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Franzobel bringt mit seinem neuen Roman "Hundert Wörter für Schnee" eine packende Geschichte über Macht, Kolonialismus und menschliches Schicksal auf den Tisch. In diesem historischen Abenteuerroman, der am 18. Februar 2025 im Zsolnay Verlag erscheint, erzählt der Autor von den dramatischen Erlebnissen des amerikanischen Ingenieurs und Polarforschers Robert Peary. Peary, der zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und dem frühen 20. Jahrhundert nach Ruhm und Macht strebte, plante zunächst den Bau eines Kanals in Mittelamerika, bevor er sich dem unerforschten Nordpol zuwandte. Dabei agierte er oft wie ein Kolonialherr, wie NDR berichtete. Peary plünderte Gräber und brachte sogar Inuit, darunter den jungen Minik, nach Amerika, wo diese mit einem schrecklichen Schicksal konfrontiert wurden.
Ein Porträt des verlorenen Minik
Minik, als Kind von Peary entführt, erlebte in den USA eine existenzielle Zerrissenheit. Er wurde nicht nur aus seiner Heimat gerissen, sondern fand sich auch in einer völlig fremden Kultur zurecht. Franzobel wird in Kleine Zeitung emotional nachfühlbar, wie Minik zwischen zwei Welten hin- und hergerissen ist. Sein Schicksal spiegelt die Problematik der Migration wider; lange Zeit war er der Hoffnung ausgesetzt, eines Tages nach Grönland zurückkehren zu können, nur um schließlich als Fremder in seiner eigenen Heimat zu enden. Der Roman beleuchtet die Schwierigkeiten der kulturellen Anpassung und die Folgen von Kolonialismus, was in der heutigen Gesellschaft von großer Relevanz ist.
Franzobel, bekannt für seine Fähigkeit, historische Narrative lebendig zu gestalten, berührt in seinem Werk zudem die Herausforderungen und die Schönheit der grönländischen Lebensweise. Sein detailliertes Porträt der Natur und der traditionellen Kultur soll die Leser zum Nachdenken anregen und ein Bewusstsein für die verloren gegangene Kultur der Inughuit schaffen. Durch die spannende Erzählform und die ironischen Kommentare gelingt es dem Autor, die Leser nicht nur zu unterhalten, sondern ihnen auch eine kritische Perspektive über Macht und Verantwortung zu vermitteln.
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