Ein großes Stelldichein der Oldtimer-Fans fand am vergangenen Wochenende in Ganderkesee statt. Auf dem Flugplatz versammelten sich nicht nur Freunde klassischer Autos, sondern auch Liebhaber des Rock’n’Roll, die sich von der Musik und dem Flair der 1950er-Jahre in ihren Bann ziehen ließen. Die lange Reihe an Automobile, darunter selbst ein beeindruckender Cadillac von 1961, zog alle Blicke auf sich und läutete ein unvergessliches Festival ein.
Besitzer von fast 100 Oldtimern waren angereist, während die Zuschauer in Petticoats und eleganten Anzügen durch das Festgelände flanierten. Die Atmosphäre war geprägt von Musik, Tanz und einer nostalgischen Reise zurück in eine Zeit, in der der Rock’n’Roll die Jugendkultur prägte. Live-Bands wie die „Round up Boys“ sorgten für mitreißende Musik und hielten die Besucher auf der Tanzfläche in Bewegung. Auch das Wetter – obwohl heiß – konnte die Partystimmung nicht mindern. Die drei Festivaltage waren ein voller Erfolg und zogen mehrere tausend Besucher an.
Fahrzeugschätze und Mitmachaktionen
Der Höhepunkt für viele war das Mitfahren in den klassischen Fahrzeugen. Ab 19 Uhr konnten Besucher für einen kleinen Obolus von fünf Euro in einem der Prachtstücke wie Cadillac, Chevrolet oder sogar auf einer Harley Davidson mitfahren. Diese Möglichkeit wurde von vielen genutzt. In den Gesprächen zwischen den Teilnehmern war die Freude über die Gelegenheit, einmal im fahrenden Stück Geschichte Platz nehmen zu dürfen, offensichtlich. Die automobile Vielfalt war überwältigend und reichte von Käfern bis hin zu amerikanischen Muscle Cars.
Doch nicht alles lief reibungslos. Einige der Oldtimer hatten mit der Hitze und dem langsamen Tempo ihre Probleme, und es kam zu Pannen, die teils darauf zurückzuführen waren, dass die Fahrzeuge mit den Benzinpreisen nicht mehr klarkamen: „Mein Cadillac verbraucht neun bis zehn Liter auf 50 Kilometer!“, klagte ein Teilnehmer. Viele der älteren Modelle waren für die langen Strecken einfach nicht ausgelegt, was bei dem ein oder anderen Fahrer zu Frustration führte.
Ein weiteres Highlight des Festivals war das große Angebot an Vintage-Kleidung. Frauen schlüpften in schicke Petticoats, während die Herren sich mit schönem Haargel und klassischen Hemden präsentierten. Der Einzelhandel florierte, und viele Händler boten Accessoires an, die perfekt zur Rockabilly-Kultur passten. Wer sich in das Retro-Gefühl eintauchen wollte, fand hier alles Notwendige, um sich entsprechend zu kleiden und das Festival im vollen Stil zu genießen.
Kurz vor dem angekündigten fliegenden Erlebnis konnte man auch einen Doppeldecker für 150 Euro besteigen und die Veranstaltung von oben betrachten. Der Flugbetrieb musste jedoch am Samstagabend wegen aufkommendem Wind und einem drohenden Gewitter vorzeitig eingestellt werden, was für einige Gäste eine Enttäuschung bedeutete.
Ein unvergessliches Festival
Das Rock’n’Roll-Festival in Ganderkesee bot den Besuchern nicht nur eine spektakuläre Show von Oldtimern, sondern auch die Möglichkeit, in die Vergangenheit einzutauchen. Die Kombination aus nostalgischen Autos und kultiger Musik schaffte ein einzigartiges Ambiente, das die Herzen der Fans höherschlagen ließ. Auch wenn der Wettergott nicht immer wohlgesonnen war, wurde das Festival zu einem Erlebnis, das viele noch lange in Erinnerung behalten werden. Ganderkesee hat einmal mehr unter Beweis gestellt, dass es ein Ort für lebendige Erinnerungen und kulturelle Hochgenüsse ist.
Die Rückkehr der Rock’n’Roll-Kultur und die Feier klassischer Automobile scheinen einen immer größeren Platz im Herzen der Menschen einzunehmen. Es bleibt abzuwarten, was zukünftige Veranstaltungen bringen werden, doch eines steht fest: Festivals dieser Art halten die Erinnerungen an vergangene Zeiten lebendig und vereinen Generationen in ihrer Leidenschaft für Musik und Oldtimer.
Das Rock‘n‘Roll-Festival in Ganderkesee ist nicht nur ein Fest für Auto- und Musikliebhaber, sondern auch ein Erlebnis, das tief in der kulturellen Geschichte verwurzelt ist. Die Rockabilly- und Rock‘n‘Roll-Szene hat ihren Ursprung in den 1950er-Jahren und entwickelte sich zu einer wichtigen Subkultur in der jungen amerikanischen und später auch europäischen Gesellschaft. Diese Musikrichtung verbindet Elemente von Rock und Country und ist oft mit einem ganz bestimmten Lebensstil und einem speziellen Modegefühl assoziiert, das sich auch in den aufwändig restaurierten Oldtimern widerspiegelt.
Die Autos selbst, wie die präsentierten Cadillacs und Corvettes, stehen nicht nur für technischen Fortschritt, sondern auch für den amerikanischen Traum und die Unabhängigkeit, die mit der Automobilkultur der Nachkriegszeit verbunden sind. Die Rundfahrten sind nicht nur ein Spaß für die Fahrenden, sondern auch eine Hommage an eine Ära, die durch Freiheit und Individualismus geprägt war.
Die Oldtimer-Szene heute
Die Oldtimer- und Classic-Car-Szene erfreut sich weltweit wachsender Beliebtheit. Deutschland hat sich als eines der führenden Länder in dieser Kultur etabliert, mit zahlreichen Veranstaltungen und Clubs, die sich der Erhaltung und der Ausstellung klassischer Fahrzeuge widmen. Laut dem Verband der Internationalen Oldtimer-Freunde ist die Anzahl der Oldtimer in Deutschland in den letzten Jahren stetig gestiegen, mit einem Zuwachs von über 10 Prozent im Jahr 2023 IVOE.
Besitzer von Oldtimern investieren nicht nur in den Kauf, sondern auch in die Restauration und Pflege ihrer Fahrzeuge. Die Kosten für derartige Projekte können erheblich sein, was erklärt, warum viele dieser Autos als Sammlerstücke betrachtet werden. Eine restaurierte Fahrzeug ist oft mehr als nur ein Transportmittel – es wird zu einem Erbstück, das Geschichten erzählt und Erinnerungen weckt.
Darüber hinaus hat die Teilnahme an Festivals wie dem in Ganderkesee auch eine soziale Dimension: Es bringt gleichgesinnte Menschen zusammen, die ihre Leidenschaft für Oldtimer und Rock‘n‘Roll teilen. Diese Gemeinschaft stärkt nicht nur die sozialen Bindungen, sondern fördert auch die Erhaltung des kulturellen Erbes.
– NAG
