürfen“. Die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand an der israelisch-libanesischen Grenze wird immer lauter, während die libanesisch-australische Gemeinschaft auf eine schnelle Lösung hofft.
*Ahmed ist ein Pseudonym, da der Interviewte seinen Namen aus Sicherheitsgründen nicht preisgeben wollte.