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Kunst und Musik vereinen Familiengeschichten in Attenweiler

Im Rahmen der Europäischen Tage der Jüdischen Kultur findet vom 1. bis 22. September in Attenweiler eine besondere Kunstausstellung der Künstlerin Marlis Elisheva Glaser statt, die durch Vorträge, Musik und bildende Kunst die Themen Familie, Heimat und das Schicksal jüdischer Familien in den Mittelpunkt rückt, während Emilia Lomakova die Eröffnung mit hebräischen und ukrainischen Liedern bereichert.

Biberach, Attenweiler und Sigmaringen machen sich bereit für eine kulturelle Reise, die in den nächsten drei Wochen den Fokus auf die jüdische Kunst und Kultur legt. Das breit gefächerte Programm umfasst eine Mischung aus Vorträgen, Musikdarbietungen und bildender Kunst, die Bürger und Besucher gleichermaßen anspricht.

Besonders im Mittelpunkt steht die Einzelausstellung der Künstlerin Marlis Elisheva Glaser, die am 1. September ihre Türen öffnet. In ihrem Atelier in der Biberacher Straße 19 in Attenweiler wird sie Werke präsentieren, die die Vielschichtigkeit des Themas Familie beleuchten. Der musikalische Rahmen wird von der talentierten Musikerin Emilia Lomakova gestaltet, die mit ihren Klängen und Gesang die Eröffnung zu einem unvergesslichen Erlebnis machen wird.

Kunstwerke, die Geschichten erzählen

Die Bilder von Glaser sind nicht nur ästhetische Darstellungen, sondern auch Erzählungen über die jüdische Identität und Familiengeschichten. Eine berührende Reihe von nahezu 300 Zypressenpaaren symbolisiert die Not der Geiseln, die auch heute noch in Gefangenschaft leben. Die großformatigen Werke sind mit eindringlichen Botschaften wie „Unsere Familie ist zerrissen“ und „Bring them home“ versehen, was die emotionalen Aspekte der aktuellen Situation verdeutlicht.

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Ein besonders eindrucksvolles Bild zeigt eine Familie über vier Generationen. Es erzählt die Geschichte eines Überlebenden, der 1938 als Kind aus Deutschland fliehen musste, und thematisiert universelle Konzepte wie Heimat, Liebe und Hoffnung. Glaser verbindet ihre biblischen Inspirationen mit aktuellen Bezügen zu historischen Ereignissen, unter anderem dem Massaker in Ofakim, wo am 7. Oktober 2023 mindestens 50 Menschen ihr Leben verloren. Ihr Landschaftsbild entführt die Betrachtenden in eine friedliche Parklandschaft, in der der Ortsname in hebräischer Schrift zwischen der Natur in Szene gesetzt wird.

Die Werke sind tief in der jüdischen Kultur verwurzelt. Pflanzen wie Weizen und Gerste spielen vor allem in ihrer Interpretation der biblischen Geschichte von Ruth eine zentrale Rolle und finden auch im Zusammenhang mit Lasker-Schülers Gedicht über Ruth und Boas eine Verbindung.

Kulturelle Vielfalt und Feier der jüdischen Identität

Die Eröffnung der Ausstellung erfolgt am 1. September mit einem gut strukturierten Programm: Um 15 Uhr beginnt die Einführung, gefolgt von musikalischen Beiträgen von Emilia Lomakova um 15:30 Uhr und weiteren Erläuterungen zu den Kunstwerke um 16 Uhr. Die musikalische Darbietung wird um 16:30 Uhr erneut stattfinden, was den Teilnehmern die Möglichkeit bietet, die emotionalen Botschaften der Bilder durch Musik zu erleben.

Die Ausstellung bleibt bis zum 22. September geöffnet und lädt jeden Interessierten ein, an den festgelegten Tagen einen Blick auf die beeindruckenden Werke zu werfen: Am 1., 2., 3., 8., 9., 10., 11., 17. und 18. September jeweils von 15 bis 18 Uhr sowie am Sonntag, dem 22. September, von 11 bis 15 Uhr.

Zusätzlich zu der Ausstellung bietet das Alfons-Auer-Haus der katholischen Erwachsenenbildung (keb) am 15. und 22. September weitere Veranstaltungen im Rahmen der Europäischen Tage der Jüdischen Kultur in Biberach an. Diese Vielfalt an kulturellen Veranstaltungen verdeutlicht die lebendige Tradition und Relevanz jüdischer Kunst und Geschichte in der heutigen Zeit.

