Die Geschichte der Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Gottes in Tussenhausen
Die Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Gottes ist ein fester Bestandteil der Kultur und Geschichte von Tussenhausen im Unterallgäu. Ursprünglich als kleine, hölzerne Gebetsstätte entstanden, hat sie im Laufe der Jahrhunderte viele Wandlungen und Herausforderungen erlebt, die sie zu einem bedeutenden Wallfahrtsort gemacht haben.
Ein Ort voller Legenden
Die ersten Aufzeichnungen über die Kapelle stammen aus dem Jahr 1435 und sind mit einem Überfall von Kirchenräubern verbunden. Diese wurden in unmittelbarer Nähe gefasst. Es wird angenommen, dass die Kapelle als letzter Rückzugsort für reumütige Verbrecher diente, bevor sie zum Galgenplatz gebracht wurden. Diese Legende lässt auf eine düstere, aber prägende Vergangenheit des Bauwerks schließen.
Bauliche Veränderungen und Erneuerungen
Die Kapelle erlebte einen grundlegenden Wandel im Jahr 1657, als der Grundstein für die steinerne Struktur gelegt wurde. Bereits 1708 wurde sie jedoch abgerissen, da sie den Bedürfnissen der Gläubigen nicht mehr gerecht wurde. Die Einweihung der neuen Kapelle erfolgte 1713 durch den Augsburger Weihbischof Johann Kasimir Roehls. Über die Jahrhunderte kam es zu vielen Veränderungen : Im 19. Jahrhundert wurde sie entweiht und als Lager genutzt. Insbesondere die Fresken und Reliquien innerhalb der Kapelle sind von unsicherem Ursprung, da viele im Zuge dieser Umwandlung verloren gingen. Nach vor kurzem erfolgten Renovierungsarbeiten ist die Kapelle heute beeindruckend mit Fresken, Statuen und einem prächtigen Altar geschmückt.
Die Wallfahrt als jährlich stattfindendes Ereignis
Ein Zeichen der Lebendigkeit und der Gemeinschaft stellt die jährlich stattfindende Wallfahrt dar, die 1968 vom Krieger- und Soldatenverein Tussenhausen initiiert wurde. Diese Wallfahrt wurde ursprünglich als „Kriegerwallfahrt“ bezeichnet und ist heute als „Friedenswallfahrt“ bekannt. Jedes Jahr sammeln sich mehr als 30 Fahnenabordnungen von lokalen Vereinen, um gemeinsam den Frieden zu zelebrieren. Diese Veranstaltung ist nicht nur eine religiöse Zeremonie, sondern auch eine Zusammenkunft der Gemeinde und der umliegenden Dörfer.
Ein Zentrum für Andacht und Feierlichkeiten
Die Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Gottes ist ein dynamischer Ort, der nicht nur für Wallfahrten genutzt wird. Sie ist auch ein Ort für persönliche Andacht, bei dem jeden Sonntag um 15:30 Uhr gemeinsam der Rosenkranz gebetet wird. Zudem ist die Kapelle für besondere Anlässe wie Hochzeiten, Taufen oder Trauerfeiern offen und bietet den Menschen in der Region einen Raum für ihre spirituellen und familiären Feste.
Die Bedeutung der Kapelle für die Gemeinschaft
Die Kapelle ist mehr als nur ein historisches Gebäude; sie stellt ein zentrales Element der Identität von Tussenhausen dar. Durch ihre jahrhundertealte Geschichte und die damit verbundenen Traditionen hat sie Generationen von Menschen zusammengeführt. Die Lebendigkeit des Ortes zeigt sich nicht nur in den regelmäßigen Gottesdiensten und Wallfahrten, sondern auch in der Pflege und dem Engagement der Gemeindemitglieder, die stets bereit sind, für den Erhalt und die Renovierung der Kapelle zu sorgen.
Durch die zahlreichen Geschichten und Erlebnisse ist die Kapelle ein weitreichendes Symbol für Glauben, Gemeinschaft und Tradition im Unterallgäu.
– NAG