
Während seiner legendären Karriere in der Modewelt betonte Karl Lagerfeld einmal: „Kunst ist Kunst, Mode ist Mode.“ Doch eine neue Ausstellung namens „Louvre Couture, Art and Fashion: Statement Pieces“ könnte den verstorbenen deutschen Modedesigner eines Besseren belehren. Die bis zum 21. Juli laufende Ausstellung präsentiert 45 Designer – von Chanel und Balenciaga bis hin zu Versace und Yves Saint Laurent – und eröffnet einen bislang unerhörten Dialog zwischen Kunst und Mode von den 1960er Jahren bis zur Gegenwart.
Einzigartige Kollektion im Louvre
In dieser wegweisenden Schau – der ersten Modenausstellung, die jemals im Louvre stattgefunden hat – werden 70 Kleidungsstücke sowie 30 Accessoires renommierter Designer gezeigt. Diese Kreationen sind oft versteckt unter den fast 9.300 Quadratmetern der Räume und Galerien des Museums.
Mode und Kunst: Eine untrennbare Verbindung
Obwohl dies die erste Modenausstellung im Louvre ist, ist Kleidung in den Ausstellungsräumen omnipräsent, von Vermeers „Die Spitze“ bis zu Ingres’ Nackter mit Turban, der „Großen Odaliske“. Was getragen wird – oder nicht getragen wird – war schon immer ein zentrales Element der Schöpfung und Rezeption von Kunst.
Ein Beitrag zur aktuellen Gesellschaft
„Es ist sehr wichtig für den Louvre, sich neuen Generationen zu öffnen und einen kleinen Beitrag zum Verständnis der heutigen Welt zu leisten. Genau das macht diese Ausstellung“, sagte Laurence des Cars, die Präsidentin des Museums, in einem Interview im Louvre.
Flanieren und Entdecken
Die Sammlung verbindet die Fäden zwischen Mode und einer Vielzahl von „Kunstobjekten“ – darunter Wandteppiche, Keramiken, Porträts, Skulpturen und die Anordnung der Galerien im Louvre selbst. Die Besucher sind eingeladen, sich im Museum umherzutreiben – wie es im französischen Sprichwort heißt – und die weniger populären Sammlungen zu entdecken.
Die Modedesigner und ihre Inspirationsquelle
Für einige Designer ist das Museum wie ein „ultimativer Moodboard“, bemerkte Olivier Gabet, der Direktor der Kunstobjekte des Museums und Kurator der Ausstellung. Während Künstler wie Paul Cézanne beobachteten, dass „der Louvre das Buch ist, in dem wir lesen lernen“, wurden Designer von den vielen Sammlungen des weltgrößten Museums inspiriert. Einige, wie Christian Louboutin, teilten mit Gabet Erinnerungen an ihre Kindheit, die sie in den Hallen verbrachten. Andere, wie Yves Saint Laurent, waren selbst große Kunstliebhaber und Sammler. Für Gabet war die persönliche Beziehung zwischen den Designern und dem Louvre der Ausgangspunkt für die Ausstellung.
Ikonische Kreationen und historische Epochen
Die Verbindung wird durch die Dior-Silhouette verkörpert, die die Ausstellung eröffnet. Mit dem Titel „Musée du Louvre“ ist es laut Gabet das „einzige Stück in der Geschichte der Haute Couture, das nach einem Museum benannt wurde.“ Die Ausstellung ehrt bedeutende historische Epochen und lädt die Besucher ein, die Artefakte des Louvre durch das Prisma zeitgenössischer Designer neu zu entdecken. Zu den Höhepunkten gehört ein mit Kristallen besticktes Kleid von Dolce & Gabbana, inspiriert von 11. Jahrhundert Mosaiken aus der Santa Maria Assunta in Torcello, Venedig. Ein spektakuläres Dior-Kleid aus Seide, das ein Motiv des Sonnenkönigs zeigt, wird vor einem barocken Porträt von Ludwig XIV. präsentiert.
Details und Inspirationen der Designer
Manchmal sind die Hinweise der Designer auf Objekte im Louvre ganz konkret. Karl Lagerfelds Kollektion für Chanel aus dem Jahr 2019 beinhaltete beispielsweise eine auffällige bestickte Jacke, deren Motiv von einer blauen und weißen Truhe aus dem 18. Jahrhundert stammt. Lagerfeld, der den Louvre als sein „zweites Studio“ betrachtete, skizzierte seine ersten Entwürfe für das Kleid in einem Museumskatalog, der die Truhe enthielt, bevor er die finale Fassung an das Chanel-Atelier schickte.
Der Glamour des Mittelalters findet sich ebenfalls in der Ausstellung, mit rüstungsähnlichen Kleidern, die Modelle in moderne Johanna von Orléans verwandeln. Besonders bekannt ist das Foto von Brigitte Bardot, die 1967 von David Bailey in einer Paco Rabanne-Kettenhemdbluse aufgenommen wurde, die nun neben einem 3D-gedruckten Rüstungsgewand von Balenciaga zu sehen ist.
Die Zukunft der Mode im Louvre
Während die breite Geschichtsperspektive eine ständig wiederkehrende Inspiration für Designer darstellt – wie etwa italienische Renaissancegemälde für Maria Grazia Chiuri bei Christian Dior oder mittelalterliche Wandteppiche für Dries van Noten – bietet „Louvre Couture“ Quelle der Inspiration für Designer und Besucher gleichermaßen, während sich die Pariser Modewoche näher rückt. „Die Ausstellung ist nicht dazu da, zu sagen, dass Mode Kunst ist oder nicht“, schloss Gabet. „Mode geht um Kreation. Die künstlerische Kultur, die große Designer teilen – das ist das Leitmotiv der Sammlung.“ Dies ist nur der Beginn eines anhaltenden Dialogs. Im März wird das berühmte Pariser Museum Hunderte von Gästen für das Grand Dîner empfangen, eine Veranstaltung, die bereits als die erste französische Met Gala bezeichnet wird.
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