In einer bedeutsamen Initiative hat der prominente ägyptische Archäologe Zahi Hawass eine Petition zur Rückgabe des berühmten Nofretete-Bustes gestartet, der derzeit im Neuen Museum in Berlin ausgestellt ist. Hawass, der auch ehemaliger Minister für Altertümer ist, bespricht dabei ein Thema, das seit Jahren in der Kultur und Geschichte erhebliche Aufmerksamkeit erregt: die Rückgaberufe von Kulturgütern, die während Kolonialzeiten entnommen wurden.
Der Nofretete-Bust ist ein kunstvolles Exemplar aus bemaltem Kalkstein, das 1912 von einer deutschen Archäologenmission in Tell el-Amarna entdeckt wurde, einer Stätte, die etwa 300 Kilometer südlich von Kairo liegt. Im Jahr darauf wurde das Artefakt nach Berlin transportiert. Es gilt als ein Meisterwerk der altägyptischen Kunst und ist tief in der Geschichte des Landes verwurzelt.
Die historische Quelle
Tell el-Amarna war einst die Hauptstadt des Pharao Echnaton, der für seine einzigartigen religiösen Reformen bekannt war und die Verehrung des Gottes Aten förderte. Echnatons Herrschaft, die bis etwa 1335 v. Chr. andauerte, brachte eine radikale Veränderung in der ägyptischen Kunst mit sich, und die Stätte selbst bietet wertvolle Einblicke in diese erstaunliche Epoche. Hawass betont, dass der Bust, der die Königin Nofretete darstellt, aus Ägypten illegal entfernt wurde und nun endlich in sein Ursprungsland zurückgebracht werden sollte.
Die Rückgabe des Nofretete-Bustes steht im Kontext einer breiteren Diskussion über den Umgang mit Artefakten, die während kolonialer Eroberungen in den Westen transportiert wurden. In seiner Petition, die am Samstag ins Leben gerufen wurde, erklärte Hawass: „Ägypten fordert die Rückgabe des Nofretete-Bustes an.“ Er appelliert an die Öffentlichkeit, sich seinem Vorhaben anzuschließen, indem sie seine Website, hawasszahi.com, besuchen und unterschreiben. „Eine Unterschrift zeigt, dass ihr den Wunsch unterstützt, dass dieser Bust zurückkommt“, so Hawass weiter.
Hawass ist allerdings nicht daran interessiert, Artefakte zurückzuerlangen, die legal aus Ägypten entnommen wurden. Sein Fokus liegt vielmehr auf der Rückführung von „drei Hauptobjekten“, zu denen neben dem Nofretete-Bust auch der Rosetta-Stone und der Dendera-Zodiac gehören. Diese Objekte haben eine immense kulturelle Bedeutung für Ägypten und repräsentieren die reiche Geschichte des Landes.
Während sich die Diskussion um die Rückgabe von Kulturgütern intensiviert, haben offizielle Stellen im Neuen Museum in Berlin bislang nicht Stellung zu Hawass‘ Petition genommen. Die Frage, ob und wie Kulturgüter zurückgegeben werden, bleibt ein kritisches Thema in der internationalen Zusammenarbeit im Bereich des Kulturerbes.
– NAG