In der Diskothek Freestyle im Dorf Dragun spielte DJ Christian Durhack im Jahr 1990, wenige Monate nach der Wende, den Hit „Sonderzug nach Pankow“ von Udo Lindenberg. Dies geschah in einer Zeit, als derartige Musik in der DDR weitestgehend unerwünscht war. Während seiner Auftritte, die er dreimal pro Woche veranstaltete, wechselte er sich mit einem DJ aus dem Schweriner Musikladen ab. Damals galten strenge Auflagen, wie das Licht um 22 Uhr anzuschalten und die Diskothek für unter 16-Jährige zu schließen, um das Sicherheitskonzept im Haus der Jugend in Gadebusch zu gewährleisten.
DJ Christian Durhack, 59 Jahre alt und seit den 1990er Jahren aktiv, hatte seine erste Auftritte im Rahmen des damaligen Nachtlebens in Dragun. Die Geschichte der Diskothek, in der er spielte, erstreckt sich über insgesamt 14 Jahre und ist geprägt von ausgelassenen Feiern und Events wie Beachpartys, Schubkarrenrennen und der Wahl zur „Miss nasses T-Shirt“. Besonders bemerkenswert ist seine Geschichte als DJ, da er 1987 bei einem DJ-Testkomitee dreimal durchfiel, jedoch beim vierten Versuch schließlich bestanden hat.
Die Entwicklung der Diskokultur in der DDR
Diskotheken in der DDR entstanden bereits Ende der 1960er Jahre, auf Initiative von FDJ-Singeklubs. Die erste öffentliche Diskothek wurde 1968 vom Berliner Oktoberklub präsentiert. Bereits 1970 gab es nur etwa zehn Diskotheken in der DDR; zwei Jahre später waren es über tausend, was die rasante Entwicklung dieses Unterhaltungsservices verdeutlicht.
Ab 1972 war eine Spielerlaubnis für DJs notwendig. Um die sogenannte 60/40%-Regelung umzusetzen – 60% nationale und 40% internationale Titel – wurde beschlossen, mehr eigene Musik zu produzieren. Diese Regelung führte dazu, dass DJs als Schallplattenunterhalter oder Diskomoderatoren bezeichnet wurden und regelmäßig Eignungsprüfungen ablegen mussten. Um in der Diskokultur bestehen zu können, mussten sie ihre Technik oft selbst bauen, da die offiziell bereitgestellte Technik häufig von minderer Qualität war.
Ein bedeutendes Element der DJ-Arbeit war die Einhaltung der AWA-Vorgaben, um Urheberrechte zu wahren. Die Realität in den Diskotheken entsprach oft nicht den offiziellen Vorgaben; die Jugendlichen suchten vor allem nach einem Ort zum Tanzen und Kontakte knüpfen. Diskotheken wurden häufig in Speisesälen großer Fabriken oder Jugendclubs veranstaltet.
Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1990, nach dem DJ Christian Durhack seine Erfahrungen sammelte, endete auch die Karriere vieler DJs, da sich die Musiklandschaft und das Nachtleben grundlegend veränderten.
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