GörlitzKultur

Görlitz blickt zurück: Erinnerung an den Alltag im Nationalsozialismus

Görlitz sucht nach Zeitzeugen und Erinnerungsstücken aus der NS-Zeit für eine spektakuläre Ausstellung, die ab März 2025 das Alltagsleben zwischen 1933 und 1945 beleuchten soll – ein Aufruf, die dunkle Geschichte der Stadt gemeinsam zu erforschen und die Gesellschaftsveränderungen unter dem Nationalsozialismus zu verstehen!

In Görlitz gibt es einen spannenden neuen Ansatz zur Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus. Unter dem Titel „Nationalsozialismus in Görlitz – 80 Jahre Kriegsende“ planen die Görlitzer Sammlungen eine umfassende Ausstellung, die vom 21. März bis zum 14. Dezember 2025 im Kaisertrutz zu sehen sein wird. Das Ziel dieser Ausstellung ist es, das Alltagsleben der Menschen in Görlitz zwischen 1933 und 1945 detailliert zu beleuchten und die komplexen Schatten von Täter und Opfer in den Vordergrund zu rücken. Museumsdirektor Jasper von Richthofen betont, dass es besonders wichtig sei, das Gedankengebäude der damaligen Gesellschaft zu verstehen.

Historiker Sven Brajer, der sowohl in Berlin als auch in Görlitz lebt, spielt eine zentrale Rolle in diesem Projekt. Mit Unterstützung der Friede-Springer-Stiftung arbeitet er an der Aufarbeitung der lokalhistorischen Aspekte und spricht in zahlreichen Gesprächen mit Zeitzeugen. „Das Ausstellungsprojekt kann blinde Flecken der jüngeren Stadtgeschichte schließen“, erläutert Brajer. Er möchte herausfinden, wie sich die Demokratie in Görlitz durch ökonomische und kulturelle Krisen sowie gesellschaftliche Spaltungen in nur wenigen Jahren in eine totalitäre Diktatur verwandelte.

Aufruf zur Mitwirkung

Ein besonderer Aspekt der kommenden Ausstellung besteht darin, dass die Görlitzer Sammlungen die Bürger um Mithilfe bitten. Gesucht werden persönliche Erinnerungen, Biografien und Familiengeschichten, die sowohl über die Zeit des Nationalsozialismus als auch bis nach 1945 hinausgehen. Brajer hat auch zusammengefasst, welche Materialien gesucht werden. „Fotos, Korrespondenzen oder Tagebücher sind von großer Bedeutung, ebenso wie Geschichten, die das Vereinsleben oder besondere Objekte aus der NS-Zeit beleuchten können“, führt er aus. Wer entsprechende Dokumente oder Erinnerungen hat, kann sich direkt bei Brajer melden (s.brajer@goerlitz.de) und die Einsendungen werden bis Ende Oktober entgegengenommen.

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Die Initiative ist nicht nur auf die Erwachsenen beschränkt; im Rahmen der Ausstellung wird auch ein Geschichtswettbewerb für Schüler ausgeschrieben. In Zusammenarbeit mit den Freunden der Görlitzer Sammlungen e.V. und der Landeszentrale für politische Bildung sind Schüler und Schülerinnen ab der 5. Klasse eingeladen, Projekte zu entwickeln, die sich mit der NS-Zeit in Görlitz und Umgebung auseinandersetzen. Diese Arbeiten sollen in einem speziellen Themenraum der Ausstellung präsentiert werden, der Platz für verschiedene Perspektiven und kreative Arbeiten bieten wird. Preisgelder von bis zu 300 Euro werden für die besten Projekte ausgeschrieben, und die Teilnehmer müssen ihre Projekte bis März 2025 einreichen.

Die Vorbereitungen der Ausstellung sind somit nicht nur für die Forscher spannend, sondern bieten auch der Gesellschaft die Möglichkeit, sich durch Erinnerungen und Austausch aktiv mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Es bleibt abzuwarten, wie viele konkrete Einsendungen von der Bevölkerung und den Schülern kommen werden, doch die Hoffnung auf umfassendes Interesse ist groß. Weitere Informationen zu diesem aufregenden Projekt finden sich in einem umfassenden Bericht auf www.alles-lausitz.de.

tsk / 17.09.2024

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