Ein faszinierendes Porträt des Verhaltensforschers Konrad Lorenz entfaltet sich in Ilona Jergers neuem Roman „Lorenz“. Diese eindringliche Romanbiografie, die kürzlich als „Wissensbuch des Jahres“ 2024 ausgezeichnet wurde, gewährt einen tiefen Einblick in die vielschichtige Persönlichkeit Lorenz', dessen Einfluss auf die Wissenschaft nachhaltig bleibt. Jergers Wahl einer Ornithologin als Erzählerin bringt eine unverwechselbare Nähe zur Geschichte, die uns in eine Zeit voller Widersprüche und Wandel entführt. Wir werden in die Gedankenwelt eines Mannes entführt, der die Verhaltensforschung revolutionierte und leidenschaftlich große Geschichten über Tiere erzählte, während er gleichzeitig umstrittenen Thesen verteidigte, die heute kritisch betrachtet werden.
Der Mensch hinter der Wissenschaft
Konrad Lorenz ist nicht nur als Nobelpreisträger bekannt, sondern auch für seine herausragenden Beiträge zur Verhaltensforschung. Im Mittelpunkt stehen seine Theorien über den Aggressionstrieb und das Kindchenschema, doch Jergers Werk offenbart die duale Natur seiner Persönlichkeit. Als sie an „Lorenz“ schrieb, erlebte Ilona Jerger eine innere Zerrissenheit: Der gefühlvolle Erzähler von Tiergeschichten, wie der mit der Graugans Martina, steht in scharfem Kontrast zu seinen problematischen Äußerungen aus der Zeit des Nationalsozialismus, in denen er über „minderwertiges Menschenmaterial“ sprach. Diese Ambivalenz zwischen Mitgefühl für Tiere und einer kalten Analyse der menschlichen Existenz zieht sich durch das gesamte Werk und macht es zu einer packenden Lektüre, die nicht zur Seite gelegt werden kann.
Durch ihren klaren und einfühlsamen Schreibstil kombiniert Jerger historische Fakten mit persönlichen Elementen und bringt den Leser dazu, die emotionale Tiefe sowie die Komplexität, die Konrad Lorenz geprägt haben, nachzuvollziehen. So entsteht ein vielschichtiges Bild eines Wissenschaftlers, dessen Ideen weiterhin Relevanz und Interesse wecken – nicht zuletzt durch den Einfluss seiner Arbeit auf die moderne Verhaltensforschung, die heute mehr denn je an Bedeutung gewinnt. Der Roman ist nicht nur eine biografische Erzählung, sondern auch eine Einladung zum Nachdenken über die Grenzen von Wissenschaft und Ethik.
Mehr dazu hat SWR Kultur berichtet, während Ökonews die emotionale Tiefe und die fesselnde Erzählweise von Jerger lobt.
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