
Am 12. April 2025 haben die Bürger von Gabun einen neuen Präsidenten gewählt, knapp eineinhalb Jahre nach dem Militärputsch vom August 2023. Der damalige Putsch wurde von Brice Oligui Nguema angeführt, der seinen Cousin, den langjährigen Präsidenten Ali Bongo, absetzte. Oligui gilt als der aussichtsreichste Kandidat und hat die Wahl als „transparent“ und „friedlich“ bezeichnet, während er gleichzeitig den besten Kandidaten zu ihrem Erfolg wünscht. Die Meinungen zu seiner Kandidatur sind jedoch ambivalent.
Die Wahl brachte 920.000 Wähler an die Urne, die Wahlbeteiligung lag bei beeindruckenden 87 Prozent, laut Angaben des Innenministeriums. Bereits im Vorfeld der Wahl war Oligui durch seine Dominanz im Wahlkampf aufgefallen: Plakate seiner Kontrahenten waren in der Hauptstadt Libreville kaum zu sehen. Sein wichtigster Herausforderer ist der frühere Premierminister Alain Claude Bilie-By-Nze, der mit sieben weiteren Männern und einer Frau um das Präsidentenamt konkurriert.
Der Weg ans Präsidentenamt
Oligui Nguema, der auch als der neue starke Mann des gabonais Staates bezeichnet wird, hat eine lange militärische Karriere hinter sich. Er war der Kommandant der Garde Républicaine, die für die Sicherheit des Präsidenten zuständig ist, und wurde in der königlichen Militärakademie in Meknès, Marokko, ausgebildet. 2018 wurde er nach Gabun berufen und übernahm die Leitung des Geheimdienstes der Garde Républicaine. Einige Spekulationen deuten darauf hin, dass er möglicherweise eine Mitverantwortung für den Putsch trägt, da seine Beförderung im Präsidentenpalast stattfand, kurz nach der öffentlichen Bekanntgabe der Wahlergebnisse, die Ali Bongo als Sieger auswiesen.
Die Herausforderungen, vor denen Gabun steht, sind gewaltig. Trotz seiner reichen Rohstoffe leben rund 2,5 Millionen Gabuner größtenteils in Armut. Fast 40 Prozent der jungen Menschen sind arbeitslos, und das Land kämpft mit Infrastrukturmängeln und regelmäßigem Stromausfall. Viele Bürger hegen die Hoffnung, dass die Wahl einen Neuanfang bringe und die Korruption, für die Bongo und seine Familie während ihrer Herrschaft kritisiert wurden, ein Ende finden könnte.
Politischer Kontext und internationale Reaktionen
Die militärischen Machtübernahmen in Afrika haben in den letzten Jahren zugenommen. Seit 2020 gab es neun bedeutende Putsche, insbesondere in ehemaligen französischen Kolonien. Diese Entwicklungen wurden von UNO-Generalsekretär António Guterres als „Epidemie von Putschen“ bezeichnet. Bei Umfragen in 20 afrikanischen Ländern äußerten 54 Prozent der Befragten Unterstützung für militärische Interventionen im Falle von Machtmissbrauch durch gewählte Regierungen. Diese Unzufriedenheit mit der politischen Elite hat zur Entstehung eines Umfelds geführt, in dem Putschisten glauben, ungestraft handeln zu können.
Die Wahl in Gabun könnte entscheidend sein für die künftige politische Stabilität des Landes und wie es international wahrgenommen wird. Wahlbeobachter aus der EU und anderen Organisationen sind vor Ort, um die Abstimmung zu überwachen. Es bleibt abzuwarten, wie die Ergebnisse der Wahl, die am 14. April 2025 erwartet werden, die politische Landschaft in Gabun beeinflussen werden. Die neue Verfassung sieht eine Amtszeit des Präsidenten von sieben Jahren vor, die einmal verlängert werden kann, was Bedenken weckt, dass Oligui Nguema might versucht sein könnte, die Macht langfristig zu sichern.
Insgesamt steht Gabun vor der Herausforderung, die Erwartungen der Bevölkerung zu erfüllen und gleichzeitig eine transparente politische Kultur zu etablieren, während das Land sich von den Schatten korruptionsgeplagter Regierungen befreien möchte.
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