Im Rathaus von Coswig wird derzeit eine bemerkenswerte Ausstellung präsentiert, die den Besuchern nicht nur Einblicke in die lokale Verwaltung bietet, sondern auch in die Geschichten von Migranten, die in Deutschland ein neues Zuhause gefunden haben. Seit Ende September lädt das Foyer des Rathauses alle Interessierten ein, sich aktiv mit den Hoffnungen und Erfahrungen dieser Menschen auseinanderzusetzen.
Die Diakonie Meißen hat in Kooperation mit verschiedenen Organisationen eine Biografiensammlung erstellt, die acht Lebensgeschichten von Migranten zeigt. Diese Geschichten stammen aus verschiedenen Ländern und erstrecken sich über ein breites Spektrum an Berufen und Erfahrungen. Die Gruppe umfasst Personen im Alter von 20 bis 70 Jahren, die ihre Erlebnisse in Deutschland teilen. Dalija Druschke von der Diakonie Meißen erklärt, dass es wichtig ist, das Bewusstsein für den Beitrag von Migranten zur Gesellschaft zu schärfen, denn viele Menschen sind sich dessen nicht bewusst.
Einblick in vielfältige Biografien
Das Ziel der Ausstellung ist es, positive Geschichten in den Vordergrund zu stellen und Vorurteile abzubauen. Regelmäßige Besucher zeigen sich angetan von den Erzählungen und verweilen oft vor den Plakaten, um die Texte zu lesen. Druschke hofft, dass die Ausstellung den Besuchern einen neuen Blickwinkel auf Migranten vermittelt. „Wir wollen Mut machen, sich mit diesen Geschichten auseinanderzusetzen“, sagt sie.
Zugleich ist im Rathaus der Kunstpavillon zu sehen, der unter der Leitung der Künstlerin Nora Maria Bräuer entstanden ist. Dieser wurde von geflüchteten Frauen – vorwiegend aus der Ukraine – gestaltet. In verschiedenen Workshops haben die Teilnehmerinnen Gedanken und Gefühle ausgetauscht, um ihre Erfahrungen künstlerisch festzuhalten. Sie möchten mit ihrer Kunst nicht nur ihre Freude, sondern auch ihre Resonanz auf das Leben in Deutschland zum Ausdruck bringen.
Die Installation ist eine Mischung aus bunten Bändern mit positiven Botschaften und Zeichnungen von Kindern, die ihre Emotionen darstellen. Besonders auffallend ist ein Spruch: „Weltfrieden beginnt mit innerem Frieden.“ Dieser Hinweis soll die Besucher dazu anregen, sich aktiv zu beteiligen und ihre eigenen Gedanken zum Projekt aufzuschreiben. „Es geht darum, ein lebendiges Buch zu schaffen, das ständig weiterwächst“, so Bräuer.
Empathie und Verbindung fördern
Gundula Schmutzler von der Initiative „Coswig – Ort der Vielfalt“ teilt diese positiven Erfahrungen. Sie arbeitet als Patenbeauftragte und unterstützt Migranten in ihrer Integration. „Diese Frauen haben sich während der Workshops geöffnet. An den Gedanken, die hier hängen, kann man sich gut hineinversetzen“, erklärt sie. Die Installation bietet nicht nur einen Einblick in persönliche Erlebnisse, sondern regt auch zu einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Thema Migration an.
Trotz der vorherrschenden negativen Stimmen in der Gesellschaft setzen die Initiatoren der Ausstellung auf eine positive Wahrnehmung der Migranten und deren Beiträge zur Gemeinschaft. „Wir möchten zeigen, dass diese Menschen mehr sind als ihre Fluchterfahrungen. Sie bringen Hoffnung und wertvolle Perspektiven in unsere Gesellschaft“, erklärt Druschke.
Die Ausstellung und der Kunstpavillon werden noch bis zum 15. Oktober im Rathaus zu sehen sein. Der Oberbürgermeister hat sich beschlossen, die Kunstinstallation länger im Foyer zu belassen, um mehr Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich mit diesen bewegenden Themen auseinanderzusetzen. Es bleibt abzuwarten, wie diese Botschaften bei den Besuchern ankommen und ob sie die Wahrnehmung von Migranten in der Gesellschaft tatsächlich verändern können.