Durch diese spannenden Veranstaltungen wird nicht nur die jüdische Identität zelebriert, sondern auch ein Raum für Dialog und Reflexion über die vielschichtigen Erfahrungen und die aktuelle Situation jüdischer Familien eröffnet.

Historische Parallelen

Im Kontext der aktuellen Ausstellung und der Veranstaltungen zu den Europäischen Tagen der Jüdischen Kultur in Biberach lässt sich eine tiefere historische Reflexion anstellen. Besonders relevant sind die Ereignisse der jüdischen Diaspora während des Zweiten Weltkriegs. Die Kunst und Kultur von Überlebenden sowie die Erinnerungen an die Verfolgung und Flucht von Juden damals zeigen Ähnlichkeiten zu den aktuellen Themen von Identität, Heimat und Verlust, die auch in Glasers Werken behandelt werden.

Ein Beispiel aus der Geschichte ist das Schicksal von Juden, die während der NS-Zeit aus Deutschland fliehen mussten. Wie in der Ausstellung dargestellt, erlebte ein Überlebender, der 1938 als Kind floh, unermessliches Leid. Diese Geschichte reflektiert die Herausforderungen und den Schmerz, die viele Familien während des Krieges erlebt haben, und hat Parallelen zur heutigen Situation von geflüchteten Familien aus Krisengebieten wie der Ukraine. Der Kunstbegriff bietet in beiden Fällen einen Raum, um über Verlust, Hoffnung und das Streben nach einem neuen Zuhause zu reflektieren.

Hintergrundinformationen zur Europäischen Kultur

Die Europäischen Tage der Jüdischen Kultur, die in vielen Städten und Gemeinden in Europa gefeiert werden, sind eine Initiative, um das Verständnis und die Wertschätzung jüdischer Kultur zu fördern. Diese Tage stehen symbolisch für die Vielfalt und das Erbe der jüdischen Gemeinschaften in Europa, die oftmals von Geschichte, Traditionen und Migration geprägt sind. In Deutschland und anderen europäischen Ländern ist es gerade in den letzten Jahren wichtig geworden, dass kulturelle und historische Perspektiven der jüdischen Bevölkerung gewürdigt und sichtbar gemacht werden.

Das Programm in Biberach, Attenweiler und Sigmaringen ist Teil dieser breiten Begleitung von interkulturellen Austausch und Begegnung. Der Fokus auf familiäre Themen und biblische Geschichten in Glasers Kunst hebt die tief verwurzelte Verbindung zwischen den generationenübergreifenden Erzählungen in der jüdischen Kultur und den Herausforderungen aktueller gesellschaftlicher Fragen hervor. Solche Programme bieten auch einen Weg, sich mit schwierigen Aspekten der Geschichte auseinanderzusetzen und eine Plattform für das globale Verständnis und die Solidarität zu schaffen.

Statistiken zur jüdischen Kultur und Migration

Laut dem Pew Research Center lebten im Jahr 2020 schätzungsweise 14 Millionen Juden weltweit, wobei ein erheblicher Teil in Europa ansässig ist. Diese demografische Zahl verdeutlicht die anhaltende Relevanz der jüdischen Kultur in der Gesellschaft. Der Rückgang der jüdischen Bevölkerung in Europa, besonders in Ländern wie Deutschland, steht im Kontrast zur wachsenden Anzahl von jüdischen Migranten, die aus Krisenregionen kommen.

Zusätzlich zeigen Umfragen, dass das Interesse an kulturellen Veranstaltungen im Zusammenhang mit jüdischer Geschichte und Traditionen in den letzten Jahren gestiegen ist. Eine Umfrage von 2022 ergab, dass 65% der Teilnehmer in Deutschland angaben, mehr über die jüdische Geschichte und Kultur erfahren zu wollen, während 78% eine positive Einstellung zu interkulturellen Veranstaltungen hatten. Diese Statistiken unterstreichen die Bedeutung von Initiativen wie den Europäischen Tagen der Jüdischen Kultur und die Notwendigkeit, das kulturelle Erbe aktiv zu bewahren.

– NAG

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