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In der österreichischen Gesundheitsdebatte meldet sich nun Peter Lehner zu Wort, der Obmann der Sozialversicherung der Selbstständigen (SVS). Er kritisiert das bestehende System und betont, dass es an der Zeit sei, grundlegende Einschnitte bei den Gesundheitsleistungen vorzunehmen. "Wir sollten nicht erwarten, dass unser Gesundheitssystem wie ein vollausgestatteter Mercedes funktioniert", sagte Lehner und stellte damit die Notwendigkeit einer Überarbeitung der Ansprüche in Frage. Der Rahmen des Gesundheitssystems sei gesetzlich klar umrissen, sodass die Krankenbehandlung zwar für die Grundversorgung ausgelegt sei, jedoch nicht über das Maß des Notwendigen hinausgehen dürfe. Diese Ansichten wurden auch in einem aktuellen Interview mit dem KURIER thematisiert.
Forderung nach einem Umdenken im Gesundheitssystem
Lehner macht sich Sorgen um die steigende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem aktuellen Gesundheitsangebot und sieht die Ursache in einer gesellschaftlichen Abkehr von Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz. "Wir müssen die Inanspruchnahme von Leistungen wieder auf ein notwendiges Maß zurückführen", fordert er. Durch eine Übernutzung des Systems käme es zu einer Überlastung, was sich negativ auf die Versorgungsqualität auswirkt. Auch der scheidende Gesundheitsminister Johannes Rauch erhält Kritik von Lehner: Er bemängelt, dass entscheidende Maßnahmen zur Leistungsverbesserung nicht mit den Systempartnern abgestimmt wurden.
Die Diskussion um den Mangel an Landärzten wird ebenfalls angestoßen. Die Bundesregierung hat Pläne für Prämien zur Besetzung dieser Stellen vorgestellt, was Lehner jedoch als unzureichend erachtet. Er betont, dass die Probleme im Gesundheitssystem nicht durch einmalige finanzielle Anreize gelöst werden können, sondern dass eine grundlegende Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen der Ärzte notwendig sei. Die unverhältnismäßige Verteilung der Kosten – 7,65 Milliarden Euro für Spitäler im Vergleich zu 6,4 Milliarden Euro für ärztliche Leistungen – zeigt, dass eine Reform dringend erforderlich ist, um die Gleichverteilung der finanziellen Mittel zu gewährleisten. Lehner hat den klaren Eindruck, dass für eine gezielte Verbesserung der Versorgungsqualität eine Spezialisierung und Transparenz innerhalb des Systems vonnöten sind, wie auch im Gespräch mit dem KURIER betont wurde.
Die Diskussion dreht sich um weitreichende Fragen: Wie kann Patientensteuerung effizienter gestaltet werden? Lehner ist überzeugt, dass man von der "Vollkaskomentalität" wegkommen müsse. Die Menschen müssten lernen, Gesundheitsleistungen bewusster und verantwortungsbewusster in Anspruch zu nehmen, ohne übertriebenen Aufwand zu treiben, der oft nicht notwendig ist. "Die Sozialversicherung funktioniert nach dem Solidarprinzip – und das sollte jeder im Kopf haben", so Lehner abschließend.
Die Herausforderungen, vor denen die österreichische Gesundheitspolitik steht, sind vielschichtig und erfordern ein Umdenken aller Beteiligten. Um nachhaltig Verbesserungen zu erzielen, ist eine klare Strategie gefragt, die die Bedürfnisse der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellt, gleichzeitig aber auch die Ressourcen und Möglichkeiten des Gesundheitssystems realistisch betrachtet.
Kleine Zeitung berichtete und der KURIER analysierte die aktuelle Situation im Gesundheitssystem intensiv.Ort des Geschehens
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