Ein bekannter indischer Komiker steht zu seinem Recht, Witze zu machen, nachdem ein wütender Mob ein Comedy-Club angegriffen hat, in dem er auf der Bühne einen Seitenhieb auf einen rechten Politiker gemacht hatte.
Kunal Kamra und die Kontroversen um seine Witze
Kunal Kamra, bekannt für seine scharfen Kommentare über die Popkultur und Politik, steht in der westindischen Bundesstaat Maharashtra wegen angeblicher Verleumdung unter polizeilicher Untersuchung. Der Grund für die Ermittlungen sind seine Witze über den stellvertretenden Ministerpräsidenten Eknath Shinde. Dieser Vorfall ist das jüngste Beispiel für die abnehmende Meinungsfreiheit in Indien und die Empfindlichkeiten unter den rechten Politikern des Landes, die in einigen Fällen bereits zur Festnahme des Künstlers aufgerufen haben.
Der Vorfall im Comedy-Club
Ein Video aus dem Auftritt, das am Sonntag auf Kamaras YouTube-Kanal veröffentlicht wurde, zeigt den Komiker, der anscheinend Shinde verspottet. Im Video erwähnt Kamra nicht ausdrücklich den Politiker, referenziert jedoch in einem Lied einen „gaddar“ oder „Verräter“ – dies wird allgemein als Bezug auf Shindes Führung eines Aufstands im Jahr 2022 verstanden, der zum Sturz der vorherigen Regierung des Bundesstaates führte.
Wut und Gewalt
Der Witz erntete umgehend wütende Reaktionen aus der Hindu-supremacistischen Shiv Sena Partei, zu der Shinde gehört. Ein aufgebrachter Mob erschien später im The Habitat Comedy Club in Mumbai, in dem Kamra aufgetreten war. Ein Video des Vorfalls zeigt Dutzende von Männern – einige mit Schals, auf denen das Logo der Shiv Sena zu sehen ist – die Stühle zertrümmern und das Innere des Clubs verwüsten.
Politische Reaktionen und Rückhalt
Die Polizei ermittelt auch wegen des angeblichen Vandalismus. CNN hat sich an Shinde gewandt um eine Stellungnahme zu erhalten. Krishna Hegde, ein Sprecher der Shiv Sena, erklärte, Kamaras Äußerungen hätten die Menschen in Maharashtra „beleidigt“. Er forderte: „Die Polizei von Mumbai sollte Kunal Kamra in Gewahrsam nehmen, ihn festnehmen und hinter Gitter bringen.“
Ein weiterer Abgeordneter der Partei, Naresh Mhaske, warnte, dass Kamra nicht mehr sicher auf der Straße sein könnte. „Du wirst nicht einmal mehr in ganz Indien umherlaufen können“, sagte er in einer Videobotschaft. Kamra hingegen beteuert, dass er sich nicht für seine Kommentare entschuldigen wird und kritisierte auf X die „Unfähigkeit, über eine mächtige öffentliche Figur zu lachen“.
Die Verteidigung des Komikers
Einige oppositionelle Politiker in Maharashtra haben sich demonstrativ hinter Kamra gestellt angesichts des politischen Sturms. Aditya Thackeray, Shindes früherer politischer Verbündeter, sagte: „Nur ein unsicherer Feigling würde auf ein Lied einer Person so reagieren.“
The Habitat äußerte sich schockiert über den Vandalismus und kündigte die vorübergehende Schließung des Clubs an. „Wir haben nie in die Inhalte eingegriffen, die von Künstlern aufgeführt werden, aber die jüngsten Ereignisse lassen uns darüber nachdenken, wie wir zu Zielen werden.“
Wachsende Intoleranz in Indien
Dies ist nicht Kamaras erster Konflikt mit dem Gesetz. Im Dezember 2020 wurde er wegen angeblicher Verunglimpfung der Justiz und Richter in seinen Social-Media-Beiträgen vom Obersten Gerichtshof fürGericht zur Verantwortung gezogen. Vor zwei Jahren bezeichnete Kamra Indien als eine „humorlose Gesellschaft“ und gab an, etwa 100 Auftritte aufgrund von Drohungen durch rechte Gruppen abgesagt zu haben.
Der Schutz der Meinungsfreiheit
Die Meinungsfreiheit ist in der demokratischen Verfassung Indiens verankert, jedoch haben Komiker in der größten Demokratie der Welt bereits die Wut angegriffener Politiker aufgrund ihrer Witze zu spüren bekommen. Im November 2021 forderten rechte Politiker die Verhaftung des Komikers Vir Das, nachdem er ein eindringliches Monolog über die Vergewaltigungsproblematik des Landes und die langen Proteste der Bauern gehalten hatte.
Obwohl das bisherige Schicksal vieler Komiker zeigt, dass sie nicht für ihre Worte und Witze bestraft werden sollten, erleben sie häufig, dass ihre Karriere unter solchen Umständen ernsthaft gefährdet wird. Kamra bleibt jedoch fest entschlossen, sein Recht auf Satire und Humor gegenüber denjenigen zu verteidigen, die sich an der Macht stören.
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